Ein tüchtiges Mädchen
zurück, versehen mit der kostbaren Unterschrift: B. M. Silfverkranz.
„So, das war das. Und morgen senden Sie beide Exemplare ab. Das eine bekomme ich dann mit Herrn Myrseths Unterschrift zurück. Und jetzt wollen wir unsere Vereinbarungen mit einem Trunk besiegeln.“
Der Baron holte höchstpersönlich eine Flasche aus dem Keller. Sie war alt und spinnwebenbedeckt, und ihr Inhalt floß golden in die wappengeschmückten Gläser.
„Prosit, kleiner Bürochef! Und Dank für das abgeschlossene Geschäft!“
„Ich habe zu danken, Herr Baron.“
„Papas Tokayer läßt sich trinken“, lächelte Michael.
„Ja, Junge, so was bekommst du wohl nicht in Stockholm!“
„Nein.“
Michael saß da, lächelte und drehte am Fuß des Glases.
„Übrigens bin ich dabei, mein Atelier in Stockholm aufzugeben, Papa.“
„Was sagst du da, Junge?!“
Zwei Augenpaare waren auf ihn gerichtet, die Gesichter seiner Eltern, gespannt und glücklich, ihm zugewandt.
„Ja, da Papa ja nun nichts mehr dagegen hat, daß ich hier male. Hier ist es – ja – irgendwie frischer und reiner. Und – nun ja, auf dem Lande ist es nun einmal besser als in der Stadt.“
Die Eltern nickten, und die Baronin mußte ein paarmal schlucken.
„Mir sind wohl die Augen aufgegangen für – nun ja, für das Saubere, das Frische. Ich werde wohl also mit – allem in Stockholm brechen. Ich meine – hm – mit meinem ganzen Stockholmer Dasein.“
„Ganz und gar, Michael?“
„Ganz und gar.“
Schweigend hoben die Eltern ihre mit dem dunkelgoldenen Wein gefüllten Gläser ihrem Sohn entgegen. Gerd fühlte, dies hier war etwas, das sie nichts anging. Sie machte sich so klein wie nur möglich in ihrem Lehnstuhl.
Die Baronin wandte sich ihr zu.
„Stoßen Sie doch mit uns an, Fräulein Elstö.“
Gerd ergriff zögernd ihr Glas.
„Ich dachte…“
Sie tranken. Die Baronin legte ihre kleine schlanke Hand einen Augenblick über Gerds Rechte.
„Liebes Kind, mit Ihnen kam die Freude nach Högalind!“
17
Von dem schwermütigen Ausdruck in Michaels Augen war nichts zurückgeblieben.
Er war morgens früh auf, war stets Nummer eins am Frühstückstisch und saß ungeduldig wartend da, um aufzuspringen, wenn er Gerds Schritte draußen auf dem Parkett der Halle hörte. Oft frühstückten sie allein. Der Baron und die Baronin ließen sich morgens Zeit. Sie wußten ja, daß ihr Gast Gesellschaft hatte.
Dann wurde „Blue Darling“ aus dem Wintergarten geholt und durfte mit hinauf ins Atelier. Da bekam er sein Frühstück aus Gerds Hand. Armer „Blue Darling“, seine Futterzeiten waren ganz verändert, seit diese Malerei begonnen hatte. Solange er im Atelier war, wurde er mit allem gefüttert, was sich ein kleines Papageienherz nur wünschen kann, aber war das Malen vorüber, so wurde er in sein Bauer zurückgebracht, um sich für die nächste Mahlzeit einen gesunden Appetit in seinem großen Flugbauer zu erarbeiten.
Michael war redselig geworden. Er erzählte von Stockholm und seinen Auslandsreisen, von den großen Galerien im Ausland, sprach von Kunstschulen und Stilformen. Gerd lauschte, aber sie verstand bloß die Hälfte.
„Ich bin sicher eine schlechte Zuhörerin“, entschuldigte sie sich. „Ich muß einräumen, daß ich nicht viel von der Malkunst verstehe. Aus diesem Grunde habe ich schon oft meine Schwester zur Verzweiflung gebracht.“
„Ihre Schwester?“
„Ja, meine Schwester versteht etwas von Formen, Farben wie auch von Malerei, während ich…“
„Ist sie denn selbst Malerin?“
„Das nicht, aber Innenarchitektin.“
„Wirklich? Das muß ich Mama erzählen. Sie hat nämlich den Plan, im Keller eine norwegische Kaminstube einzurichten und außerdem eine hypermoderne Küche. Würde das nicht eine verlockende Aufgabe für Fräulein Solveig, sein?“
Gerd lachte.
„Sicher, Küchen sind ihre Spezialität. Sie behauptet immer, dazu braucht man weibliche Architekten. Frauen wissen am besten, wo der Schuh drückt.“
„Darin hat sie sicher recht – Den Kopf etwas mehr seitwärts, wenn ich bitten darf. So ja, jetzt ist es gut.“
Dann schwiegen sie, und Michael malte. Gerd legte eine neue Portion Hirsekörner für „Blue Darling“ auf die Hand. Ihre Augen waren auf den schönen blauen Vogel gerichtet, aber ihre Gedanken gingen eigene Wege.
Sie gingen nicht sehr weit. Sie wanderten von Zimmer zu Zimmer in dem schönen alten Haus, und sie wanderten im Park herum, sie folgten dem Weg in den Wald und kehrten
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