Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
veröffentlicht. Und demnächst kommt ein Buch von ihr heraus.«
»Du mußt stolz auf sie sein. Und sie auf dich.«
»Sie läßt dich übrigens schön grüßen. Ihr Typ sitzt einfach nur da, pafft seine Pfeife und nickt. Ich werde nicht schlau aus ihm. Als wüßte er alles, aber sagt es nicht.«
»Ich kenne das, so ist Weisheit eben. Wie auch immer, schöne Grüße auch von mir an sie. Auf direktem Weg schaffen wir’s ja offensichtlich nicht mehr.«
Sie lachte, drehte den Ton noch ein wenig leiser und rückte dann ziemlich unverblümt mit ihrem Anliegen heraus: »Dad, du hast nicht zufällig ein paar Pfund für uns übrig, mh? Ein Tau oder zwei oder was auch immer. Die Anzahlung für unser Haus ist der reinste Horror. Wir würden es dir auch zurückzahlen ...«
Wieder diese Suffolk-Währung. Ich tat eine ganze Reihe von Sachen. Zuerst wedelte ich mit den Armen durch die Luft, wie um zu sagen: Das ist alles, was ich habe, dieses Häuschen, in dem ich mein Leben friste. Dann zog ich mein Taschentuch heraus und tat so, als würde ich hineinschluchzen. Dann warf ich ein Fünfzig-Pence-Stück auf den Tisch. Dann schaute ich mein Handgelenk ohne die Uhr daran an und murmelte etwas vom Leihhaus. Dann nahm ich einen Zigarrenstummel aus dem Aschenbecher und zündete ihn neu an. Und unterdessen stellte ich ein paar schnelle Berechnungen an und vefluchte mich für die ganze weinerliche Innenschau, die ich angestellt hatte, während sie über die Autobahn in meine Richtung brausten, wo ich doch besser meine Großzügigkeit vorbereitet hätte, um in dem Augenblick, da wir allein waren, sagen zu können: Okay, Virginia, du heiratest demnächst, und ich weiß, wie mörderisch diese Hausanzahlungen sind. Viel kann ich nicht erübrigen, aber wenn du auch mit soundsoviel zufrieden wärst, man heiratet schließlich nicht jeden Tag ... Und dann hätten das Geplapper und die alten Witze usw. nicht dazu geführt oder hätte es später nicht so ausgesehen, als ob. Was ich sagte, war: »Natürlich, was in meiner Macht steht, aber ...«
»Kleinvieh macht auch Mist«, sagte sie, und bevor sie zu Bett ging, kam sie zu mir und küßte mich, diesmal oben auf meinen Kopf oder, genauer, knapp über meinem Haaransatz, wobei Sie den Unterschied wohl kaum bemerken dürften.
»Wir haben nicht über Adrian geredet«, sagte ich. »Was denkt deine Mutter darüber? Er wird demnächst sicher auch mal ein paar Tau brauchen ...«
»Irgendwann vielleicht«, sagte sie und verkniff sich gerade noch die Ergänzung: »Wenn er an der Reihe ist.« Wieder lag die altbekannte Verärgerung in ihrer Stimme oder was die höhere Bildung daraus gemacht hatte: egoistischer Pragmatismus? (Noch einmal vielen Dank, Monsieur Roget, für Ihr Lexikon).
Also blieb ich mit einem Glas in der Hand wach und im Wohnzimmer und hörte, wie sie oben ein Bad einlaufen ließ und herumrannte und sich, nach einigem Dielenknarren und viel Unsicherheit, die ein Echo meiner eigenen war, schließlich niederlegte. Als ich dann selber zu Bett ging, mich mit dem Rücken an der Wand die Treppe hochschlich, hatte ich mir eingeredet, wichtig ist nur, daß sie wieder bei mir unter meinem Dach ist, und wenn man nicht einmal seinen alten Dad um ein paar Pfund bitten kann, und es ist ja wirklich was aus ihr geworden, und ich kann’s ja sowieso nicht mitnehmen, und es wäre mir lieber, sie hätte mich gar nicht bitten müssen, und was glaubt sie eigentlich, wer ich bin, Arischtotelesch Onaschisch?
(Ich habe diese letzten Zeilen Maureen probehalber vorgelesen, als sie mich besuchen kam. Sie fand sie nicht lustig. Sie fragte mich nach meinen Kindern und meinte, ich hätte mehr Glück, als mir bewußt sei. Sie fragte nicht, wieviel ich Virginia letztendlich gab. Ich erklärte ihr, ich sei nicht wirklich betrunken gewesen, aber als ich kurz nach ihrem Besuch darüber geschrieben hätte, da hätte ich die Sache etwas lockerer sehen können. Ich wollte nicht, daß sie zu schnell zu viel von mir erwartete.)
Was ist nun die Wahrheit? Jetzt, einige Zeit später, kann ich gelassen sagen, daß ich ihr am nächsten Morgen einen Scheck ausstellte und sie seitdem nicht mehr gesehen habe. Sie hat ein paarmal angerufen, das letzte Mal, um mir zu sagen, daß sie
schwanger sei. Bei dem Anruf davor erzählte sie mir von der Doppelhaushälfte, die sie gekauft hatten, und daß es sie sehr freuen würde, wenn ich sie besuchen käme, um mir alles anzuschauen. Vielleicht sollte ich so meinen zweiten Bericht
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