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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Wange und machte die Augen zu.
    „Gerd…Wie ist es bloß möglich, einen Menschen so zu lieben…“

11
     
     
    „Das ist zum Verrücktwerden“ schimpfte Helge.
    „Welches das? Das Wetter oder ich oder das Beefsteak?“
    „Das Beefsteak sowieso. Unser Koch lernt nie, daß es innen noch roh sein muß, und du bist ja auch zum Verrücktwerden, nebenbei gesagt. Das Wetter ist nicht mehr so gefährlich, das Tief hat sich wohl anders besonnen, es sieht tatsächlich besser aus. Aber daß ich nun die ganze Zeit was zu tun habe, daß ich genötigt bin, Kapitän auf diesem blöden Kahn zu spielen, statt ruhig dazusitzen und stundenlang mit dir zu reden - ! Ach Gerd, ich habe so schrecklich viel mit dir zu reden, Dinge, die ich dir erklären und derentwegen ich dich fragen muß, aber ich bringe es nicht fertig, damit anzufangen, wenn wir doch jeden Augenblick unterbrochen werden.“
    Sie saßen am Mittagstisch, den Krauskopf mit einer Sorgfalt gedeckt hatte, die an mütterliche Zärtlichkeit grenzte.
    „Immer mit der Ruhe, mein Junge. Was tut es denn, wenn wir einige Tage warten müssen, ehe wir uns richtig aussprechen können? Ich erlaube es auch nicht, daß du ,Babette’ einen blöden Kahn nennst, denn sie hat uns glücklich durch den Sturm gebracht. Außerdem hast du vielleicht doch etwas mehr Zeit, wenn wir nach Newcastle kommen.“
    „Optimistin“, sagte Helge. „Glaubst du, ein Schiffsführer hat nichts zu tun, wenn er am Kai festmacht? In einem Höllentempo müssen wir aus- und wieder einladen. Morgen abend sollten wir da sein, Freitag löschen, Samstag laden und abends wieder Abfahrt. Glaubst du, daß ich da Zeit habe, mit dir in Ruhe zu sprechen?“
    Gerd seufzte. „Nein, vermutlich nicht.“
    „Na, warten wir mal Samstag ab, wenn das Laden in Gang gekommen ist. Eigentlich ist es ja Sache des Ersten, sich darum zu kümmern. Wie gesagt, mal sehen, Gerd. Vielleicht können wir am Samstag zusammen an Land gehen. Wir werden uns schon was einfallen lassen.“
    „Wie ich mich darauf freue!“
    „Glaubst du, ich nicht? Aber ich muß mich beeilen, muß für einen Turn nach oben. Ich komme aber wieder und trinke Kaffee mit dir, sobald ich kann. Willst du mitkommen oder lieber hierbleiben?“
    „Ich bleibe hier und warte. Weißt du, Helge, ich finde, es ist so schön, allein dazusitzen und…“
    „Und nachzudenken?“ ergänzte Helge lächelnd.
    „Nein, beinahe gar nicht zu denken, bloß so dazusitzen und zu wissen, daß du mich liebhast.“
    Also saß Gerd allein mit ihrem Strickzeug in der Kapitänskabine. Die Finger liefen flink, denn sie hatte das Begonnene aufgeribbelt und eine viel größere Strickerei angefangen, einen großen, warmen, soliden Sweater. Ein richtig schönes, warmes Kleidungsstück sollte das werden. Warm und gut zum Anziehen in kalten Winternächten auf der Brücke.
    Es klopfte an der Tür, und Krauskopf zeigte sich.
    „Ist der Kapitän schon fort?“
    „Ja, er mußte nach oben. Aber du kannst einen Kaffee vorbereiten, so stark wie die Hölle, Krauskopf. Der Kapitän will wiederkommen, sobald er kann. Um seinen Kaffee will er sich nicht bringen lassen.“
    Krauskopf stellte das Geschirr auf das Tablett.
    „Das mit dem Kaffee geht in Ordnung. Das Wasser kocht schon.“
    Er setzte die Schüsseln geschickt zusammen und räusperte sich ein wenig. Und dann kam es.
    „Ein prima Kerl, der Käpten.“
    „So? Das findest du also?“
    „Das meinen sie alle. Am meisten der Reeder.“
    „Was du nicht sagst. Hast du mit dem Reeder gesprochen?“
    „Bist wohl verrückt! Entschuldigung, das meinte ich nicht. Nein, aber der Zimmermann, der fuhr ja mit dem Käpten auf der, Annette’, damals war der Käpten Zweiter, und dann waren sie in Seenot, und es war mitten im Winter, und sie hatten einen Orkan, und das Schiff, das Hilfe bringen sollte, konnte kein Boot runterlassen, und dann ist der Zweite, also unser Käpten, mit einer Leine ins Wasser gesprungen und ist geschwomm…“
    Krauskopf schwieg plötzlich und setzte eilfertig das letzte Geschirr aufsein Tablett, um zu flüstern: „Sagen Sie nichts davon zum Käpten, er mag nicht, daß wir darüber reden.“
    Da ging auch schon die Tür auf und Krauskopfs „Käpten“ stand höchstpersönlich in ihrem Rahmen.
    „Na, Krauskopf, wie steht’s mit dem Kaffee?“
    „Soll gleich kommen, Käpten.“
    Krauskopf verschwand, und Helge lächelte.
    „Hattest du einen kleinen Flirt mit Krauskopf?“
    „Nein, einen großen. Wenn du mich verläßt,

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