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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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könnte, was im Fernsehen kam, wie schnell ich mit meiner neuen Ruth Rendell im Bett wäre, o ja, und außerdem waren mir meine Hamlet Miniatures ausgegangen, aber in meinem Cordsakko mußte doch noch eine halbvolle Packung stecken — nein, das war in der Reinigung, oder? Kündigte sich bei mir vielleicht eine Erkältung an? Geschähe mir nur recht, warum mußte ich auch so lange in dieser kalten Kirche sitzen und »ein bißchen kommunizieren«, wie meine Mutter es nannte, wenn ich in einer meiner nachdenklichen Stimmungen war. Oder »er ist wahrscheinlich mal wieder bei einer Kommunikation«, wie sie zu meinem Vater sagte, wenn ich bei einer Erledigung trödelte. Ich konnte nicht aufhören zu zittern. Hatte ich daran gedacht, das Warmwasser anzuschalten? Halstablette. Aspirin. Wick MediNait. Rennies. Mist. Hatte auch vergessen, mir eine neue Flasche Whisky zu besorgen. Und so vertröpfelte sich meine Kommunikation in einer völlig beliebigen Abfolge kleiner Sorgen, die meiner Erfahrung nach die Substanz des Lebens ausmachen, obwohl dies das unpassendste Wort dafür ist, da absolut kein Zusammenhang zwischen ihnen besteht, sie flattern nur umher und plappern unentwegt. Als ich mein Gartentor öffnete, dachte ich auch an die Kunsthandwerker und wie schade es doch war, dieses Wiederauseinandergehen von Leuten, die zufällig zu einem nützlichen Zweck zusammengekommen waren, die Verbitterung, die entsteht und die immer in gewissem Maße, aber nie ausreichend, gerechtfertigt ist. Darin zeigte sich das Werk des Teufels, da war ich mir ganz sicher, und nicht darin, daß man in der Kirche übers Ficken redete. Wenn seine Hauptbeschäftigung das Zwietrachtsäen zwischen Stämmen und Nationen war, dann war es sein Hobby, ganz gewöhnliche Leute
zu Neid und Groll und Gedankenlosigkeit anzustiften. Letzteres dürfte für ihn Spaß sein, ersteres Pflichterfüllung.
     
    Das waren also die Gedanken, die ich an diesem Abend niederschrieb, als meine Erkältung sich zusammenbraute und ich mich mit Brandy und Aspirin abfüllte, bevor ich zu Bett ging. Alles hat auch seine guten Seiten: Im ganzen Haus war kein einziger Stumpen zu finden, aber während ich noch suchte, wurden meine Halsschmerzen schlimmer, und als ich es dann aufgab, war das Rauchen eins der Dinge, die ich an diesem Abend aufzugeben beschloß. Aber es gibt noch eine andere Notiz: keine Spur der Yuppie-Kinder, leider. Ich vermisse das, ihre Überbleibsel, wenn ich in mein leeres Haus zurückkehre oder sie im Schneidersitz vor meinem Fernseher finde, das Cola und die Jaffa-Kekse in der Hand oder, öfter noch, bereits verputzt, und zwar den ganzen Vorrat, den ich ihnen auf den Fernseher gestellt hatte, um zu verhindern, daß sie in meinen Küchenschränken stöbern oder auch woanders, wo vielleicht noch immer gewisses Lektüre- oder Bildmaterial zu finden sein könnte. Meine letzte Notiz lautet: Der Vikar hat gesagt, wir müssen werden wie kleine Kinder. Was kann er nur damit gemeint haben? Die unstillbare Gier nach dem, was wir nicht haben können? Die Neugier? Oder etwas, das Unschuld heißt? Das alles kann er doch nicht gemeint haben.
    Zu der Zeit hatten sie bereits aufgehört, mich zu besuchen, warum, sollte eigentlich offensichtlich sein. Und ich vermute, genau das, oder alles, was dazugehörte, war es, was mich zu der Entscheidung brachte, Suffolk käme wahrscheinlich auch ohne mich zurecht.
    Eines Abends im Sommer, als sie schon oft in meinem Haus gewesen waren, kam ihre Mutter zum ersten Mal, um sie abzuholen. Normalerweise fragte ich sie, wann sie zu Hause sein müßten, und sie waren immer ziemlich gewissenhaft, zumindest was das betraf, wurden auch beständig daran erinnert durch ihre riesigen und komplizierten Digitaluhren und die diversen Signale, die sie aussandten, darunter so durchaus martialische Melodien wie »The Star-Spangled Banner«. Sie hatten noch etwa zwanzig
Minuten Zeit, und ich stand in Hemdsärmeln in meinem Garten, warum, weiß ich nicht mehr, außer daß mir nicht gefiel, was sie sich gerade anschauten, denn meistens gefiel es mir, und nicht nur ihretwegen. Von ihren Eltern hatte ich noch nicht viel gesehen, man winkte sich höchstens über die Straße zu oder traf sich gelegentlich im Dorfladen. Sie hatten einen sehr sympathischen Eindruck gemacht, wobei er mit seiner Unbekümmertheit ihre Verschlossenheit oder ihr Gelangweiltsein wettzumachen versuchte oder auch den von ihr vermittelten Eindruck, er stünde, wie übrigens alles andere

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