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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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sublimer Unwissenheit.)
     
    Im großen und ganzen ist alles recht befriedigend. Ich kann nicht klagen. Außer über das Hinken meiner Tochter natürlich. Aber es ist nur ein ganz leichtes, und es wird mit jedem Tag besser, und ich habe diese idiotische Vorstellung, daß sie deswegen vielleicht einen freundlicheren, weniger grabschenden und geilen Mann findet. Ihr macht es offensichtlich nichts aus. Es hätte ja alles so viel schlimmer kommen können. Wie meine frühere Frau sagte. Sie hatte recht in so vielen Dingen, vielleicht in so ziemlich allen. Ich bedauere nicht, daß ich sie geheiratet habe oder sonst etwas in der Richtung. Sie hat mir viel beigebracht, hat mich die Wirklichkeit nicht vergessen lassen. Eigentlich bereue ich nichts, ich bin nun einmal so, wie ich bin, doch ist es auch sehr gut, daß es genügend Leute gibt, die nicht so sind, wie ich bin, die bis zum Tod an die Freiheit des Menschen glauben, die Brücken bauen, Minenfelder räumen, Kinder unterrichten, Knochen zusammenflicken und so weiter; vor allem auch jene, die ziemlich Unbekannten, die sich, tagaus, tagein, an weit entfernten Orten um die Notleidenden kümmern und deren Mitleid genau das ist, was sie tun, und nicht etwas, das ihnen Anerkennung bringt außer von jenen, um die sie sich kümmern, und auch dann nicht immer gleich.
     
    Bis hierher bin ich also gekommen. Ich weiß immer noch nicht, was das Ganze soll, aber ziemlich lange gedauert hat es schon.

ZWEITER TEIL

KAPITEL EINS
    V ielen Dank für Ihr Interesse.
    Ich ging so auf die Fünfzig zu, als ich damals schrieb, alles sei in Ordnung. Inzwischen ist sehr viel mehr Zeit vergangen. Inzwischen haben wir Channel 4 zum Beispiel, und Mrs. Thatcher ist unsere Premierministerin seit ewigen Zeiten, wie’s aussieht, auch wenn es nur ein paar Jahre sind. Für diejenigen, die ich in meiner neuen Arbeitsstelle kennengelernt habe, könnte es nie auch nur annähernd lange genug sein, und ich meine nicht nur diejenigen, die Kindermädchen hatten oder sich eins gewünscht hätten und sich vorstellen können, daß sie ihnen den Hintern versohlt. »Neu« ist vermutlich das Wort, das Ihre Aufmerksamkeit erregt hat. Der Handschlag war nicht unanständig, aber kaum so, daß man ihn golden nennen könnte. Mein früherer Chef, Plaskett, wurde von der amerikanischen Firma übernommen, die uns aufgekauft hatte. Ich werde nie erfahren, wie sehr er sich bemüht hat, mich mitzunehmen, falls er überhaupt noch Energie übrig hatte, nachdem er für sich selbst die Schäfchen ins Trockene gebracht hatte. Ich nahm meinen Abschied kurz vor Weihnachten, die Zeit des fröhlichen Winke-winke, könnte man sagen, und die Weihnachtsfeier im Büro war zugleich eine Abschiedsparty für mich und zwei oder drei andere, die alle älter und rangniedriger waren als ich. Folgendes habe ich zu der Zeit geschrieben:
     
    Ich zog meine Hand aus seinem letzten Griff früher zurück, als er zu erwarten vorgab, genau in dem Moment, da seine freie Hand unsere vereinte Faust ein zweites Mal drückte, was durchaus zu einer ganzen Serie hätte ausarten können. Sein Mund bewegte
sich beim Reden weniger als früher, und seine Stimme hatte ein neues Näseln. »Mann, Tom, ich werde Sie vermissen. Werden wir alle. War eine verdammt gute Zeit, echt klasse ...« Vielleicht zwinkerte er an diesem Punkt oder blinzelte zum Zeichen, daß er seine Gefühle resolut unter Kontrolle hatte. »... wir beide zusammen und Sie bis deutlich in Ihr zweites halbes Jahrhundert ... was soll man groß Worte drüber verlieren, aber eins kann ich Ihnen sagen, Sie waren wirklich ein Pfundskerl ...« Dann kam noch ein Blinzeln, als ich meine Hand ganz zurückzog und seine zu meinem Ellbogen wanderte. »Was werden Sie jetzt tun, haben doch sicher was auf der hohen Kante, so wie ich meinen Ripple kenne, was? Diese Übernahmen, verdammt, ich meine ...«
    Unnötig, sich lange mit dem aufzuhalten, was mir durch den Kopf ging, nämlich daß ich jetzt die Chance hätte, ihm zu sagen, für was für ein Riesenarschloch ich ihn gehalten hatte, bevor alles besser wurde, und ich selbst dann kaum anders über ihn dachte, sondern nur versuchte, es nicht so oft zu tun; daß der wirkliche Pfundskerl – in Gestalt meines treuen Ziegelsteins – in meiner Aktentasche steckte, damit es so aussah, als hätte ich eine Menge Arbeit mit nach Hause zu nehmen; daß man vielleicht doch ein großes Wort verlieren sollte, wenn es einer heutzutage noch in ein und derselben Firma in

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