Ein toedlicher Verehrer
geblieben wäre. Er Hatte einfach eingreifen müssen. Seine Mutter war anfangs tief betrübt gewesen; doch letztlich war es auch für sie am besten so gewesen; sie hatte umhätschelt und umsorgt gelebt, bis ihr krankes Herz sieben Jahre später zu schlagen aufgehört hatte.
Er fand es extrem tröstlich zu wissen, dass er im Stande war, alles zu tun, was er tun musste. Wobei er nur die Grenzen akzeptierte, die er sich selbst setzte.
Das Fernsehen lief im Hintergrund, während er die Zeitung studierte. Er konnte sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren; falls etwas Interessantes berichtet wurde, würde ihm das auffallen. Jeden Morgen wurde ein Beitrag mit men-schelndem Blabla gebracht, den er normalerweise ignorierte, doch hin und wieder kam auch ein ansatzweise origineller Bericht, darum verfolgte er stets mit halbem Ohr, was gerade gesprochen wurde.
»Haben Sie sich je gefragt, wie es wäre, einen eigenen Butler zu haben?«, schnurrte die geschmeidige Stimme des Moderators. »Dazu muss man nicht aus einem Königshaus stammen. Nein, sogar hier in Mountain Brook gibt es einen Butler, und dieser Butler ist... eine Butlerin. Gleich nach der Werbung erfahren Sie alles über Miss Super Butler.«
Neugierig sah er auf. Ein weiblicher Butler? Das war... durchaus interessant. Dienstboten einzustellen, die im Haus wohnten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, weil er eine solche Einschränkung seiner Privatsphäre nicht ertragen hätte, aber ein weiblicher Butler war eine durchaus reizvolle Vorstellung. Darüber würde bestimmt gesprochen werden, darum musste er den Beitrag verfolgen.
Nach der Werbung sprach der Moderator den einleitenden Kommentar, bevor auf dem Bildschirm ein großes Haus im Tudorstil mit üppigem Garten und blühenden Blumenbeeten erschien. Die nächste Einstellung zeigte eine propere, dunkelhaarige junge Frau in schwarzer Hose, weißer Bluse und enger schwarzer Weste beim Bügeln einer... Zeitung? »Sie heißt Sarah Stevens«, erzählte der Reporter, »und ihr Tagesablauf gleicht ganz gewiss keinem normalen Arbeitstag.«
»Durch die Hitze setzt sich die Tinte, sodass sie keine schwarzen Flecken an Fingern oder Kleidern hinterlässt«, erklärte sie mit klarer, leiser Stimme, während sie das Bügeleisen über das Papier gleiten ließ und den Reporter nur kurz ansah.
Er schoss hoch, als hätte ihn etwas gestochen, und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Fernseher. Sarah. Sie hieß also Sarah. Der Name war so perfekt wie sie, klassisch und kein bisschen protzig oder modisch.
Sie hatte dunkle, fast schwarze Augen und dazu helle, samtige Haut. Das glatte, dunkle Haar war straff aus dem Gesicht gekämmt und im Nacken zu einem festen Knoten aufgerollt. Wie elektrisiert haftete sein Blick auf dem Fernsehschirm. Sie war... perfekt. Selten hatte er etwas so Perfektes gesehen, und wenn, dann hatte er sich stets darum bemüht, es zu erwerben. Trotz ihrer dunklen Haare und Augen war sie keine Latina, auch sonst gehörte sie, soweit er erkennen konnte, keiner eindeutig definierbaren ethnischen Gruppierung an. Sie wirkte einfach etwas exotisch; nicht protzig, nicht üppig, einfach... perfekt.
Sein Herz hämmerte wie wild, und er musste den Speichel hinunterschlucken, der sich in seinem Mund gesammelt hatte. Sie war so korrekt, so adrett, und ihre Bewegungen wirkten stets effektiv und ökonomisch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass etwas so Unreifes wie ein Kichern über diese Lippen kam.
In der nächsten Szene war ihr Arbeitgeber zu sehen, ein großer, dürrer Alter mit weißem Haar, Brille und schmalem, lebhaftem Gesicht, das von einer großen Hakennase dominiert wurde. »Ohne sie wäre ich vollkommen hilflos«, bekannte er fröhlich. »Sarah regelt den gesamten Haushalt. Was auch passiert, sic hat alles unter Kontrolle.«
»Jedenfalls hatte sie alles unter Kontrolle, als Anfang dieser Woche im Haus eingebrochen wurde«, nahm der Reporter den Faden auf. »Sarah vereitelte den Raub ganz allein, indem sie einen der Einbrecher ins Stolpern brachte, als er gerade mit dem Großbildschirm-Fernseher aus dem Haus wollte.«
Sie kam wieder ins Bild. »Der Fernseher war sehr schwer, und sie konnten nur mit Mühe das Gleichgewicht halten«, sagte sie schlicht und bescheiden.
Ein lustvoller Schauer überlief seinen Rücken, während er ihr zuschaute und -hörte. Hoffentlich würde sie bald wieder etwas sagen. Er hätte ihrer Stimme ewig zuhören können. In der nächsten Einstellung sah man, wie sie
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