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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lichten.«
    »Sie wollen größere Verluste vermeiden, das sehen Sie doch!«
    »Solange es möglich ist. Aber würden Sie sich um Menschenleben kümmern, wenn Sie Millionen bekommen können? Gerade Sie? Warum sollen Banditen edler denken als Sie?!«
    Chagrin winkte lässig ab. Die Zeit, in der man mit ihm noch logisch reden konnte, war längst vorbei. »Sie werden es sehen, Hans«, sagte er nur. »Wir schaffen es! Oder haben Sie die Hose voll?«
    »Nur Ihre Verrücktheit macht mir Angst, Chagrin!«
    »Diese Angst steht Ihnen gut.« Chagrin lachte wieder, klopfte gegen seine Brust und nickte. Faerber drehte sich weg. Er wußte, daß Chagrin den Zündschlüssel um den Hals hängen hatte. Wozu noch reden? Jedes Wort war Verschwendung.
    Er ging zu den Winden, stellte die Elektromotoren an und sah mit geradezu bösartiger Freude, daß der Benzinvorrat für das Stromaggregat nur noch für sechs Stunden reichte. Dann mußte ein neues Faß angeschlossen werden – und morgen wieder eines, und übermorgen, bis keines mehr da war und Chagrins Wahnsinn seinen Höhepunkt erreichte, wenn er die Ausweglosigkeit der Situation endlich erkannte.
    »Wir können!« rief Faerber. Der große Schutzkäfig rumpelte über das Deck. Ellen stieg ein.
    Draußen auf dem Meer setzte Pedro Dalingues sein Fernglas ab. Er war ehrlich verblüfft.
    »Sie tauchen weiter, als wenn wir faulendes Treibholz wären! Ist so etwas zu begreifen? Sie denken gar nicht daran, aufzugeben! Freunde! Wir machen uns lächerlich! Servieren wir ihnen ein feuriges Mittagessen!«
    Er nahm Verbindung mit seiner Küstenstation auf, forderte Spezialmunition an und stellte dann die Mannschaft des Stoßtrupps zusammen.
    Um die Mittagszeit traf das kleine, schnelle Motorboot bei Pedro ein. Emanuele hatte noch etwas mitgebracht, worüber Dalingues hocherfreut war: vier Panzerwesten nach amerikanischem Muster und zwei große, biegsame, stählerne Schutzschilde. Sie gehörten zu den Ausrüstungen, die der große Amerigo Santilla seinen Küstenpiraten beschafft hatte und die seine Männer den staatlichen Zollbooten gegenüber so überlegen machten.
    Um diese Zeit war Chagrin schon dreimal getaucht und hatte zusammen mit Ellen sieben Kisten an Bord gebracht.
    »Er arbeitet wie eine Maschine«, sagte Ellen erschöpft nach dem dritten Auftauchen. »Dieses ständige Hin- und Herschwimmen durch den Gang, das beutelweise Wegtragen der Münzen und Edelsteine – schon beim Zusehen wird man verrückt. Er muß geistig völlig abschalten und nur noch mechanisch arbeiten. Es ist unheimlich.«
    »Wenn das so weitergeht, Hans«, sagte Chagrin, jetzt auch am Ende seiner Kräfte, als er an Bord kletterte und sich einfach auf die Planken fallen ließ, »nur noch zwei Tage in diesem Tempo, dann sind wir in die Klasse der reichsten Menschen aufgestiegen. Dann sollten Sie mich umarmen und nicht in den Hintern treten, Faerber.« Er hob den Kopf. Über das stille Meer kam ein lautes Knattern immer näher.
    »Was ist denn das?«
    Von zwei Seiten scherte je ein Boot aus dem Bewacherrund. Während das Boot, das vom offenen Meer kam, in sicherem Abstand plötzlich hielt, fuhr das zweite weiter und gelangte in den Schußbereich der Nuestra Señora.
    »Alarm!« schrie Chagrin und sprang auf.
    »Hans! Glotzen Sie nicht so dumm! Das ist kein Friedensangebot, sondern ein Angriff! Sehen Sie vorn die Stahlschilder? Los! Die Gewehre her! Schnell! Schnell!«
    Sie rannten in das Ruderhaus, rissen die Gewehre aus den Ecken und warfen sich hinter den Aufbauten in Deckung.
    »Unter Deck!« brüllte Faerber Ellen zu. Sie kroch über die Planken, ließ sich die Treppe hinunterrollen, tauchte dann aber sofort wieder auf und brachte ebenfalls ein Gewehr in Anschlag. Hinter ihr erschien Pascale mit zwei Pistolen.
    »Bleib unten, Ellen!« schrie Faerber zu ihr hinüber. »Geh in Deckung!«
    »Da kommandieren Sie vergeblich. Ihre Ellen wird schießen wie ein Mann. Aber die Pistolen in den Händen von Pascale gefallen mir gar nicht.« Chagrin kroch weiter nach vorn, um aus dem Schußwinkel von Pascale zu kommen. »Wenn sie schießt und mich trifft, wer kann's ihr übelnehmen? Hans, nennen Sie mich bloß nicht einen Mörder, wenn ich Pascale unschädlich machen muß.«
    »Sie wollen sie erschießen?« Faerber lag neben Chagrin hinter dem Ruderhaus. »Vergessen Sie nicht, daß ich bei Ihnen bin.«
    »Sie würden mich nie töten, Hans! Nicht so, von hinten oder von der Seite. Nur von vorn und in Notwehr. Ihre Anständigkeit ist

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