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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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die sie inzwischen dringender brauchte als irgendetwas sonst. Wie auf Kommando begann ihr Handy zu klingeln.
    Wenigstens konnte es niemand von der Presse sein. Aber falls es jemand aus der Verwandtschaft des Richters war, hieß das, dass es irgendetwas zu regeln gab.
    »Wo steckst du denn?«, fragte Cahill zornig. »An der Rezeption hat man mir erklärt, du hättest ausgecheckt.«
    »Wunderbar«, erklärte sie mit tief empfundener Dankbarkeit. »Vorhin hat mich ein Reporter auf meinem Zimmer angerufen, daraufhin habe ich mir ein anderes geben lassen und unter falschem Namen wieder eingecheckt.«
    »Sehr gut. Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Ich habe heute etwas gegessen, falls du das wissen willst.«
    »Will ich aber nicht. Sondern ob du heute schon zu Abend gegessen hast.«
    »So gesehen, nein, habe ich nicht, aber du könntest mich nicht mal mit einer Stange Dynamit aus diesem Zimmer bringen. Ich war heute mit drei Frauen beim Einkaufen. Mir tun die Füße weh, mir ist kalt, ich brauche eine heiße Dusche. Punkt.«
    »Armes Baby«, schnurrte er, und sie konnte hören, wie er dabei lächelte. »Welche Zimmernummer hast du?«
    »Das geht dich nichts an. Ich will allein bleiben.«
    »Ich bin ein begnadeter Fußmasseur.«
    Bei dem Gedanken an eine Fußmassage hätte sie um ein Haar aufgestöhnt. Trotzdem besaß sie die Geistesgegenwart abzulehnen: »Ein andermal gern. Ich bin total erschöpft, und für dich braucht man eine Menge Energie. Mir ist heute nicht danach.«
    »Das ist wahrscheinlich die schönste Abfuhr, die ich je gekriegt habe. Bis morgen dann. Schlaf gut.«
    »Morgen?« Morgen war Samstag. Da musste sie... gar nichts erledigen. Die Erkenntnis war ebenso befremdlich wie irritierend. Sonst hatte sie samstags immer alle Hände voll zu tun. Wenn sie am Samstag ihren freien Nachmittag nahm, dann brachte sie den Vormittag damit zu, alles für den Richter zu arrangieren und alle möglichen Arbeiten zu erledigen. Wenn sie ihren freien Nachmittag nicht am Samstag nahm, dann weil irgendetwas geplant war, das ihr wachsames Auge erforderte. So oder so war der Samstag ein geschäftiger Tag.
    »Ich muss arbeiten«, sagte Cahill. »Ein paar Sachen nachprüfen. Aber wir sehen uns morgen Abend im Bestattungsinstitut.«
    Da konnte eigentlich kaum was passieren.
    »Wann dürfen wir ins Haus?«
    »Vielleicht schon am Sonntag. Ich glaube, wir sind so ziemlich durch.«
    »Sagst du mir vorher Bescheid? Ich möchte die Bibliothek reinigen lassen, ehe die Angehörigen sie sehen.«
    »Selbstverständlich«, versicherte er ihr sanft und wiederholte: »Schlaf gut«, bevor er auflegte.
    Am Morgen vor der Bestattung war die Luft kalt und klar und der Wind schnitt durch jede Jacke. Wahrscheinlich war es das letzte Aufbäumen des Winters, dachte Sarah, der so genannte Brombeerwinter, jene Kältewelle, die kurz nach der Brombeerblüte einsetzte. In der Tat sagte der Wetterbericht bereits wärmeres Wetter voraus. Am Montag sollten die Temperaturen schon auf 16°C steigen, am Dienstag auf 23°C. Bis zum nächsten Wochenende würde es voraussichtlich um die 25°C werden.
    Auf den ausdrücklichen Wunsch der Familie hin setzte sie sich in der Kirche zu ihnen. Cahill saß irgendwo weiter hinten; er hatte sie beim Hereinkommen begrüßt, kurz ihre Hand gedrückt und sich dann auf einen unauffälligen Beobachterposten zurückgezogen. Sie wusste nicht, wonach er Ausschau hielt, aber ihm entging nicht die geringste Kleinigkeit.
    Sie nahm in Gedanken Abschied vom Richter. Fast meinte sie zu spüren, wie sein Geist zwischen ihnen schwebte, so als würde auch er von seinen Lieben Abschied nehmen. Ihre Lippen begannen zu zittern, als sie sich seine kleinen Witze ins Gedächtnis rief, das Funkeln in seinen Augen, seine Lebensfreude. Ihn zu verlieren war, als hätte sie einen Großvater verloren, und in ihrem Herzen, in ihrem Herzen würde immer ein kleiner Riss bleiben, den nur er füllen könnte.
    Die Kirche war brechend voll. Seine alten Freunde waren wie am Boden zerstört und sahen allesamt deutlich gebrechlicher aus als noch vor wenigen Tagen, so als wäre auch etwas von ihrem Lebenswillen erloschen. Der Duft von Rosen, Nelken und Chrysanthemen lag schwer in der Luft, überlagert vom gespenstisch süßen Aroma der Treibhaus-Gardenien. In ganz Birmingham gab es wahrscheinlich kaum noch Blumen zu kaufen, dachte Sarah, als sie auf die riesige Wand von Kränzen und Gestecken hinter dem Sarg blickte.
    Hier im Süden war eine Beerdigung mit ihren

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