Ein toedlicher Verehrer
eilig.
Barbara tupfte sich die Augen trocken. »Der Bronzene?«, fragte sie mit bebender Stimme. Sie begutachtete ihn genauer. »Er ist ganz hübsch, nicht wahr?«
»Der Beste«, beeilte sich der Bestatter zu sagen. Geschäft war schließlich Geschäft.
»Mir gefällt die Farbe.« Barbara holte tief Luft und wandte sich wieder an Sarah. »Sie haben Recht. Wir nehmen den Bronzenen.«
Danach ging es zu einem Floristen, um Blumen zu bestellen. Die Trauerfeier würde am Sonntag um vierzehn Uhr in der großen Kirche stattfinden, die der Richter zu Lebzeiten besucht I hatte. Für Randalls Familie, die am heutigen Freitag nach Arbeit und Schule anreisen würde, hatte Sarah bereits Zimmer besorgt. Am Samstagabend würden im Bestattungsinstitut die
Freunde von dem Verstorbenen Abschied nehmen können, und davor standen noch einige Einkäufe an.
Sarah hatte die Geistesgegenwart besessen, ein anthrazitfarbenes Kostüm und schwarze Pumps aus ihrem Schrank anzufordern, aber sie brauchte noch eine Strumpfhose und ein paar andere Kleinigkeiten. Barbara war zu dem Schluss gekommen, dass die Kleider, die sie mitgebracht hatte, keinesfalls passend waren, und Blair gestand ihr unter Tränen, dass sie überhaupt keine dunklen Sachen besaß. Julia, Jons Frau, war ebenfalls der Meinung, dass sie etwas Neues brauchte. Nur Emily hatte an alles gedacht.
Am einfachsten war es natürlich, in der Galleria anzufangen, die sich direkt ans Hotel anschloss, doch Blair hatte die Einkaufspassage bereits auf beiden Stockwerken von Anfang bis Ende durchkämmt und nichts gefunden, was ihr gefallen hätte. Barbara fand bei Parisian sehr wohl ein Paar Schuhe, das ihr zusagte, während Sarah hastig alles Notwendige zusammenkaufte und dann noch einige schwarze Regenschirme erstand, weil es ganz so aussah, als müssten sie noch mal hinaus in den Regen.
Bis zum Abend hatten sie auch das Summit und das Brookwood durchpflügt, und Sarah hatte sie in alle exklusiven Boutiquen gefahren, die sie in der Gegend kannte. Barbara hatte sich schließlich zu einem eleganten schwarzen Kostüm mit langem, schlank geschnittenem Rock durchgerungen, das angesichts der Wettervorhersage ausgesprochen praktisch erschien. Blair hatte einen schwarzen Rock erstanden, der knapp über ihrem Knie endete, und dazu ein eng anliegendes Bolerojäckchen in Aubergine; außerdem hatte sie den Ring aus ihrer Braue gedreht und die bunten Strähnen aus ihren Haaren gewaschen. Eine Bestattung war eine ernste Angelegenheit, emotional wie modisch. Julia war wesentlich entschlussfreudiger gewesen als die beiden anderen Frauen und hatte sich gleich im ersten Laden im Summit ein marineblaues Kostüm mit passendem Kasack zugelegt.
Als Sarah ihre Schäfchen wieder ins Hotel gebracht hatte, schmerzten ihre Füße so sehr, dass sie beinahe humpeln musste! Den ganzen Tag hatte es ohne Unterlass geregnet, was die Einkäufe zusätzlich erschwert hatte, da sie nicht nur mit ihren Tüten, sondern auch noch mit den Schirmen hatten jonglieren müssen. Sarahs Schuhe waren durchnässt, ihre Hose war klamm, und ihr war trotz der Berberjacke kalt. Jetzt wollte sie nur noch duschen und dann gemütlich die Füße hochlegen. Ihr Handy hatte den ganzen Tag geschwiegen, und auch bei ihrer Rückkehr ins Mountain Brook Inn warteten keine Nachrichten auf sie. Vielleicht, so hoffte sie, würde sie sich jetzt endlich ausruhen können.
Noch während sie die nassen Socken von ihren Füßen schälte, läutete das Telefon. Stöhnend ließ sie sich rückwärts aufs Bett fallen und spielte kurz mit dem Gedanken, einfach nicht dranzugehen. Andererseits war es möglicherweise ein Angehöriger, darum nahm sie nach dem sechsten Läuten den Hörer ab.
»Mrs. Stevens, hier ist Greg Holbrook von den News. Ich würde gern ein Interview mit Ihnen über den tragischen Mord -«
»Ich gebe keine Interviews«, fiel sie ihm ins Wort. »Auf Wiederhören.« Sie legte auf, rief sofort danach an der Rezeption an und bat um ein anderes Zimmer, das sie auf einen falschen Namen buchte. Eine Stunde lang war sie damit beschäftigt, alles Notwendige zu arrangieren und ihre Sachen vier Türen weiter in ein anderes Zimmer bringen zu lassen. Sie hätte gleich zu Anfang an die Presse denken und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollen.
Es war kalt in ihrem neuen Zimmer, das den ganzen Tag leer gestanden hatte. Sie drehte die Heizung auf und begann, sobald die erste Kälte überschlagen war, sich auszuziehen, um endlich die heiße Dusche zu nehmen,
Weitere Kostenlose Bücher