Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ist nicht gleichmäßig. Wo das Heck liegt, muß der Meeresgrund schräg abfallen. Das ist die einzige Erklärung, wenn man an nichts anderes denken will.«
    »Und das andere wäre?«
    »Das ganze Heck ist abgerissen und weggetrieben worden.«
    Faerber starrte Damms an. »Und mit ihm die Millionen …«
    »Ja.« Damms lachte gluckernd. »Das wäre ein Fest, wenn wir nur Gerippe an die Sonne holten. Kriegsgräberfürsorge nach 432 Jahren.«
    »Gibt es ein Problem?« hörten sie Chagrins Stimme.
    Faerber leuchtete nach oben. Chagrins Kopf zeigte sich im Loch.
    »Es kann sein, René«, sagte Faerber, »daß wir keine Millionäre, sondern Totengräber werden.«
    »Machen Sie keine dämlichen Witze, Hans!« sagte Chagrin grob.
    »Wenn das Heck weg ist, können wir Knochen sammeln. Wir werden von Spanien eine Verdienstmedaille bekommen. Das ist doch immerhin etwas.«
    »Ihr Humor ist Mist, Hans! Warten Sie, ich komme nach.« Chagrin trieb nach unten und bemühte sich, nicht auf den Boden des Raumes zu kommen, wo die Toten herumlagen. Er schwamm herum und beobachtete Damms, der mit einer Gleichmäßigkeit, als grabe er einen Garten um, mit beiden Händen die Gerippe von der Bohlentür wegwarf. Die Knochen schwebten durch das Wasser. Oberschenkel, Unterschenkel, Rippenbögen, Oberarme, Beckenknochen, Schädel mit grinsenden Zähnen … Ein Anblick wie eine höllische Vision, wie sie durch das Wasser tanzten.
    Chagrin stieß Faerber an. »Ich wußte gar nicht, daß Peter einen so absurden Spieltrieb hat«, sagte er rauh. »Gerippe um sich werfen … Wenn sich das in der High-Society durchsetzt, gibt es keine Begräbnisprobleme mehr.«
    »Wir müssen durch die Tür, Chagrin. Der einzige Weg. Was dahinter liegt, entscheidet alles! Kommen Sie, helfen Sie mit!«
    Sie warfen die Knochen hinter sich in den großen Raum und hatten die Tür bald freigelegt. Öffnen ließ sie sich nicht. Das dicke, handgeschmiedete Schloß war verrostet und rührte sich nicht. Auch die Türangeln mit den breiten Beschlägen waren unbeweglich.
    »Eine Axt?« fragte Chagrin.
    »Zu gefährlich. Die Säge!«
    Chagrin tauchte durch das Deckenloch weg und kam kurz danach mit der Elektrosäge wieder. Diesmal übernahm Faerber die Arbeit. Er setzte die Spitze über dem Schloß an und schnitt in das Holz. Die dicken Bohlen waren fester als die Deckenplanken, aber auch hier fraß sich die Säge leicht hinein. Nach zehn Minuten stieß Chagrin mit dem Axtstiel das Schloß heraus. Aber die Tür rührte sich noch immer nicht. »Das ist nicht möglich«, sagte Damms. »Himmel, das ist doch nicht möglich.« Er griff durch das ausgesägte Loch und tastete die Rückseite der Tür ab. Dann zog er die Hand zurück und lehnte sich gegen die Wand. Sein Blick glitt über die Gerippe. Ein paar Knochen schwebten noch schwerelos im Wasser.
    »Das hier ist ein Massenmord«, sagte Damms mit völlig fremder Stimme. »Als das Schiff zu sinken begann, haben die Männer an Deck die Tür von außen verriegelt. Die Eisenriegel liegen noch in den Schlaufen. Die hier« – er machte eine weite Handbewegung – »sind alle ermordet worden …«
    »Welch schicksalhafte Begegnung«, sagte Chagrin bissig. »Kameraden, ich grüße euch!«
    »Lassen Sie den Quatsch!« fauchte Faerber. »Wir müssen die Tür auch auf die Gefahr hin einschlagen, daß uns die ganze Wand entgegenfällt.«
    Chagrin blickte auf das Manometer von Damms Sauerstoffgerät.
    »Sie haben noch für zehn Minuten Luft!«
    »Das reicht!« Damms nahm ihm die Axt aus der Hand. »Halten Sie sich in der Nähe des Ausstiegs auf, Chagrin.«
    »In Ordnung.« Chagrin schwamm nach oben und befand sich mit dem Kopf unmittelbar unter dem Loch.
    Damms nahm die Axt in beide Hände und schlug zu.
    Die Tür federte, aber sie hielt noch. Der zweite und dritte Schlag brach ein großes Stück aus ihr heraus.
    Die Lautlosigkeit, mit der das alles geschah, das Gespenstische der gleitenden Bewegungen legte sich Faerber erdrückend aufs Herz.
    Beim fünften Schlag war die Tür zertrümmert. Die Decke hatte gehalten, nichts stürzte ein. Die Zephyrus war ein gutes Schiff gewesen.
    Damms und Faerber schwammen gleichzeitig durch die Tür. Der Scheinwerfer ergriff einen großen Vorraum, von dem eine eingestürzte Treppe nach oben zu einer Falltür und nach unten in eine noch unbekannte Tiefe des Schiffsrumpfes führte. Gegenüber lag eine breite Treppe mit geschnitztem Geländer, die im Sand endete. Damms schwamm an sie heran und kam dann schnell

Weitere Kostenlose Bücher