Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
andere Sachen mit ihr nicht, immer lief die Nase, und sie war dauernd erkältet. Eines Abends war Mutter ausgegangen, und sie hatte wieder einen ihrer Anfälle, sie schrie und keuchte, und Nanny ging zu ihr, um sie zu beruhigen. Lily und ich lagen in unseren Betten und hielten uns die Ohren zu, es war alles ziemlich schauerlich, und plötzlich war alles still ... Nanny kam dann zu uns und sagte uns gute Nacht. Ich weiß noch genau, wie ruhig sie war, als sie uns zudeckte und uns eine Geschichte vorlas. Am nächsten Morgen war Sal dann nicht mehr da. Es gab keinen Wirbel. Ein stilles Begräbnis. Vater kam dazu und beschloß dann, wieder zu bleiben. Lily und ich hatten so eine unbestimmte Ahnung ... Leute kamen und gingen.«
»Wenn Sie mir das nur schon früher gesagt hätten. Ich hätte dann nicht ... Tut mir leid.«
»Das ist alles schon längst vorbei. Was kann man denn machen? Sie blieb noch eine Weile bei uns, aber nach dem Gerichtsverfahren gab’s für sie nichts mehr zu tun, und so kaufte Vater ihr das Häuschen ... Das ist eigentlich alles.«
»Die arme, alte Seele.«
»Vielen Dank für Ihren Anruf. Sehr freundlich von Ihnen. Muß
das alte Mädchen selber mal wieder besuchen, aber Sie wissen ja ...«
»Ja, ich weiß.«
Wir verabschiedeten uns und legten auf. Als ich mich umdrehte, sah ich Maureen in der Küchentür stehen.
»Das war aber ein langer Anruf«, sagte sie.
»Ich habe mir nur gedacht, ich sage ihm wegen Miss Phipps Bescheid«, sagte ich.
»Sie schon wieder.«
»Es ist eine traurige Geschichte.«
Ich streckte die Hand aus, um sie um die Taille zu fassen, aber sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und wich aus.
»Schau mal nach den Kartoffeln. Ich gehe ins Bad.«
»Er hat mir von Sarah erzählt.«
»Ich glaube, ich will das gar nicht hören. Als gäbe es nicht schon genug Probleme auf der Welt. Du solltest dir das nicht auch noch aufhalsen.«
»Er hat einfach angefangen zu erzählen, das ist alles, und ich ...«
Aber sie war bereits auf der Treppe, und ich sah, daß die Schürzenbänder ihr den Rock über die Knie hochgezogen hatten. Ihr Hintern schwankte und schwabbelte, und ich ging in die Küche, um nach den Kartoffeln im sprudelnden Wasser zu sehen, während unter meinem Herzen ein turbulentes Sehnen aufwallte.
Wir aßen, tranken Wein und schauten uns im Fernsehen eine Oper an. Bei der dritten Flasche sagte sie mir, daß ich zuviel trinke. Als ich mir noch einen Stumpen anzündete, stand sie auf und öffnete das Fenster weiter. Mir waren die Rennie-Tabletten ausgegangen, und während sie sich über die Musik entzückte, diese so mächtig brennende Leidenschaft, litt ich an meinem ganz eigenen inneren Brennen. Unerbittlich sangen sie für mich, meine kleinen Höllenteufel in Maureens Himmel.
Eine Weile lagen wir in unseren Nachtgewändern nebeneinander. Die eine Hand hinter dem Rücken aufgestützt, damit ich nicht aus dem Bett fiel, küßte und streichelte ich sie so geschickt, wie ich konnte, aber sie blieb unerregt und sah nur zu, wie ich unempfängliche
Brustwarzen untersuchte und so weiter. Meine Hand wanderte weiter nach unten, wo auch auf meiner Seite nicht viel passierte, oder nur sehr kurz und zu früh. Sie schob meine Hand weg, als sie noch einmal zu ihren Brüsten zurückkehrte, schwang die Beine aus dem Bett und setzte sich auf.
»Nicht in Stimmung dafür?« fragte ich rücksichtsvoll.
»Wir sind beide zu müde. Es war ein sehr gefühlsbeladener Tag, und ich habe noch immer diese hinreißenden Stimmen im Ohr.«
Ich schob die Hand unter ihr Nachthemd und ließ sie ihren Rücken hinaufwandern. »Ich warte eine Weile, und dann säusle ich dir was vor«, sagte ich.
Sie drehte sich um und lächelte argwöhnisch. »Ist das wieder einer deiner Witze?«
»Ach du meine Güte, nein. Es ist nur so, daß ich von Opern rein gar nichts verstehe. Aber bis zum nächsten Mal bringe ich mich richtig auf Vordermann.«
Sie stand auf, so daß meine Hand von ihrem Rücken rutschte, und ging zur Tür, von wo aus sie mir eine Kußhand zuwarf. In den folgenden Minuten suchte ich in meiner Kleidung nach Rennies, und fand schließlich drei in der Tasche einer alten Strickjacke. Während ich darauf herumkaute, dauerte es nicht lange, bis eine Kellnerin ins Zimmer kam, die nichts als eine Schürze trug, unter der sie sich mein Trinkgeld erarbeitete. Tut mir leid, Maureen, murmelte ich, als der Schlaf mich übermannte, aber es gibt keine Höhen ohne Tiefen, keinen Covent Garden
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