Ein toedlicher Verehrer
Taille hinabgleiten. Bis zum Spielende nahmen sie zu heißem Kaffee Zuflucht, um gegen die Kälte anzukämpfen.
Weil er am nächsten Tag arbeiten musste, fuhr er sie nach dem Spiel direkt nach Hause. Als er sich mit einem Kuss verabschiedete, war sie schlau genug, seine Hände dabei festzuhalten. Grinsend hob er den Kopf. »Seit meiner Highschool-Zeit hat mir kein Mädchen mehr die Hände beim Küssen festgehalten.«
»Und ich bin seit meiner Highschool-Zeit nicht mehr auf einer Sporttribüne befummelt worden.«
»Es hat Spaß gemacht, oder?«
15
Sie musste lächeln. »Aber ja.«
»Bist du morgen Abend noch frei? Und an allen anderen Abenden der Woche?«
»Du willst jeden Abend mit mir ausgehen?«
»Ich muss dich schließlich weich kochen. Wie soll ich sonst eine Runde weiter kommen, ohne vorher vom Platz zu fliegen? Die Planung sieht so aus: Morgen Abend gehen wir zum Bowling -«
»Bowling?«
»Cosmic Bowling. Ein Heidenspaß.«
Sie fragte gar nicht erst, was Cosmic Bowling war. »Und am Mittwoch?«
»Kino.«
»Donnerstag?«
»Ein klassisches Konzert.«
Vom Albernen zum Erhabenen. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Wenigstens würde sie sich nicht langweilen. »Freitag?«
»Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir am Freitag wilden, ungezügelten Sex haben.«
Sie prustete los, während er sich lächelnd in den Türrahmen lehnte. »Steht die Verabredung? Oder die Verabredungen?«
»Außer Freitag ja.«
»Wir werden ja sehen«, sagte er und schlenderte pfeifend zu seinem Wagen zurück.
Er hatte eindeutig etwas von einem Machiavelli.
Am Dienstag Morgen stand in der Zeitung ein Artikel mit der Überschrift: KEINE BEWEISE - POLIZEI IM MORDFALL MOUNTAIN BROOK RATLOS. Mit einem angewiderten Grunzen überflog Cahill den Text.
Außer der Auskunft »kein Kommentar« erhält man im Police Departement von Mountain Brook keinerlei Informationen über die Fortschritte im Mordfall des pensionierten Richters Lowell Roberts. Die Ermittlungen scheinen festgefahren zu sein, und besorgte Bürger bangen bereits, ob die Abteilung, die seit fünf Jahren keinen Mord mehr aufklären musste, erfahren genug ist, in einem derartigen Fall zu ermitteln. »Gequirlte Scheiße«, schnaubte er und knallte die Zeitung auf den Schreibtisch. Alle Ermittler in der Abteilung waren stinksauer. Der Lieutenant war stinksauer. Im Grunde waren alle stinksauer. Die Ermittlungen waren festgefahren, das stimmte, aber das hatte nichts mit Inkompetenz oder mangelnder Erfahrung zu tun. Hätte der Idiot, der diesen Artikel verfasst hatte, ordentlich recherchiert, dann hätte er gewusst, dass die Polizei von Mountain Brook landesweit zur Spitze gehörte, dass hier exzellente Leute mit exzellenter Ausrüstung arbeiteten. Der Cheftechniker der Spurensicherung hatte alle verfügbaren Beweise zusammengetragen, und zwar äußerst gründlich. Cahill selbst hatte einige Zeit bei der Polizei von Birmingham gearbeitet, wo es wesentlich mehr Mordfälle aufzuklären gab; alle seine Kollegen waren erfahrene Kräfte. Sie wussten sehr wohl, wie sie ihre Ermittlungen zu führen hatten, aber sie konnten keine Beweise herbeizaubern, wo es keine gab.
Im Grunde hing alles an dem fehlenden Motiv. Als Richter
Roberts ermordet wurde, war er nicht am Straßenrand spazieren gegangen und dabei das Opfer eines wahnsinnigen Straßenkillers geworden, der im Blutrausch wahllos Menschen abknallte. Der Mord war geplant, minutiös vorbereitet und kaltblütig ausgeführt worden - genau gesehen handelte es sich um eine Hinrichtung. Wer immer den Mord begangen hatte, hatte gewusst, dass Sarah an diesem Tag frei hatte und der Richter allein zu Hause war. Der mysteriöse Anruf aus dem öffentlichen Apparat in der Galleria war ihre einzige Spur, aber bislang hatte noch niemand den Mann auf dem Foto erkannt. Sie hatten sämtliche Freunde, Nachbarn und Verwandte befragt und nicht das kleinste Fitzelchen zutage gefördert.
Damit hatte sich der direkte Weg als Sackgasse erwiesen. Der Fall wäre viel einfacher gewesen, wenn Richter Roberts gleich beim Öffnen der Tür oder auf dem Weg zu seinem Auto niedergeschossen worden wäre; dann hätten sie von einem Rache-Szenario ausgehen können. Stattdessen kam Cahill immer wieder zu dem unausweichlichen Schluss, dass der Richter seinen Mörder gekannt und ihn selbst ins Haus gebeten haben musste.
Womit Cahill wieder bei dem mysteriösen Mann auf dem Überwachungsfilm landete. Der Zeitpunkt des Anrufes stimmte. Ein Bekannter des
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