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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seine große Brillenscheibe fragend an. »Scheuen Sie auf einmal das Risiko, Chagrin?«
    »Ich war nie ein Feigling! Aber wenn ich zwischen Vorsicht und Leichtsinn wählen muß, entscheide ich mich für das weniger Heldische.«
    Von oben tönte Ellens Stimme in die Kopfhörer.
    »Korb zwei mit Elektrosäge kommt. Ich habe alles mitgehört. Wenn es so gefährlich ist, überlegt um Gottes willen genau, was ihr tut! Pascale steht an der Winde. Seht ihr den Korb?«
    Von oben schwebte der zweite stählerne Behälter herunter. Chagrin stieß sich vom Felsen ab. »Hoffentlich hat sie die Säge nicht mit Sprengstoff geimpft!« sagte er böse. Es war das erste Wort über die fast vergessenen Geschehnisse. Der heilige Schock der Entdeckung war verflogen. Die Fronten wurden wieder abgesteckt.
    »Ich werde die Säge bedienen«, sagte Damms. »Dann brauchen Sie sich nicht vor Angst in die Hose zu scheißen, Chagrin.«
    »Stimmt. Ich hatte vergessen, daß Pascale weiß, wer die Säge bekommt. Unsere Sicherheit ist garantiert.«
    Sie schwammen zu dem freigelegten Deckteil zurück. Damms holte die Elektrosäge aus dem Behälter und erweiterte das Loch, bis man bequem einsteigen konnte. Das Holz ließ sich wie Butter schneiden, es war völlig durchgeweicht, aber es hatte doch seine Form behalten, bis jetzt die moderne Technik kam und es zerstörte.
    Damms reichte die Säge an Chagrin weiter und zeigte dann in die schwarze Tiefe. »Ich gehe hinein.«
    »Erst Ihr Rettungsseil, Damms.« Chagrin schwamm um ihn herum, verknotete einen weiß-blauen Nylonstrick um Damms' Leib und kontrollierte dann den Inhalt der Sauerstoffflaschen. »Noch für zwanzig Minuten Luft. Leisten Sie sich keine Einbrüche, Damms. Wenn wir Sie irgendwo herausholen müssen, kann es verdammt knapp werden.«
    »Wir werden dicht zusammenbleiben«, sagte Faerber.
    »Ich bin anderer Meinung. Einer sollte immer in einem Sicherheitsabstand bleiben, um im Notfall eingreifen zu können. Was nutzt es uns, wenn wir in treuer Kameradschaft alle in der Scheiße sitzen?«
    »Akzeptiert! Wer bleibt draußen?« fragte Damms.
    »Chagrin!« sagte Faerber ohne Zögern.
    »Danke für das Vertrauen. Haben Sie keine Angst, daß ich das Kontrollseil loslasse und mit einem Bums das Schiff zum Einsturz bringe? Dann bin ich Sie beide los.«
    »Und die Millionen auch, René.« Faerber lächelte. »So ein Riesenidiot werden Sie nicht sein.«
    Faerber nahm den großen Scheinwerfer und wartete, bis Damms durch das Loch geglitten war. Dann folgte er und zog unwillkürlich die Schultern hoch.
    Chagrin hatte nicht übertrieben … In dem großen Raum – es war einer der Mannschaftssäle – lagen unzählige Gerippe. Einige Knochenfinger deuteten noch in die Halsgegend der anderen Gerippe, ganz so, als habe hier unten im Augenblick des Sinkens ein verzweifelter Kampf um das Leben stattgefunden. Den Grund sahen sie sofort: ein Berg von Knochen lag aufgetürmt vor einer dicken Bohlentür. Sie war der einzige Ausgang aus diesem Raum, der zum fürchterlichen Grab geworden war; eine Tür, die nach innen aufging und die nicht zu öffnen war, weil sich in kopfloser Panik ein Knäuel Männer auf einmal gegen sie geworfen hatte. Jeder wollte den anderen wegstoßen, wollte nach oben, wollte leben; man hatte sich getreten und gewürgt, gebissen und mit den Fäusten aufeinander eingeschlagen und damit die letzten Minuten verloren. Dann brach die Wasserflut durch die aufreißenden Kanonenschächte, und eine gewaltige Druckwelle ertränkte alle.
    Peter Damms schwamm langsam zu den Knochenhaufen und kniete neben ihnen nieder. Helme, Degen, breite Schlagschwerter, Gürtelschnallen, Brustpanzer, Schlösser und Läufe von Flinten lagen zwischen den Gerippen, eine Hand hielt noch einen Degen umklammert, dessen Klinge tief in den Rippen des gegenüberliegenden Toten stak.
    Ein Kampf Mann gegen Mann um die paar Meter bis zur Tür …
    »Es ändert sich nichts auf der Welt«, sagte Damms mit rostiger Stimme. »Nur die Jahreszahl.« Er zeigte auf die dicke Bohlentür. »Da müssen wir durch, Hans. Erst dann wissen wir, wo Vorschiff und Heck sind.«
    »Dann stimmt hier etwas nicht.« Faerber schwamm zu dem Knochenberg. »Das Heck mit den Kapitänsräumen war der höchste Teil des Schiffes. Die ›Luxusklasse‹. Das Prunkstück jedes Schiffes. Es müßte, wo es auch ist, aus dem Wasser ragen, wenn wir hier in der Mitte sind.«
    »Die Zephyrus muß auseinandergebrochen sein. Das Heck ist tiefer abgesunken. Der Boden hier

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