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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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angerufen.«
    »Aus welchem Grund waren Sie eigentlich hier? Früher Kunde?«
    »Quatsch. Ich bring jede. Woche freitags frische Getränke, Bier und noch so andere Sachen.«
    »Und Sie haben einen Schlüssel zur Hintertür?«, fragte Katharina.
    »Nee. Die Mausi macht die immer so um zehn auf, dat ich nicht klopfen muss. Je nachdem, wo sie im Laden is, hört die dat mitunter nicht.«
    »Sie kommen jeden Freitag, jeweils um dieselbe Zeit?«, zählte Wielert eins und eins zusammen.
    »Klar. Et sei denn, ich komm innen furchtbaren Stau, aber morgens is dat unwahrscheinlich.«
    »Praktisch«, murmelte Wielert. »Fast genauso gut wie ein automatischer Garagenöffner.«
    Katharina nickte. Dann schickte sie Schröder mit einem Furcht erregenden Blick in eine der Nischen, wo der Fahrer artig Platz nahm.
    »Na, geht es wieder?«, fragte Wielert inzwischen die Frau an der Theke.
    Hinter dem Vorhang lose ins Gesicht hängender Haare schniefte die Thekenqueen laut durch. Dann fuhr sie sich mit der Linken durch die Mähne und verschaffte sich ein freies Blickfeld. Unter ihren Augenlidern war das Make-up in schlingernden Schlieren zerlaufen.
    Katharina angelte ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche und setzte sich auf einen freien Hocker.
    »Warum ist das bloß passiert?«, stammelte die Frau in der atemberaubend ausgeschnittenen Bluse. Wielert verstand plötzlich, warum die beiden Schupos, die ihre Zeugin nicht aus den Augen lassen sollten, ihren Job überaus ernst genommen hatten.
    »Ich hoffe, wir werden das so schnell wie möglich herausfinden«, begann Wielert sanft. »Wie heißen Sie?«
    »Maria Claas«, kam die stockende Antwort. »Aber hier nennen mich alle nur Mausi.«
    »Nun, Frau Claas, haben Sie in etwa eine Vorstellung, was heute Morgen hier passiert ist?«
    »Na klar, ich hab das Schwein doch gesehen. Meinen Sie, ich hab mich selbst auf dem Klo eingesperrt?«
    »Vielleicht erzählen Sie mal von Anfang an«, empfahl Katharina.
    Nach einem weiteren Schnäuzer war der größte Tränenstrom versiegt. »Um zehn hab ich hinten aufgeschlossen und die Tür angelehnt. Dann bin ich wieder in die Bar, um nachzuschauen, ob die Putzfrau sauber gearbeitet hat. Wissen Sie, die Frau ist neu, da darf man nichts durchgehen lassen. Und plötzlich steht dieser Kerl hinter mir und hält mir brutal den Mund zu.«
    »Also haben Sie den Täter gar nicht sehen können?«, resignierte Wielert.
    »Doch, im Spiegel.«
    »Wie sah der Mann aus?«
    Claas kniff die Augenbrauen zusammen. »Ach, viel hab ich nicht erkannt. Der war ja maskiert, mit so einem Motorraddings, so einer Maske. Außerdem hat der mir seine Knarre an die Schläfe gehalten. Ich hatte viel zu große Angst.«
    »Was geschah dann?«
    »Er hat mich zu den Toiletten geschubst und eingesperrt.«
    »Ohne ein einziges Wort zu sagen?«, wunderte sich Katharina.
    »Doch, irgendetwas hat der gemurmelt, aber das hab ich nicht verstanden«, erklärte Mausi. »Klang wie Polnisch oder Russisch, was weiß ich. Als ich in der Toilette stand, hat er abgeschlossen. Kurz darauf hab ich dann die Schüsse gehört.«
    »Bevor ich Sie falsch verstehe«, rekapitulierte Wielert, »der Täter hat Sie, ohne sich erst zu orientieren, in die Toilette gesperrt?«
    »Das hab ich doch gesagt«, nickte Mausi.
    »Und wie viel Zeit ist dann bis zu den Schüssen vergangen?«
    »Zwei oder drei Minuten, vielleicht auch weniger.«
    »Anscheinend hat sich der Täter hier bestens ausgekannt«, mischte sich Katharina wieder ein.
    »Können Sie sich vorstellen, wer einen Grund gehabt hätte, Ihren Chef zu ermorden?«, hakte Wielert nach.
    »Werner war nicht mein Chef«, jammerte Mausi. »Wir waren verlobt.«
    Aus den Augenwinkeln registrierte Katharina, dass Brettschneider die Szenerie stürmte. Sie grüßte mit einem kurzen Kopfnicken, worauf der Bayer eine respektvolle Verbeugung andeutete. Dann marschierte er zu den hinteren Räumen.
    »Sie waren verlobt?«, wiederholte Wielert.
    »Achmed und ich wollten heiraten«, erklärte Mausi mühsam beherrscht. »Und dann kommt dieses Schwein und…«Ihr Kopf sank herab.
    Die Kripobeamten gönnten ihr eine kurze Pause.
    »Zurück zu meiner Frage«, begann Wielert erneut, als die Frau nicht mehr ganz so heftig schluchzte. »Hatte Ihr Verlobter Feinde?«
    »Ich weiß es nicht«, schniefte Mausi leise. »Sicher, hier gibt es immer wieder mal Streit. Aber deswegen bringt man doch keinen um…«
    »Wie kam Ihr Verlobter eigentlich zu seinem Spitznamen?«, wollte Katharina

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