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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück.
    »Alles klar«, sagte er. »Die Toten waren im Zwischendeck eingesperrt. Da hinunter geht's in die Laderäume. Der Prunkaufgang dort drüben führte zu dem Heck. Es ist abgebrochen und liegt tiefer unter dem Sand. Die Arbeit beginnt erst …«
    Er schwamm zurück in den Raum mit den Gerippen und sah Chagrin unter der Decke schweben. Er hielt die Leine, an der Damms hing, mit beiden Händen.
    »Ich hab's gehört«, sagte Chagrin. »Wir müssen wieder buddeln, wenn es keinen Weg durch die unteren Räume nach oben gibt. Dann können wir nämlich zu dem abgeknickten Teil durchbrechen.«
    »Das ist unsere große Chance.« Damms löste die Nylonleine von seinem Leib. »Ich will dazu eine genaue Zeichnung machen. Ich habe den Bauplan einer Karavelle oben. Machen wir für heute Schluß.«
    »Das müssen wir auch. Ihr Luftvorrat reicht noch vier Minuten! Verdammt knapp. Los jetzt!«
    Er tauchte als erster durch das Deckenloch, aber bevor Faerber und Damms ihm folgen konnten, schoß er schon wieder in den Totenraum. Chagrin ruderte wild mit beiden Armen.
    »Haie!« keuchte er. »Wir können nicht weg! Sie umkreisen den Käfig.«
    »Und wir haben nur noch vier Minuten«, sagte Faerber dumpf. »Und keine Harpunen, keine Pistolen … nur die lächerlichen Messer …«
    Chagrin schwamm noch einmal zu dem Deckenloch und steckte den Kopf hinaus.
    »Sehen Sie sich das an, Hans«, sagte er. »Sie spielen Ringelreihen um unseren Schutzkäfig. Zwei kapitale Burschen. Sagen Sie bloß nicht: ›Was, nur zwei? Wir sind zu dritt!‹ Einer von uns geht mindestens drauf, wenn sie sich nicht auf Arbeitsteilung geeinigt haben. Außerdem passen nur zwei in den Käfig!«
    »Dieses Problem ist kein Problem mehr!« Faerber steckte neben Chagrin seinen Kopf durch das Deckenloch. »Wir alle haben nur noch für drei Minuten Sauerstoff. Wir müssen durch, sonst können wir uns gleich zwischen die Gerippe legen.«
    Chagrin ließ sich wieder in den Totenraum sinken. Dort hockte Damms auf dem Boden zwischen den Knochen und hielt den Atem an. Er machte das seit einer Minute. Luft holen – anhalten – Luft holen – anhalten. So lange, bis das Blut in den Schläfen klopfte und die Lunge sich bis zu seiner Kehle zu wölben schien. Doch er gewann damit Zeit … Sekunden, die sich vielleicht zu Minuten summierten. Aber es kostete Kraft.
    »Ein Vorschlag«, sagte Chagrin. »Nur einer versucht, in den Käfig zu kommen und dann nach oben zu steigen, im Höllentempo. Und wenn er einen halben Kollaps kriegt … er muß sofort wieder herunter mit neuen Flaschen! Er muß das ohne Atemgerät versuchen und läßt sein eigenes hier bei den beiden anderen. Das müßte dann ausreichen.« Er sah sich um. Hinter den großen Brillengläsern starrten ihn bleiche Gesichter an, fahl vor Angst wie sein eigenes. »Schnell, keine großen Diskussionen: Wer wagt es?!«
    »Sie bleiben bei Peter, Chagrin«, sagte Faerber. Seine Stimme war erstaunlich fest. »Sie haben die größte Erfahrung und die besten Nerven.«
    »Aber diesmal hat Pascale keine Küchenabfälle über Bord geworfen«, warf Damms ein.
    »Verdammt! Halten Sie die Schnauze!« rief Chagrin.
    »Halten Sie lieber weiter die Luft an! Gut, Hans, versuchen Sie es. Die Käfigtür ist offen – wenigstens das klappt. Viel Glück.«
    »Danke.«
    Faerber schnallte seine Flaschen vom Rücken. Er nahm noch einmal eine gehörige Portion Sauerstoff, riß sich dann das Mundstück ab und schoß nach oben weg durch das Deckenloch. Er nahm die Elektrosäge mit und stellte sie an, als er aus dem Schiff auftauchte. Das surrende Geräusch war etwas Neues für die Haie. Erschraken sie? Flüchteten sie? Oder griffen sie erst recht an?
    Faerbers Herz schlug bis zum Hals. Zum erstenmal sah er sich den mordgierigen Bestien gegenüber. Sie schwammen wirklich Ringelreihen um den Schutzkäfig und schienen den Menschen noch nicht bemerkt zu haben. Erst als Hans drei Meter von dem Käfig entfernt war, beim Geräusch der Säge, als die Schallwellen sie anscheinend wie Faustschläge trafen, warfen sie sich elegant herum und starrten Faerber aus ihren kleinen, kalten, bösen Augen an.
    Faerber streckte sich. Er hielt die surrende Säge vor sich wie ein Schwert und schwamm direkt auf die Haie zu. Das verwirrte sie, sie drehten ab, gaben die Tür des Käfigs frei und blieben mit leichten Schwanzschlägen im Wasser stehen.
    Faerber erreichte den Käfig, schlüpfte hinein und warf den Riegel der Tür zu. Er wußte, daß Chagrin aus dem

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