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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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habe ich Krauskopf in Reserve. Er frißt mir sozusagen aus der Hand.“
    „Das möchte ich mir verbeten haben. Wenn aus deiner Hand gefressen werden soll, tu’ ich es persönlich! Übrigens kannst du dich freuen: Das Barometer steigt.“
    „Herrlich!“
    „Na ja, aber die See ist allerdings noch unruhig. Oder merkst du das nicht?“
    „Doch, jetzt wo du es sagst.“ Gerd rettete einen Aschenbecher, der über die Tischkante gleiten wollte.
    „Und das Deck ist glatt wie Eis. Du darfst weiterhin nicht hinaufgehen, außer an meiner Hand.“
    „Und wenn ich es trotzdem tue? Gilt immer noch deine Drohung, daß du mich dann verhaust?“
    „Sogar doppelt und dreifach. Wage es ja nicht! Denke daran, daß das, was du riskierst, für mich das Liebste auf der Welt bedeutet.“
    „Ach – du – “ Gerd lächelte, und Röte überflammte ihre Wangen. Sie lehnte ihren Kopf an Helge.
    „Könntest du es wirklich übers Herz bringen, mich zu schlagen?“
    Er strich ihr über das Haar.
    „Wenn es nötig wäre, schon. Du weißt“- er schmunzelte – „wer sein Kind liebt, der züchtigt es.“
    „Ich bin doch nicht dein Kind!“
    „Du – du bist alles. Du bist mein Kind, mein Kamerad, meine Reisegefährte, mein Passagier – und - und – meine Geliebte.“
    Einen Augenblick berührte er zärtlich ihr Haar. Dann zog er die Hand rasch zurück, ging hin und setzte sich. Es hatte geklopft. Es war Krauskopf, der den Kaffee brachte.
    Es war dunkel, als sie in den Hafen von Newcastle einliefen. Gerd war schon früher hier gewesen und wußte, daß sie nichts versäumte, wenn sie die Einfahrt nicht sah.
    Von der Seeseite her wirkte Newcastle unendlich schwarz und düster.
    Füße trampelten auf Deck, es wurde lebendig.
    Zuerst der Zoll und andere Behörden, dann kam der Repräsentant der Reederei, dann kam ein Vertreter der Firma, der die Ladung aus Stavanger in Empfang nehmen wollte. Gemeinsam war ihnen allen, daß sie den Kapitän persönlich sprechen mußten.
    Gerd hielt sich in ihrer Kabine auf, und als es an die Tür klopfte, dachte sie, es sei Krauskopf.
    Aber nicht er erschien, sondern der Zweite Offizier mit der Nachricht, daß ein Herr sie zu sprechen wünsche.
    Es war Myrseths Geschäftspartner, Mr. Clement, der die Kisten bestellt hatte.
    Er war höchst erstaunt, als er Gerd sah.
    „Verzeihen Sie, ich fragte nach Myrseth und Sohns Bürochef. Man sagte mir, er sei hier.“
    „Ja, der bin ich“, lachte Gerd. Diese ewigen Mißverständnisse waren zu komisch. In Deutschland hatte ihr Name, hier der Titel dazu geführt.
    Mr. Clement erweckte nicht den Eindruck, als ob er diese Überraschung unangenehm fände. Aber es ist so eine Sache, von Kisten und Maschinenteilen zu reden, wenn man unversehens einem jungen Mädchen mit glänzenden Augen und einem vor Glück leuchtenden Gesicht gegenübersteht.
    „Ich brauche wohl nicht zu fragen, wie die Reise gewesen ist, Miß Elstö. Anscheinend hat das schlechte Wetter Ihnen nichts ausgemacht.“
    „Danke, die Reise war fein, sie war einfach wunderbar! Wollen Sie aber nicht Platz nehmen, Mr. Clement? Hier ist kein Salon an Bord, Sie müssen also mit diesem Raum vorliebnehmen.“
    Er nahm Platz, öffnete die Aktentasche, blieb aber mit der Hand in der Mappe sitzen und sagte kopfschüttelnd: „Soll ich wirklich von etwas so Langweiligem wie Verpackungskisten mit einer charmanten jungen Dame reden?“
    „Wenn Sie mich meinen, muß ich Ihnen die betrübliche Mitteilung machen, daß ich hier an Bord die einzige bin, die darüber Bescheid weiß. Sie müssen also schon mit mir vorliebnehmen.“
    Da wurde Mr. Clement ernst und sachlich. Nüchtern und vernünftig sprachen sie über Geschäfte, und Mr. Clement fragte, ob Miß Elstö nicht morgen in sein Büro kommen könne. Er interessiere sich für eine neue Lieferung. Diesmal galt sie etwas kleineren und leichteren Kisten. Er erklärte und zeigte Zeichnungen. Gerd notierte alles und versicherte, Myrseth und Sohn besäßen für die Lieferung die besten Verbindungen.
    Es endete mit einer Verabredung für den nächsten Vormittag um elf Uhr. Hinterher könnten sie zu einem gemeinsamen Lunch gehen, wenn Miß Elstö ihm dieses Vergnügen machen wolle?
    Obwohl Fräulein Elstö mit noch weit größerem Vergnügen mit einem anderen geluncht hätte, lächelte sie doch ihr zuvorkommendes Bürocheflächeln und sagte zu.
    Aber Gerd war am nächsten Morgen viel zeitiger auf den Beinen, als Mr. Clement ahnte. Um halb zehn saß sie schon mit Helge im

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