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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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sagte Roger. »Wir alle sind Freunde.« Bodrugan trat in die Küche, blickte sich scharf um und schien überrascht, die Männer dort zu sehen. Diese waren, durch sein plötzliches Kommen eingeschüchtert, an die Wand zurückgetreten. Sein Waffenrock war bis zum Hals hinauf geschnürt, darüber trug er ein gefüttertes Lederwams, Beutel und Dolch am Gürtel und einen pelzverbrämten Reisemantel über der Schulter. Er bildete einen deutlichen Kontrast zu den anderen in selbstgewebtem Tuch und Kapuzen, und sein selbstbewußtes Auftreten bekundete, daß er gewohnt war, Menschen zu befehlen.
    »Ich freue mich sehr, euch zu sehen«, sagte er schnell und begrüßte einen nach dem anderen. »Henry Trefrengy, nicht wahr? Und Martin Penhelek. John Beddyng, dich kenne ich auch – dein Onkel ritt Anno zweiundzwanzig mit mir nach Norden. Die anderen habe ich noch nicht gesehen.«
    »Geoffrey Lampetho, Sir, und sein Bruder Philipp«, sagte Roger. »Ihr Acker liegt im Tal neben Julian Polpeys Hof unterhalb der Priorei.«
    »Julian ist nicht hier?«
    »Er erwartet uns in Polpey.«
    Bodrugans Blick fiel auf den Novizen, der immer noch neben der Bank am Boden kauerte. »Was tut der Mönch hier unter euch?«
    »Er brachte uns Nachricht, Sir«, sagte Roger. »In der Priorei ist irgend etwas los, die Brüder haben sich gegen die kanonischen Regeln vergangen. Das geht uns an sich nichts an, ist aber insofern störend, als der Bischof vor kurzem Meister Bloyou aus Exeter hergeschickt hat, um den Fall zu untersuchen.«
    »Henry Bloyou? Ein enger Freund von Sir John Carminowe und Sir William Ferrers. Ist er noch in der Priorei?«
    Der Novize, bestrebt, sich gefällig zu zeigen, berührte Bodrugans Knie. »Nein, Sir, er ist fort. Er ist gestern nach Exeter gefahren, aber er hat gesagt, er werde bald wiederkommen.«
    »Nun steh auf, mein Junge, niemand wird dir etwas antun.« Bodrugan wandte sich an den Verwalter: »Habt ihr ihn bedroht?«
    »Wir haben ihm kein Haar gekrümmt«, entgegnete Roger. »Er hat nur Angst, der Prior könnte erfahren, daß er hier war, obwohl ich ihm versichert habe, daß das nicht geschehen wird.«
    Roger bedeutete Robbie, den Novizen in die obere Kammer zu bringen, und beide verschwanden die Leiter hinauf, der Novize eilig wie ein geprügelter Hund. Als sie fort waren, musterte Bodrugan, der vor dem Herd stand, alle Männer, die sich im Raum befanden.
    »Was Roger euch über euren Lohn erzählt hat, weiß ich nicht«, sagte er, »aber ich verspreche euch ein besseres Leben, sobald der König sich in Gewahrsam befindet.« Alle schwiegen. »Hat Roger euch mitgeteilt, daß der größte Teil des Landes sich in wenigen Tagen zur Königin bekennen wird?« fragte er.
    Henry Trefrengy, offenbar der Sprecher, fand den Mut zu antworten. »Ja, er hat es uns gesagt, aber Genaueres hat er uns nicht erklärt.«
    »Es ist eine Frage der Zeit«, erwiderte Bodrugan. »Das Parlament tagt jetzt in Nottingham. Man will den König in Haft setzen – wobei natürlich in jeder Weise für seine Sicherheit gesorgt wird –, bis er mündig ist. Inzwischen wird Königin Isabella mit Unterstützung Mortimers weiterhin das Amt der Regentin bekleiden. Mortimer ist vielleicht bei einigen Leuten nicht sehr beliebt, aber er ist ein starker, tüchtiger Mann und ein guter Freund vieler Männer aus Cornwall. Ich selbst bin stolz darauf, mich zu ihnen zählen zu dürfen.«
    Wieder herrscht Stille. Dann trat Geoffrey Lampetho vor. »Was sollen wir tun?« fragte er.
    »Kommt mit mir nach Norden, wenn ihr wollt«, antwortete Bodrugan, »wenn nicht – und Gott weiß, daß ich euch nicht zwingen kann –, dann versprecht, daß ihr Königin Isabella die Treue schwört, wenn aus Nottingham die Nachricht eintrifft, daß wir den König in unserer Gewalt haben.«
    »Das ist billig gesprochen«, sagte Roger. »Ich für meinen Teil sage frohen Herzens ja und reite mit Euch.«
    »Ich auch«, sagte ein anderer, Penhelek genannt.
    »Und ich auch«, rief der dritte, John Beddyng.
    Nur die Brüder Lampetho und Trefrengy zögerten.
    »Wir schwören Treue, wenn die Zeit kommt«, sagte Geoffrey Lampetho, »aber wir schwören den Treueid zu Haus, nicht jenseits des Tamar.«
    »Auch billig gesprochen«, erwiderte Bodrugan. »Wenn der König selbst die Macht innehätte, würden wir innerhalb von zehn Jahren Krieg mit Frankreich haben und jenseits des Kanals kämpfen. Aber wenn wir die Königin jetzt unterstützen, sichern wir den Frieden. Zu mir stehen mindestens

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