Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
um zu wissen, dass es leer war. Dennoch streckte er seine Hand aus und strich über die Matratze neben ihm. Sie war kalt. Also musste Romeo schon länger weg sein als die paar Minuten, die er gebraucht hätte um ins Bad zu gehen und Kaffee zu kochen, sein übliches Morgenritual während der wenigen Male, die er bei Julian übernachtet hatte.
Übernachten . Romeo.
Die Erinnerung daran, wo er sich befand, traf Julian wie ein Schlag. Romeos Zuhause, die schicke Wohnung im oberen Stockwerk des Hauses einer netten alten Dame. Der netten alten Dame die Romeo näher stand als seine eigene Großmutter. Mehr Einzelheiten der letzten Nacht kehrten zurück, Fragmente die in seinem staubigen Kopf herum schwebten und Gestalt annahmen, und sich dann allmählich mit Farbe füllten. Er setzte sich auf, etwas überrascht von der ungewohnten Empfindlichkeit. Dann erinnerte er sich, woran das lag. Oha . Er hatte Romeo es wirklich tun lassen, oder? Naja, es war ihm richtig erschienen es zu tun. Oder besser gesagt, der Zeitpunkt war richtig gewesen um…es zu tun.
Mit Romeo.
Er schwang die Füße über die Bettkante und ignorierte das leichte Brennen. So bedeutend war die Sache nun auch wieder nicht. Schließlich hatte er das nicht zum ersten Mal getan. Romeo war die ganze Zeit über unglaublich zärtlich und vorsichtig gewesen und es hatte sich gut angefühlt, ganz so wie Julian es erwartet hatte. Daran erinnerte er sich nur zu gut, allerdings wagte er nicht, allzu lange in den Erinnerungen zu schwelgen. Es war wirklich nicht so bedeutungsvoll gewesen und es gab auch eigentlich keinen Grund warum er so lange damit gewartet hatte jemanden so an sich heranzulassen. Nur… Er tappte ins Bad um sich zu erleichtern. Die Duschkabine war mit Wassertropfen gesprenkelt, also hatte Romeo wohl geduscht bevor er gegangen war.
Seltsam nur, dass Julian nichts gehört hatte. Allerdings befand sich das Bad ja auch am anderen Ende der Wohnung und Julian hatte ziemlich tief geschlafen. Wie lange war Romeo wohl schon auf?
P lötzlich ertappte Julian sich dabei wie er ganz automatisch den Raum untersuchte. Zahnbürste und Rasierer—die beiden kannte er schon. Romeo hatte sie mitgebracht zu den wenigen geplanten Übernachtungen bei Julian.
Julians Herz machte einen kleinen Hüpfer als er sich daran erinnerte wie sehr ihn die Entdeckung, dass Romeo sich abends rasierte, erstaunt hatte. Es ergab durchaus Sinn, da Romeo dadurch morgens schneller fertig war und es außerdem einfacher für ihn war, seine Bartstoppeln auf die gewünschte Länge für den Tag zu trimmen.
Julian fuhr mit seiner Erforschung des kleinen Badezimmers fort. Romeo war nicht übermäßig ordentlich, und der Raum wirkte bewohnt, ohne jedoch chaotisch zu sein. Das war vielversprechend, da Romeo nicht allzu penibel hinter sich sauber machte, aber den Platz auch nicht mit unnützen Dingen vollstopfte. Offensichtlich hatte er auch keine Putzfrau, zumindest keine die so gründlich war wie Mrs. Dobbs, die gute Seele die Julians Haus zu einem Ort machte, an den er abends gerne zurück kehrte. Bei ihr hätte es keine Berge getragener Wäsche gegeben, und auch keine dünne Staubschicht auf den Möbeln. Und schon gar keine Pinsel die neben der Spüle einem Stapel Teller Gesellschaft leistete. Es war zwar alles sauber, musste aber noch weggeräumt werden.
Ganz ehrlich, Julian wollte es nicht tun. Schließlich hatte er ein Versprechen gegeben. Doch bevor er sich dessen besinnen konnte, gewann sein Training die Oberhand und er durchsuchte Romeos Heim mit der methodischen Gründlichkeit die er an den Tag gelegt hätte wen er die Habseligkeiten irgendeines beliebigen Verdächtigen durchsucht hätte. Nur gehörten diese Sachen nicht irgendeinem Verdächtigen, und dies war auch nicht die Wohnung irgendeines Verdächtigen. Es waren der Besitz und das Heim des Mannes, dem er mehr Vertrauen entgegenbrachte als jedem anderen. Zumindest in einem gewissen Bereich.
Die lockere, intime Zuneigung zwischen ihnen war absolut echt und bereits stärker als alles, was ihn je mit einem anderen Mann verbunden hatte. In einem anderen Bereich—seinem Beruf—vertraute er Romeo überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Es gab keinen Grund, Romeo zu vertrauen, denn höchstwahrscheinlich plante der Dieb in ihm tatsächlich etwas. Und möglicherweise war sein Status als Vertrauter des FBI und seine persönliche Beziehung zum Leiter der Abteilung in der er arbeitete ein wesentlicher Bestandteil dieses Plans.
Ob die letzte
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