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Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
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Stimme schwangen Emotionen mit, »du rufst in mir Erinnerungen an die Kinderreime meiner Jugend wach - die heilige Pflicht der Frivolität:

    Ein alter Mann aus Cranwellster Tanzte Polka mit einer Elster Da sagten die Leute, wie dumm! Man hopst nicht mit Elstern herum , Und erschlugen den Mann aus Cranwellster.

    Das ist die richtige Einstellung, Parker. Da läßt einer diesen armen alten Knaben verschwinden - welch ein Witz! - und dabei glaube ich, daß er selbst keiner Fliege etwas zuleide getan hätte - das macht es noch komischer. Weißt du was, Parker? Ich habe doch keinen so großen Spaß an dem Fall.«
    »An welchem - meinem oder deinem?«
    »An beiden. Paß mal auf, Parker, sollen wir nicht in aller Stille nach Hause gehen, zu Mittag essen und danach das Coliseum besuchen?«
    »Du kannst das ja, wenn du willst«, antwortete der Polizist, »aber du vergißt, daß ich von dieser Arbeit lebe.«
    »Und diese Ausrede habe ich nicht einmal«, klagte Lord Peter. »Na schön, worin besteht unser nächster Schritt? Was tätest du in meinem Fall?«
    »Ich würde mich hinsetzen und arbeiten«, sagte Parker. »Ich würde allem mißtrauen, was Sugg bisher getan hat, und mir die Familiengeschichte jedes Mieters in jeder Wohnung in den Queen Caroline Mansions vornehmen. Ich würde mir ihre sämtlichen Speicher und die Falltüren zum Dach ansehen und sie in Gespräche verwickeln und plötzlich die Wörter >Leiche< und >Kneifer< fallen lassen, um zu sehen, ob sie dabei zusammenzucken, genau wie diese modernen Psycho-sonstnoch-was es machen.«
    »Das tätest du wirklich?« meinte Lord Peter grinsend. »Schön, du weißt ja, daß wir unsere Fälle getauscht haben, also zieh nur los. Ich gehe inzwischen ins Wyndham und mache mir ein paar schöne Stunden.«
    Parker verzog das Gesicht. »Na ja«, sagte er, »du tätest es wahrscheinlich sowieso nicht, also mache ich's lieber gleich selbst. Du wirst nie ein echter Detektiv, wenn du nicht lernst, auch mal ein bißchen zu arbeiten, Wimsey. Wie wär's mit Mittagessen?«
    »Ich bin schon eingeladen«, antwortete Lord Peter großspurig. »Ich fahre nur schnell in den Club und ziehe mich um. Kann ja nicht in diesen Säcken mit Freddy Arbuthnot zum Essen gehen. Bunter!«
    »Ja, Mylord?«
    »Packen Sie ein, sowie Sie fertig sind, und dann kommen Sie mit mir in den Club, um mir Gesicht und Hände zu waschen.«
    »Ich habe hier noch zwei Stunden zu tun, Mylord. Unter dreißig Minuten Belichtung geht es nicht. Der Strom ist zu schwach.«
    »Siehst du, wie mich mein eigener Diener tyrannisiert, Parker? Na ja, ich muß es wohl ertragen. Adios!«
    Er ging pfeifend die Treppe hinunter.
    Der gewissenhafte Mr. Parker setzte sich stöhnend hin und nahm sich, gestärkt durch einen Teller Schinkensandwiches und eine Flasche Bier, Sir Reubens sämtliche Papiere vor.
    *
    Lord Peter und der Ehrenwerte Freddy Arbuthnot, die nebeneinander aussahen wie eine Werbung für Herrenmode, traten lässig in den Speisesaal des Wyndham. »Hab dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen«, sagte der Ehrenwerte Freddy. »Was treibst du bloß?«
    »Ich schlage die Zeit tot«, antwortete Lord Peter träge.
    »Legiert oder klar, Sir?« erkundigte der Kellner sich beim Ehrenwerten Freddy.
    »Wie ist es dir lieber, Wimsey?« gab dieser die Qual der Wahl an seinen Gast weiter. »Beide sind gleich giftig.«
    »Nun, klar läßt sich leichter vom Löffel lecken«, meinte Lord Peter.
    »Klar«, sagte der Ehrenwerte Freddy.
    »Consomme Polonais«, bestätigte der Kellner. »Sehr wohl, Sir.«
    Die Unterhaltung schleppte sich mühsam dahin, bis der Ehrenwerte Freddy eine Gräte im Seezungenfilet entdeckte und den Oberkellner kommen ließ, um sich ihr Vorhandensein erklären zu lassen. Als diese Angelegenheit geregelt war, raffte Lord Peter sich auf, zu sagen: »Tut mir leid, was ich über deinen Vater höre, Freddy.«
    »Ach ja, der arme Alte«, antwortete der Ehrenwerte Freddy. »Man sagt jetzt, er macht's nicht mehr lange. Wie? Ach ja, den Montrachet 08. In diesem Laden gibt es nichts Anständiges zu trinken«, fügte er düster hinzu.
    Nach dieser absichtlichen Beleidigung eines edlen Jahrgangs stockte die Unterhaltung wieder, bis Lord Peter sagte: »Was macht die Börse?«
    »Mies«, antwortete der Ehrenwerte Freddy. Er bediente sich übelgelaunt vom Wildragout.
    »Kann ich etwas tun?« fragte Lord Peter.
    »O nein, danke - sehr nett von dir, aber das bügelt sich mit der Zeit von selbst wieder aus.«
    »Kann Anderson nicht die
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