Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
Vom Netzwerk:
jetzt überall aufgemotzt. East Anglia zum Beispiel kommt richtig in Mode. Bei so ’ner Investition kann man gar nicht verlieren. Aber so was sagen wir Jungs ja immer, nicht?«
    Seine Bemühungen machten ihn atemlos, etwas Rötliches und Schuppiges schien von ihm Besitz zu ergreifen, und die Pusteln auf seinem kahlen Schädel infizierten nun auch seine Stirn und blühten an den Rändern des rötlichen Flaums auf den Wangen und im Nacken auf. Unvermittelt drehte er sich um und ging, halb seitlich und wieder mit seinem Spazierstock um sich schlagend, zu seinem Auto oder, genauer, meinem Leihwagen, in den er bereits beide Beine gezogen hatte, bevor er merkte, daß er ihm nicht vertraut genug vorkam. Die beiden Autos hatten nicht einmal annähernd eine ähnliche Farbe. Ich folgte ihm und winkte,
und er rief mir zu: »Rufen Sie mich an, oder eben auch nicht. Wäre froh, wenn ich das vom Hals hätte, das kann ich Ihnen sagen.« Und dann fuhr er ruckelnd und mit aufheulendem Motor davon.
    Ich hatte ihn gefragt, wer zuvor in dem Haus gewohnt hatte. »Zuvor?« hatte er mit höhnischem Grinsen zurückgefragt. »Das Haus ist schon seit dem Korea-Krieg eine strittige Erbschaft. Eine Zeitlang habe ich immer wieder mal Anrufe von einem großkotzigen Blödmann aus der Gegend um Cromer gekriegt. Der Kerl hatte ’ne Gaumenspalte, und ich habe kein Wort verstanden. Die Familie hatte es für ein alt gewordenes Kindermädchen oder sonst jemanden gekauft. Wie gesagt, machen Sie mir ein Angebot.« Ich machte ihm eins, ein so niedriges, daß es mich überraschte, als er darauf reagierte. Einen Handschlag später gehörte das Haus mir.
     
    Der Bauunternehmer machte seine Sache gut. Kein Grund zu klagen hier, nachdem ich mich an die in Suffolk übliche Währung gewöhnt hatte (nachdem ich gelernt hatte, Tausende in ein paar Tau umzurechnen) und mir die in East Anglia gebräuchliche Dreizehn-Tage-Woche zu eigen gemacht hatte – diese Art des Kalenders benutzte ich auch in den Verhandlungen mit den sehr entgegenkommenden Leuten, die meine Wohnung in London kaufen wollten.
    Während die Männer an der Arbeit waren, fuhr ich immer mal wieder für ein oder zwei Tage hin, um das Gras zu stutzen, den Gartenweg auszubessern, ein Blumenbeet anzulegen und einen Strauch zu pflanzen: ein kümmerliches Gestrüpp mit stumpfgrünen Blättern, das, wie das Etikett behauptete, im Herbst eine goldschimmernde Pracht entfalten sollte, das jedoch eine Woche später kleine, rosafarbene Blüten hervorbrachte, die, zusammen mit den Blättern, fast sofort wieder abfielen. Tatsächlich war es so, daß ich nichts zu tun hatte und hoffte, den Bauunternehmer zu verunsichern, indem ich immer mal wieder um Türen spähte, an Gerätschaften lehnte und mich allgemein so verhielt, als hätte ich kein Zuhause. Aber die Arbeiter dachten nur, ich wollte mich unterhalten, und meistens war es auch so, auch wenn ich es mir verkniff,
mir einen Stuhl heranzuziehen, die Füße hochzulegen, den ganzen Tag lang zum Tee Rosinenbrötchen zu buttern und die Patiencekarten sehr gründlich zu mischen. »Einsamer, gelangweilter, alter Kerl«, konnte man sie denken sehen, und meistens hatten sie auch ziemlich recht damit. In der übrigen Zeit überlegte ich mir, was ich dagegen tun könnte.
     
    Jetzt, da ich gerade eingezogen bin, schaue ich in den Garten hinaus und stelle mir vor, daß ich meine Kinder draußen herumtollen sehe und darauf warte, daß meine Frau mich fragt, ob ich nichts Besseres zu tun habe, nicht daß sie je irgend etwas in dieser Richtung gesagt hätte, nur fast. Aber ich will nicht wieder in diese alten Denkweisen verfallen. Ansonsten passierte in dieser ganzen Zeit so gut wie nichts, außer daß das Leben, in gewisser Weise, auf seine unbestimmte Art eben weiterging. Jetzt ist es so, als könnte ich anfangen, etwas passieren zu lassen, wenn ich nur wüßte, was und wie, vor allem, wenn man bedenkt, daß mein vorhandenes Wissen sehr schnell zum einzigen werden könnte, was ich weiß. Was ist mit dem Dorfleben und den anderen Leuten hier?
    Neben Sidney, dem Makler, und den Leuten aus dem Dorfladen habe ich im zwei Meilen entfernten Gesundheitszentrum einen pensionierten Colonel und seine schlanke, amerikanische Frau kennengelernt. Außerdem lief mir ein Mann namens Jenners über den Weg, der mir sofort mitteilte, er sei bis vor kurzem im Ministerium für Handel und Industrie beschäftigt gewesen, und mir seine Karte gab, auf der seine Adresse stand und daß er

Weitere Kostenlose Bücher