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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Zeremonien und Traditionen ein gefühlsseliges und Trost spendendes Ritual. Da der Richter im Krieg gedient hatte, hatte sein Veteranenverband eine Ehrenwache gestellt. Während der Prozession zum Friedhof hatten alle entgegenkommenden Autos angehalten, und die meisten Fahrer hatten in einer Beileidsgeste die Scheinwerfer angeschaltet und, soweit das möglich war, die Fahrbahn frei gemacht. Die Kreuzungen waren von Streifenwagen abgesperrt worden, damit die Prozession sie ungehindert überqueren konnte. Sarah hatte sich immer insgeheim über diese Verkehrsettikette bei Beerdigungen amüsiert, aber heute, wo sie selbst an einer Prozession teilnahm, war sie dankbar für die allseitige Rücksichtnahme.
    Am Grab gab es noch eine kurze Ansprache; dann zog sich die Familie zurück, damit die Totengräber ihr düsteres Werk beginnen konnten. Nachdem das Grab gefüllt und mit Blumen überhäuft war, wählten Barbara und Blair als Andenken jeweils eine besonders schöne Rose aus einem Gesteck.
    Randall und Jon sahen ihnen betreten zu, fast als hätten sie auch gern eine Rose gehabt; aber als wahre Männer blieben sie lieber abseits stehen, als sich eine solche Gefühlsduselei zu gestatten. Ihre Frauen hingegen tauschten einen kurzen Blick mit Barbara und suchten dann ebenfalls eine Blume aus.
    Normalerweise gab es nach einer Beerdigung einen kleinen Imbiss im Haus des Verstorbenen. Da das Haus des Richters immer noch nicht betreten werden durfte - im Übrigen wäre es auch etwas befremdlich gewesen, Gäste in jenen Räumen zu empfangen, in denen er ermordet worden war -, hatte einer seiner Freunde sein Haus zur Verfügung gestellt. Während der Großteil der Trauergäste zu kalten Häppchen, kühlen Drinks und warmherzigen Erinnerungen abrauschte, schlich Sarah unbeachtet zu ihrem Geländewagen. Es hatten sich auch ein paar Reporter unter die Trauergemeinde gemischt, und sie wollte verschwinden, ehe die Pressemeute sie zu fassen bekam.
    Cahill holte sie ein, gerade als sie hinters Lenkrad rutschte. »Du kannst die Putzkolonne bestellen«, sagte er. »Ich halte die Familie noch bis morgen hin, damit du vorher alles erledigen kannst.«
    »Danke.« Jetzt, wo die Beerdigung überstanden war, fühlte sic sich leer. Abgesehen von der Beaufsichtigung der Reinigungsarbeiten blieb nichts mehr zu tun. »Ist es in Ordnung, wenn ich mein Zeug rausräume?« Es ging ihr vor allem um den Laptop, damit sie ihren Lebenslauf auf den neuesten Stand bringen konnte.
    Er sah sie überrascht an. »Du kannst dort wohnen bleiben, wenn du möchtest.«
    Der Gedanke ließ sie schaudern. »Nicht, bevor die Bibliothek gereinigt wurde.«
    Er nickte verständnisvoll und steckte ihr eine Karte zu. »Diese Firma ist spezialisiert auf hartnäckige Flecken.« Wie Blut oder Hirnmasse.
    Sie warf einen Blick darauf. »Danke. Ich rufe gleich morgen früh an.«
    »Du kannst jetzt gleich anrufen; die zweite Nummer ist ein Privatanschluss. Sie sind auf Notfälle eingestellt.«
    Bestimmt kein angenehmer Job, die Spuren blutiger Verbrechen zu beseitigen. Andererseits musste ihn jemand erledigen, und in solchen Fällen war es das Beste, diese Arbeiten einem Profi zu überlassen. Ihr war klar, dass sie unmöglich selbst Hand anlegen konnte, obwohl sie Expertin im Fleckenentfernen war.
    »Kommst du zurecht?« Cahills klare blaue Augen musterten kritisch ihr müdes Gesicht. Er stellte sich seitlich hin, wodurch er die Tür blockierte und wenigstens eine Illusion von Abgeschiedenheit erzeugte. »Ich hab noch ein paar Sachen zu erledigen, aber wenn du mich brauchst, kann ich -«
    »Nein.« Sie legte die Fingerspitzen auf seine Hand und zuckte augenblicklich zurück, weil selbst diese Berührung mit erotischer Versuchung geladen war. »Danke, aber es geht schon. Ich habe auch noch einiges zu erledigen.«
    »Dann rufe ich dich morgen an.« Er beugte sich ins Wagen-innere und küsste sie auf die Wange. »Lass dein Handy eingeschaltet, damit ich dich nicht erst aufspüren muss.«
    »Willst du mich etwa verhaften?«
    »Wir müssen einiges besprechen und ein paar Entscheidungen fällen. Wenn es sein muss, nehme ich dich in Gewahrsam.« Er ging davon, und sie sah seinem breiten Rücken nach. Ein leiser Schauer lief ihren Rücken hinunter.
    Wenn sie noch abhauen wollte, musste sie es bald tun. Sehr bald.

13
    Cahill hasste Überwachungsbänder. Regelmäßig war der Aufnahmewinkel verschoben, die Qualität ließ immer zu wünschen übrig, und meistens waren sie stinklangweilig

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