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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sie anschließend im Papierkorb. Der erste Schluck Tee war himmlisch; seufzend ließ sie sich zurücksinken und öffnete den Brief.
    Sehr verehrte Miss Stevens,
    ich möchte Ihnen eine Stellung in meinem Haushalt offeneren, in der gleichen Funktion, die Sie zurzeit ausüben. Ich lebe in einem großen Haus, das von Ihrer kompetenten Führung profitieren würde, wenngleich ich annehme, dass der Profit ein beiderseitiger wäre. Gleichgültig, auf welchen Betrag Ihr Ge- halt sich derzeit beläuft, ich wäre willens, es um zehntausend Dollar im Jahr zu erhöhen. Bitte teilen Sie mir Ihre Entscheidung telefonisch mit.
    Hm, das hörte sich interessant an. Sie geriet nicht wirklich in Versuchung, aber interessant war es schon. Sie prüfte den Absender; eine Straße in Mountain Brook. Dem Datum im Briefkopf zufolge musste der Brief direkt nach dem Fernsehbeitrag abgeschickt worden sein.
    Mit Stellenangeboten hatte sie nicht gerechnet. Es war schmeichelhaft, aber sie hatte nicht die Absicht, dem Richter zu kündigen, gleichgültig, wie viel Geld man ihr bot.
    Trotzdem war es angezeigt, die Sache sofort zu klären, darum griff sie nach ihrem Telefon und wählte die Nummer im Brief. Nach dem zweiten Läuten antwortete ein Anrufbeantworter, und eine sanfte Männerstimme sagte: »Sie haben den Anschluss 6785 gewählt. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«
    Sarah zögerte. Es war ihr unangenehm, nur eine Nachricht zu hinterlassen, aber Menschen, die einen Anrufbeantworter besaßen, wollten meist, dass er auch benutzt wurde. »Hier spricht Sarah Stevens. Vielen Dank für Ihr freundliches Angebot, aber ich fühle mich in meiner derzeitigen Position sehr wohl und habe nicht die Absicht zu wechseln. Noch einmal vielen Dank.«
    Sie legte auf und griff nach ihrer Teetasse, als ihr das Badewasser wieder einfiel. Sie eilte ins Bad, wo das Wasser dampfend in der Wanne stand: genau richtig. Nachdem sie den Hahn zugedreht hatte, drehte sie ihren CD-Player auf, ließ den Bademantel zu Boden fallen, stieg ins Wasser und ließ sich seufzend bis zum Kinn darin versinken. Das heiße Wasser tat ihren müden Muskeln gut; sie meinte fast zu spüren, wie die Verspannungen nachließen. Die sanften Melodien der Meditations-CD erfüllten das Bad mit langsamen, ruhigen Klavier- und Geigenklängen. Nach einem neuerlichen Schluck Tee legte sie den Kopf zurück und schloss glücklich und zufrieden die Augen.
    »Hier spricht Sarah Stevens.« Er stoppte die Aufnahme, drückte auf Replay und lauschte noch einmal.
    Hier spricht Sarah Stevens.
    Ihre Stimme klang genau wie im Fernsehen, tief und warm. Er hatte neben dem Anrufbeantworter gestanden und zugehört, wie sie die Nachricht aufsprach.
    Hier spricht Sarah Stevens.
    Er konnte einfach nicht fassen, dass sie sein Angebot ausgeschlagen hatte. Zehntausend Dollar! Aber das bewies nur ihre Loyalität, und Loyalität war nicht mit Gold aufzuwiegen. Bestimmt wäre sie ihm gegenüber genauso loyal, wenn sie erst einmal bei ihm arbeitete.
    »Hier spricht Sarah Stevens.«
    Er hatte die Gabe, Menschen zu beeinflussen und alles zu seiner Zufriedenheit zu arrangieren. Sie hatte also nicht die Absicht zu wechseln? Das würde sich zeigen.

6
    Als Sarah dem Richter am nächsten Morgen das Frühstück servierte, sagte sie: »Ich habe gestern ein Stellenangebot bekommen. Offenbar hat der Interessent den Fernsehbeitrag gesehen.«
    Aus einem unerfindlichen Grund beäugte Richter Roberts seinen French Toast mit ausgesprochenem Misstrauen. Er hatte die Brille aufgesetzt und studierte vorgebeugt seinen Teller. »Was sind das für rote Tupfen?«, wollte er wissen.
    »Zimt. Sonst wäre es kein French Toast mit Zimt.«
    »Pfff. Der Arzt hat mir erklärt, mein Cholesterinwert sei um zwanzig Punkte gesunken. Der Speckersatz allein kann das nicht bewirkt haben, daher nehme ich an, dass Sie irgendwas mit meinem Essen anstellen.«
    »Was soll man mit einem French Toast schon anstellen können?«, fragte sie rhetorisch.
    »Vielleicht ist es ja gar nicht der French Toast. Vielleicht tun Sie mir sonst was ins Essen.«
    Lächelnd stellte sie die Schale mit frisch aufgeschnittenen Erdbeeren vor ihn hin. »Ich mache alles genau wie immer«, log sie fröhlich.
    »Pfff«, machte er wieder. »Weiß eigentlich dieser stinkende Schleimscheißer, der Sie abzuwerben versucht, was für eine Tyrannin er sich ins Haus holen will?«
    Sie unterdrückte ein Lachen. »Stinkender Schleimscheißer?« Sonst war der Richter so durch und durch Gentleman, dass

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