Ein Traummann auf Mallorca
Sechsjährige – bis sie sah, dass das Tier anfing, sich zu bewegen. „Der lebt ja!“, stieß sie erschrocken hervor. Sie war den Tränen nahe. „Das habe ich nicht gewusst …“
Beruhigend streichelte Charlene ihrem Schützling übers Haar. „Das weiß ich doch, mein Schätzchen. Und es ist ihm ja nichts passiert. Im Gegenteil. Hättest du ihn nicht gefunden, dann wäre er in spätestens einer Stunde tatsächlich ausgetrocknet gewesen. Du hast ihm also das Leben gerettet!“
Aurora schaute sie aus großen Augen an. „Wirklich?“
Charlene nickte. „Und jetzt lauf zu deinem Papá . Wenn man Jungs allein eine Sandburg bauen lässt, fehlen am Ende immer die kleinen Extras, die wir Mädchen so mögen. Und das willst du doch sicher nicht riskieren, oder?“
Die Kleine schüttelte so energisch den Kopf, dass ihr dunkelbraunes Haar flog. „Ich möchte, dass du mitkommst“, sagte sie und sah mit großen Augen zu Charlene hoch. „Hilfst du uns beim Bauen?“
Wie hätte sie diesem Blick widerstehen können? Seufzend legte Charlene dem Mädchen die Hand auf die Schulter. „Also gut, dann wollen wir doch mal sehen, ob wir es mit geballter Frauenpower nicht schaffen, diesen Haufen Sand in eine echte Prinzessinnenburg zu verwandeln …“
Die nächsten Stunden vergingen wie im Fluge, und Charlene war ganz überrascht, als sie merkte, wie tief die Sonne bereits stand. „Gnade“, rief sie und ließ sich mit einem theatralischen Stöhnen in den Sand fallen. „Ich kann keinen Handschlag mehr machen, ehe ich etwas gegessen habe! Außerdem wollen wir all die köstlichen Leckereien, die Jolanda für uns eingepackt hat, doch nicht verderben lassen, oder?“
„Wer zuletzt bei der Decke ist, bekommt keine Erdbeeren mehr ab!“, rief Aurora aufgekratzt und rannte los.
Als Javier sie fragend anschaute, zuckte Charlene mit den Schultern und sagte: „Die Erdbeeren sind wirklich gut.“ Dann lief auch sie los.
„Na, wartet!“, rief Javier ihnen nach und nahm sogleich die Verfolgung auf.
Im Laufen rangelten Charlene und er miteinander um die Führung. Dabei landeten sie schließlich beide lachend im Sand.
„Also schön, ich überlasse Ihnen die Erdbeeren“, sagte Javier schließlich.
„Und wenn ich keine Almosen von Ihnen will?“, konterte Charlene und rollte sich zu ihm herum. Dabei begegneten sich ihre Blicke, und es verschlug ihr schier den Atem.
Er hatte schon als vermeintlicher Gartenarbeiter und später als knallharter Geschäftsmann ungemein attraktiv auf sie gewirkt, doch beides war nichts gegen das, was sie in diesem Moment empfand. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Sie konnte einfach nicht aufhören, ihn anzustarren. Seine sinnlichen Lippen, der gepflegte Dreitagebart, das vom Wind zerzauste Haar …
Wenn er mich jetzt küssen würde …
Der Gedanke kam ihr ganz ungewollt. Natürlich würde Javier sie niemals küssen. Er war ihr Boss, sie nur das Kindermädchen. Das einzige Interesse, das ein Mann wie er an jemandem wie ihr haben konnte, war beruflicher Natur. Ihm lagen sämtliche Frauen zu Füßen.
Frauen wie seine verstorbene Ehefrau, deren Bild in einem Silberrahmen auf dem Nachttisch in Auroras Zimmer stand. Hinreißende, wunderschöne Frauen, mit denen ein einfaches englisches Mädchen wie sie nicht mithalten konnte.
Warum sollte er also ausgerechnet sie küssen wollen?
Als es dann tatsächlich geschah, stockte Charlene der Atem. Sie hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. Es war, als würde ihr ganzer Körper in Flammen stehen. Wie von selbst öffnete sie die Lippen, und als seine Zunge in ihren Mund glitt und ihre berührte, ergriff pures Verlangen von ihr Besitz. Die Empfindung war so stark, dass Charlene für einen Augenblick die Welt um sich her vergaß – so lange, bis Auroras Stimme sie abrupt wieder in die Realität zurückholte.
Charlene blinzelte erschrocken, als das Kind nach ihr rief. Was war bloß in sie gefahren? Sie musste vollkommen verrückt geworden sein, sich von Javier Santiago küssen zu lassen. Ausgerechnet von ihrem Boss!
Hastig rappelte sie sich auf. Dabei vermied sie es, Javier anzusehen. Was er wohl jetzt von ihr dachte? Vermutlich glaubte er, dass sie leicht zu haben sei, und – verflixt! – sie konnte es ihm nicht einmal verübeln. Sie hatte sich vollkommen unprofessionell aufgeführt!
Und doch vibrierte immer noch ein Nachhall des Verlangens durch ihren Körper und machte es schwer zu bereuen, was vorgefallen war. Dazu hatte es sich einfach zu gut, zu
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