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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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er jedoch seit einer Weile nicht mehr gesehen hatte, denn jetzt war er käsig. Er hatte langes, dünnes, graues Haar und trug eine überdimensionierte Lesebrille, mit der er wie eine gelehrte Schildkröte aussah.
    »Geht schon«, sagte Charlie und riss sich von den Seelenschiffchenbüchern los.
    »Ich weiß, es ist ein bisschen rummelig da hinten«, sagte der Schildkrötenmann. »Ich wollte es ausräumen, aber andererseits will ich schon seit dreißig Jahren alles ausräumen und bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Schon okay. Ich mag Ihren Laden«, sagte Charlie. »Tolle Sammlung.«
    Der Besitzer musterte Charlies teuren Mantel und die Schuhe und blinzelte. Es war klar, dass er den Wert der Kleidung erkannte und Charlie für einen reichen Sammler oder Antiquitätenjäger hielt. »Suchen Sie was Bestimmtes?«, fragte er.
    »Stockdegen«, sagte Charlie, »muss nicht antik sein.« Am liebsten hätte er dem Mann einen Kaffee spendiert und sich mit ihm Anekdoten vom Seelensammeln erzählt, von der Konfrontation mit den Unterweltlern, vom Dasein als Totenbote. Dieser Mann war ein Gleichgesinnter, und der Größe seiner Sammlung an Seelenobjekten nach zu urteilen – allesamt Bücher – war er länger dabei als Minty Fresh.
    Schildkröte schüttelte den Kopf. »Hab seit Jahren keinen mehr gesehen. Wenn Sie mir Ihre Karte geben wollen, könnte ich meine Fühler für Sie ausstrecken.«
    »Danke«, sagte Charlie, »ich suche weiter. Das ist doch der Spaß dabei.« Schon wollte er sich rückwärts durch den Gang zurückziehen, aber er konnte nicht gehen, ohne noch etwas zu sagen. »Wie läuft’s denn so hier in der Gegend?«
    »Besser als früher«, sagte der Mann. »Die meisten Banden haben sich zur Ruhe gesetzt. Dieser Teil von Mission hat sich in ein Schickimicki-Künstlerviertel verwandelt. Das war gut fürs Geschäft. Sind Sie hier aus der Stadt?«
    »Geboren und aufgewachsen«, sagte Charlie. »Bin nur nie viel in diese Gegend gekommen. War hier in den letzten zwei Wochen draußen auf der Straße irgendwas los?«
    Jetzt sah der Schildkrötenmann Charlie offen an, nahm sogar seine Riesenbrille ab. »Abgesehen von den wummernden HifiAnlagen, die dauernd vorbeifahren, war es mucksmäuschenstill. Wie heißen Sie?«
    »Charlie. Charlie Asher. Ich wohne drüben in der Nähe von Chinatown, North Beach, die Gegend.«
    »Ich bin Anton, Charlie. Anton Dubois. Nett, Sie kennen zu lernen.«
    »Okay«, sagte Charlie, »ich muss los.«
    »Charlie. Es gibt da eine Pfandleihe an der Fillmore Street. Fulton, Ecke Fillmore, glaube ich. Die haben einen Haufen Hieb- und Stichwaffen. Da könnten Sie Ihren Degen finden.«
    »Danke«, sagte Charlie. »Passen Sie gut auf sich auf, Anton. Okay?«
    »Mach ich immer«, sagte Anton Dubois und widmete sich wieder seinem Buch.
    Als Charlie den Laden verließ, war er noch unruhiger als vorher, fühlte sich aber nicht mehr so allein wie noch vor fünf Minuten. Am nächsten Tag fand er einen neuen Stockdegen in der Pfandleihe an der Fillmore, und außerdem fand er eine Schachtel mit Besteck und Küchenutensilien, aus denen rotes Licht pulsierte. Die Besitzerin war jünger als Anton Dubois, Ende dreißig vielleicht, und sie trug einen .38er Revolver im Schulterholster, was Charlie weniger schockierte als der Umstand, dass sie eine Frau war.
    Er hatte geglaubt, alle Totenboten seien Männer, aber natürlich gab es keinen Grund zu dieser Annahme. Sie trug Jeans und ein schlichtes Hemd, war jedoch unpassenderweise mit Schmuck behängt, den sie sich vermutlich gönnte, weil er in ihrer Branche eben einfach da war, genauso wie er seine teuren Anzüge rechtfertigte. Sie war hübsch, lächelte wie eine freundliche Polizistin, und Charlie merkte, dass er überlegte, ob er mit ihr ausgehen sollte, dann explodierte die Blase egodestruktiver Blödheit in seinem Kopf. Klar: Abendessen und ins Kino, dann die Mächte der Finsternis auf die Welt loslassen. Tolles erstes Date. Die Leute hatten Recht: Er musste dringend einen wegstecken.
    Er bezahlte den Stockdegen ohne Widerrede und in bar und verließ den Laden, ohne die Besitzerin in ein Gespräch zu verstricken, aber als er ging, nahm er eine Visitenkarte aus dem Halter auf dem Tresen. Sie hieß Carrie Lang. Er hätte sie gern gewarnt, hätte ihr gesagt, dass sie aufpassen sollte, weil da manches aus der Tiefe drohte, doch ihm wurde klar, dass die Gefahr mit jeder Sekunde, die er dort blieb, immer größer wurde.
    Pass auf dich auf, Carrie , flüsterte er leise vor

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