Ein Tropfen Blut
Gassel.
»Wirklich?«, zweifelte die Blonde. »Bei dir hat doch außer mir auch niemand etwas gemerkt.«
»Aber so ein Verhalten passt nicht zu Gisbert«, beharrte Gassel. »Hoffentlich dreht der nicht durch.«
»Jetzt fang nicht an zu spinnen«, antwortete Katharina. »Wahrscheinlich braucht der einfach nur mal ein paar Tage für sich alleine. Überleg doch, was in den letzten Tagen alles auf ihn eingestürzt ist. Die Vorwürfe dieser neuen Staatsanwältin, das drohende Disziplinarverfahren. Ich glaube, Gisbert ist klar geworden, wie eng es für ihn werden kann, und jetzt will er Abstand von diesem ganzen Scheiß gewinnen.«
»Hoffentlich hast du Recht«, seufzte Gassel und köpfte seine Flasche.
»Tor!!«, brüllte Zander.
25
»Respekt, wirklich eine reife Leistung«, erklärte Balu und pfriemelte seinen Daumen unter den Korken der Champagnerflasche. Natürlich handelte es sich nicht um die Sorte, für die die Besucher der Bar weit über zwei Blaue hinlegen mussten. Dieser Tropfen war wirklich erlesen.
»Schlag mich doch für den Oscar vor«, grinste Mausi geschmeichelt und lehnte sich auf den Tresen.
Balu und sie hatten die Rollen getauscht. Der Hüne stand hinter der Bar, während die Blonde es sich jenseits ihres gewohnten Arbeitsbereiches gemütlich machte.
»Wie hast du eigentlich die ganzen Tränen zusammengepresst? Ich hatte ja schon langsam Angst, dass du vor Flüssigkeitsverlust umkippst.«
»Wenn ich nicht ständig geflennt hätte, wäre ich vor Lachen geplatzt. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich Achmed endlich los bin.«
»Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen«, meinte Balu und reichte seiner Komplizin ein gefülltes Glas herüber. Dann schlenderte sein Blick über die leeren Nischen, die in der Dunkelheit nur schwer auszumachen waren. Das einzige Licht, das brannte, stammte von der kleinen Funzel über der Theke.
»Wann sollen wir den Laden wieder aufmachen?«, fragte Balu.
»Lass uns noch drei, vier Tage warten«, schlug Mausi vor. »Sähe sonst zu abgebrüht aus. Oder meinst du, die Bullen würden meine Vorstellung glaubhaft finden, wenn ich morgen mit strahlendem Lächeln die Kunden begrüße?«
»Deshalb frag ich doch«, nickte Balu. »Bisher hat alles so gut geklappt, ich will nicht das geringste Risiko eingehen.«
»Glaubst du, Locke macht Schwierigkeiten?«
Balu nippte erneut von seinem Glas. »Bestimmt. Wenn der erst mal rafft, was ich ihm für einen Scheiß erzählt habe, werden ihm garantiert die Sicherungen durchbrennen. Aber selbst wenn die Bullerei bei ihm auf der Matte stehen sollte, der kann uns nichts.«
»Hat Locke das wirklich geschluckt, dass er am Geschäft beteiligt werden soll?«
Der Riese fingerte eine Zigarette hervor. »So geldgeil wie der ist? Sofort. Aber warum sollten wir nicht wirklich so weitermachen wie bisher? Locke ist ein verdammt guter Spieler, hätten wir den nicht regelmäßig abgekocht, wäre der mit einem Vermögen hier durch die Tür spaziert.«
»Ich hätte ein schlechtes Gefühl dabei. Locke ist doch nichts anderes als ein kleiner Spießer, der irgendwie zur Spielerei gekommen ist. Den zu einem Mord zu überreden war in meinen Augen ein sehr hohes Risiko, selbst wenn unser Plan noch so perfekt ist. Balu, du kennst so viele Leute. Wäre da nicht einer dabei gewesen, den du für den Job hättest anheuern können?«
Baltrusch nahm einen tiefen Lungenzug und schüttelte den Kopf. »Nee. Die Typen von der Kripo werden sich sehr genau ansehen, ob nicht ich oder du oder wir beide vielleicht doch unsere Finger im Spiel haben. Außerdem sind mir die Typen aus dem Milieu allesamt zu unzuverlässig. Wenn die über anderthalb Promille geladen haben, kann man für nichts mehr garantieren.«
»Aber die hätten das für den halben Kurs gemacht«, vermutete Mausi.
»Unfug«, verneinte Balu. »Locke hat seine Schuldscheine gekriegt, okay. Aber war das unser Geld? Siehst du. Achmed hat seine Entsorgung im Prinzip selbst finanziert. Und die paar Scheine, die ich ihm noch in die Hand drücke, sind eine gute Investition.«
»Hoffentlich«, zweifelte Mausi.
»Du wirst schon sehen. Außerdem, hat er seinen Job nicht prima erledigt? Ist irgendetwas schief gelaufen?«
»Nein«, gab die Blonde zu. »Lief alles wie am Schnürchen. Er kam rein, stürmte in das Büro, pustete Achmed weg, griff sich die Schuldscheine, sperrte mich ins Klo und verschwand.«
»Na also«, nickte Balu. Dann, als er Mausis flackernde Augen bemerkte, runzelte er
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