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Ein Teelöffel Land und Meer

Ein Teelöffel Land und Meer

Titel: Ein Teelöffel Land und Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dina Nayeri
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die Auberginen zu schälen, klein zu schneiden, zu salzen und abzuspülen. Sie brät sie in Olivenöl und drapiert sie über das Fleisch. In zwei Stunden werden sie so zart sein, dass man sie mit dem Löffel essen kann. Als sie fertig ist, merkt sie, dass sie zu viele Auberginen für den Eintopf gemacht hat, also brät sie ein paar Tomaten, gibt sie zu den restlichen Auberginenwürfeln und kocht das Ganze mit Eiern, Kurkuma und Knoblauch. Dieses Gericht,
mirza ghasemi
, ist eine ihrer Lieblingsspeisen, aber jetzt bereitet sie es nur zu, um übrig gebliebene Zutaten zu verarbeiten, und isst es im Stehen.
    Als der Eintopf fertig ist, füllt sie sich einen Teller, schält eine ganze eingelegte Knoblauchzehe aus den großen Töpfen, die draußen aufgereiht stehen, streut die kupferfarbenen Stückchen über den Eintopf und geht mit dem Essen ins Wohnzimmer, wo sie sechs Kissen aufhäuft und es sich bequem macht, bereit für einen einsamen Abend, den sie rauchend und mit alten amerikanischen Fernsehsendungen verbringen wird.
    Sie hat einen beeindruckend rauschhaften Zustand erreicht, weit intensiver, als ihn Haschisch oder Fernsehen oder Verzwei f lung allein auslösen könnten, als es an der Tür klopft. Sie wischt sich die Knoblauch- und Essigfinger an der Jeans ab. Es hat keinen Sinn, die Hände zu waschen – eingelegter Knoblauch mit seinem in die Haut dringenden Duft ist ein Gast, der lange bleibt und nur von einer gewissen Sorte unverheirateter Frauen eingeladen wird, Frauen, die nicht mehr auf der Suche sind.
    Hopeless. Housebound. Hermit.
    Hoffnungslos. Hausmütterchen. Höhlenmensch.
    Sie rollt sich von den Kissen und trottet zur Tür. Die Füße sind ihr eingeschlafen, deshalb dauert es eine Weile, bis sie den Hof durchquert hat und das hohe Tor öffnet.
    Draußen wartet Reza, die Arme über seiner braunen Jacke verschränkt. Seine Augen huschen von einer Straßenseite zur anderen, suchen nach neugierigen Nachbarn oder patrouillierenden
pasdars
.
    Als Reza sich an ihr vorbei in den Hof schiebt, ist Sabas erster Gedanke:
Warum ist er hier?
Jetzt, wo sie keinen Mann hat, der ihn empfangen kann, gibt es keinen Grund mehr.
    »Ich wollte dich schon früher besuchen kommen«, sagt er.
    »Warum?«, fragt sie. Die Tatsache, dass sie riecht wie eine Köchin, macht sie angriffslustig, aber das Beste, was sie zustande bringt, ist eine vage gespielte Gleichgültigkeit.
    Reza zuckt die Achseln. Er sieht ein wenig traurig aus und will das mit einem unsicheren, schwachen Lächeln überspielen. »Ich dachte, wir könnten Zeit miteinander verbringen. Ich habe entschieden, dass wir das tun sollten.«
    »Du hast ›entschieden‹?«, sagt sie spöttisch. »Und wieso hast du das gerade jetzt entschieden?«
    Er tritt von einem Bein aufs andere. Sie glaubt zu wissen, warum er hier ist, aber beide wissen sie nicht, wie sie etwas anderes sein können als zwei Freunde, die früher zusammen rauchten und über amerikanische Musik sprachen. »Tut mir leid, dass ich jetzt erst komme«, sagt er. Er blickt nach unten, als versuchte er, sich eine einstudierte Rede in Erinnerung zu rufen. »Hier im Dorf ist es nicht leicht, Klatsch und Tratsch zu vermeiden, das weißt du ja. Aber ich lass dich kein zweites Mal im Stich. Du bist jetzt ohne Schutz … vielleicht brauchst du jemanden, der ab und an nach dir sieht. Dich ein wenig unterstützt.«
    Saba kaut auf ihrem Daumennagel. Er schmeckt nach Essig und Öl. Bestimmt riecht Reza das auch. Sie möchte ihm erklären, warum sie so aussieht. »Ich hab ein großes Abendessen gekocht.«
    Reza blickt verwirrt, als hätte er Angst, bei seiner Rede aus dem Konzept zu kommen.
    »Du kannst was haben, wenn du willst«, sagt sie und führt ihn ins Haus. »Aber jedenfalls … ich wusste ja nicht, dass du kommst.«
    »Sonst hättest du nicht gekocht?«, fragt Reza im Scherz, und für einen Moment ist ihr alter Freund wieder da. Am liebsten würde sie ihn in die Vorratskammer ihres Vaters ziehen und ihm ihre neuen Songs vorspielen.
    Saba lächelt. »Stimmt, ja, hätte ich nicht«, sagt sie. Sie bedenkt ihn mit einem trotzigen Blick – einem des Lebens überdrüssigen Witwenblick. Als sie die Tür geschlossen hat, streckt sie die Hand aus, will ihm bedeuten, ins Wohnzimmer zu gehen, doch er ergreift die Hand und drückt einen Kuss in die Innenfläche, zieht Saba zu sich und küsst sie auf den Mund.
    Sie sieht über seine Schulter zur Tür, aber jetzt sind seine Hände in ihrem Haar, und sie vergisst die Tür

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