Ein Todsicherer Job
Haaren?«
»Ach, das... Lily musste Alvin und Mohammed mit Eis voll- spritzen, um sie zu beruhigen, und da hab ich was abbekommen.« »Denen hast du auch gefehlt.«
»Hab ich gemerkt«, sagte Charlie. »Liebes, könntest du einen Moment in deinem Zimmer spielen, solange ich mit Lily was Geschäftliches zu besprechen habe?«
»Wo sind die Hündchen?«, fragte Sophie.
»Die machen mal kurz Pause in Daddys Zimmer. Kannst du spielen gehen, und dann knabbern wir gleich noch ein paar Knusperkäsebällchen?«
»Okay«, sagte Sophie und ließ sich zu Boden gleiten. »Bye, Lily. « Sie winkte Lily.
Sophie marschierte im Rhythmus ihres neuesten Singsangs: »Nich in Arsch, nich in Arsch, nich in Arsch.«
Charlie wandte sich zu Lily um. »Tja, das müsste etwas Leben in Mrs. Magnussens erste Klasse bringen.«
»Stimmt schon, jetzt ist es peinlich«, sagte Lily wie aus der Pistole geschossen, »aber eines Tages wird sie mir dankbar sein.«
Charlie versuchte, die Knöpfe an seinem Hemd zu betrachten, als wäre er tief in Gedanken versunken, fing stattdessen aber leise an zu schnauben, wollte es unterdrücken, und prustete am Ende laut heraus. »Meine Güte, Lily, du bist wie eine kleine Schwester für mich. Ich könnte doch nie... «
»Na, toll. Ich biete dir ein Geschenk, aus reiner Herzensgüte, und du...«
» Kaffee , Lily ... «, seufzte Charlie. »Könnte ich dich nicht einfach dazu bewegen, Kaffee zu kochen, statt es mir zu besorgen? Und wir unterhalten uns ein bisschen, während ich ihn trinke? Du bist wahrscheinlich der einzige Mensch, der weiß, was mit Sophie und mir los ist, und ich muss mir dringend über einiges im Klaren werden.«
»Na, das dauert wahrscheinlich länger, als wenn ich es dir machen würde«, sagte Lily mit einem Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich ruf unten im Laden an und sag Ray, dass ich etwas später komme.«
»Das wäre wunderbar«, sagte Charlie.
»Ich wollte es dir sowieso nur machen, wenn du mir was über deinen Totenbotenjob erzählst«, fuhr Lily fort und nahm das Telefon vom Frühstückstresen.
Charlie seufzte schwer. »Genau darüber muss ich mir Gedanken machen.«
»Wie dem auch sei«, sagte Lily. »In der Arschsache lasse ich nicht mit mir handeln.«
Charlie gab sich Mühe, feierlich zu nicken, fing aber wieder an zu schnauben. Lily warf ihm die Gelben Seiten von San Francisco an den Kopf.
DIE MORRIGAN
»Diese Seele riecht nach Schinken«, sagte Nemain und rümpfte ihre Nase vor dem Fleischbrocken, der auf ihrer langen Klaue steckte.
»Ich will auch was davon haben«, sagte Babd. »Gib her! « Sie schlug nach dem Fleisch und spießte dabei ein faustgroßes Stück auf.
Die drei befanden sich in einem vergessenen Kellergeschoss unterhalb von Chinatown und räkelten sich auf den verkohlten Bohlen des großen Brandes von 1 906. Bei Macha manifestierte sich langsam der Perlenkopfschmuck ihrer Frauengestalt. Sie betrachtete den Schädel eines kleinen Tieres im Licht ihrer Kerze, die sie aus dem Fett toter Babys gegossen hatte. (Macha war schon immer kunsthandwerklich begabt gewesen, und die beiden anderen neideten ihr dieses Talent.) »Ich verstehe nicht, wieso die Seele in diesem Fleisch sitzt und nicht in einem Menschen. «
» Schmeckt auch nach Schinken, glaube ich«, sagte Nemain und spuckte beim Sprechen rot leuchtende Seelenfetzen aus. »Macha, kannst du dich noch an Schinken erinnern? Mögen wir so was?«
Babd kaute ihr Fleisch und wischte die Klauen am Brustgefieder ab. »Ich glaube, Schinken ist was Neues«, sagte sie. »Wie Handys.«
»Schinken ist nichts Neues«, widersprach Macha, »das ist geräuchertes Schweinefleisch.«
»Nein!«, erwiderte Babd entgeistert.
»Wohl«, sagte Macha.
»Kein Menschenfleisch? Wie soll denn da eine Seele drin sein?«
»Herzlichen Dank«, meinte Macha, »genau das versuche ich gerade zu sagen.«
»Ich habe beschlossen, dass wir Schinken mögen«, sagte Nemain.
»Da stimmt was nicht«, sagte Macha. »Es sollte nicht so einfach sein.«
»Einfach?«, fragte Babd. »Einfach? Es hat hunderte, nein tausende Jahre gedauert, bis wir so weit waren. Wie viele tausend Jahre, Nemain?« Babd sah ihre giftige Schwester an.
»Viele«, sagte Nemain.
»Viele«, sagte Babd. »Viele tausend Jahre. Das kann man doch nicht einfach nennen.«
»Die Seelen kommen zu uns, ohne Körper, ohne Seelendiebe. Das ist doch irgendwie zu einfach.«
»Mir gefällt’s«, sagte Nemain.
Sie schwiegen eine Weile. Nemain lutschte an der leuchtenden
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