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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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Puttoc Dreck am Stecken», erwiderte Fidelma. «Aber ob er tatsächlich auch an den Morden beteiligt war, gilt es noch zu beweisen.»
    Sie gingen durch den Korridor und blieben vor Puttocs Zimmer stehen. Fidelma beugte sich vor und klopfte an die Tür. Im Zimmer waren leise Geräusche zu hören. Dann herrschte Stille.
    «Abt Puttoc! Ich bin es, Fidelma von Kildare.»
    Doch sie erhielt keine Antwort. Fidelma nickte Eadulf zu. Der sächsische Mönch verstand sofort, drehte vorsichtig den Knauf herum und riß mit einem Ruck die Tür auf.
    Wie angewurzelt blieben Fidelma und Eadulf auf der Schwelle stehen.
    Der sächsische Abt lag auf dem Bett, die eisblauen Augen starrten glasig und leblos zur Decke. An der Todesursache gab es keinen Zweifel, denn die Gebetsschnur um seinen sehnigen Hals war nicht zu übersehen. Die Schlinge war so fest angezogen, daß sie ihm fast ins Fleisch schnitt. Seine Zunge quoll schwarz zwischen den Lippen hervor, seine Hände griffen verkrümmt ins Leere. Abt Puttoc von Stanggrund war auf die gleiche Weise erdrosselt worden wie vor ihm Wighard von Canterbury und Bruder Ronan Ragallach.
    Fidelma und Eadulf blieb nur wenig Zeit, den Anblick des toten Abts auf sich wirken zu lassen, denn schon im nächsten Moment erkannten sie die Gestalt, die sich über die Leiche beugte. Beinahe gleichzeitig stießen sie einen Schreckensruf aus. Bruder Eanred wirbelte herum; sein Gesicht war zu einer gräßlichen Fratze verzerrt, so daß er Fidelma an ein in die Enge getriebenes Tier erinnerte.
    Eine halbe Ewigkeit standen alle drei erstarrt da. In Wirklichkeit dauerte es jedoch nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Eanred mit einem gellenden Schrei quer durchs Zimmer auf den einzigen Fluchtweg zulief, der ihm noch offenstand: das Fenster zum kleinen Innenhof. Offenbar war sein Ziel der schmale Sims unter dem Fenster.
    Eadulf lief ihm nach, doch der hochgewachsene Mönch drehte sich um und streckte ihn mit einem Schlag nieder. Eadulf wurde rückwärts gegen die Wand geschleudert und sackte stöhnend in sich zusammen.
    An seiner Stelle trat Fidelma vor. Eanred, der bereits auf der Fensterbank saß, zog ein Messer aus den Falten seines Gewands. Fidelma sah es aufblitzen und hatte gerade noch Zeit, sich zur Seite zu werfen, ehe das Messer durchs Zimmer schoß und hinter ihr im Türpfosten steckenblieb.
    Während Fidelma sich aufrappelte, kletterte Eanred schon über die Fensterbank und stand nun auf dem schmalen Sims.
    Mit einem ärgerlichen Stöhnen erhob sich Eadulf und mußte feststellen, daß sein Gegner im Begriff war zu fliehen. Er stürzte zum Fenster, doch Eanred war auf dem Sims schon ein gutes Stück vorangekommen.
    Eadulf wollte ihm folgen, aber Fidelma hielt ihn zurück. «Nein, der Sims ist viel zu schmal und gefährlich. Das ist mir neulich schon aufgefallen», mahnte sie. «Der alte Putz bröckelt ab.»
    «Aber Eanred wird uns entwischen», widersprach Eadulf.
    «Wohin?»
    Eadulf zeigte auf den breiten Sims, den Eanred zu erreichen versuchte.
    «Der führt zum munera peregrinitatis », entgegnete Fidelma. «Er wird nicht weit kommen. Also braucht ihr nicht Euren Hals zu riskieren, Eadulf. Wir werden die custodes rufen.»
    In diesem Augenblick hörten sie polternde Steine und einen irren Schrei.
    Eanred, der spürte, wie der Sims unter ihm wegbrach, hatte versucht, zum Nachbargebäude hinüberzuspringen. Aber zu spät, das alte Mauerwerk trug ihn nicht mehr. Der frühere sächsische Sklave stürzte drei Stockwerke tief auf den Innenhof.
    Fidelma und Eadulf spähten nach unten.
    Eanreds Kopf war in einem seltsamen Winkel verdreht. Ein dunkler Fleck breitete sich auf dem Pflaster aus. Er war tot.
    Eadulf trat keuchend ins Zimmer zurück und schüttelte verwirrt den Kopf. «Ihr hattet die ganze Zeit über recht, Fidelma. Es war mein Fehler, Puttoc zu verdächtigen. Eanred war der Täter. Wir hätten es uns schon in dem Moment denken können, als Sebbi uns sagte, daß Eanred seinen früheren Herrn erdrosselt hat.»
    Fidelma antwortete nicht, sondern sah sich prüfend im Zimmer um.
    Eadulf kratzte sich am Kopf. «Aber hat Eanred wirklich auf eigene Faust gehandelt? Er hatte so ein schlichtes Gemüt. Nein, möglicherweise hatte ich Abt Puttoc doch richtig eingeschätzt. Ganz sicher hat Eanred den Befehlen des Abts gehorcht», schloß Eadulf voller Genugtuung. «Und schließlich hat sich Eanred gegen Puttoc aufgelehnt und ihn ermordet – genau wie seinen früheren Herrn, als er noch Sklave war. Was meint

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