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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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sagte sie.
     
    Als sie mir nun auf meinem Gartenpfad entgegenkam, wollte sie geschäftsmäßig wirken, während sie gleichzeitig meine ungejäteten Blumenbeete anschaute, als hätten sie etwas über mich zu sagen, und tatsächlich, der Mangel an Farbe ließ die ganze Show auffliegen, ihr floraler Aufzug dagegen und ihre allgemeine Makellosigkeit gaben die Norm vor. Eine verdammte Beleidigung der Natur, dachte ich mir.
    Sie biß sich auf die Lippen. »Die Kinder ...«, setzte sie an.
    Ich nickte in die Richtung des Hauses. »Sind da drin, oder waren es, als ich vor ein paar Augenblicken nachgeschaut habe. Die Sendung dauert noch ungefähr zehn Minuten, und die Erfrischungen dürften ebenso lange reichen.« Ich schaute auf die Uhr. »Siebeneinhalb Minuten. Soll ich sie holen?«
    »Wenn Sie so freundlich wären.«
    Sie hockten wie üblich dicht vor dem Fernseher, die Gläser mit Cola schräg vor dem Mund. Beide bohrten in der Nase.

    »Kommt, ihr kleinen Monster«, sagte ich von der Tür aus. »Eure Mutter ist da.«
    »O nein!« stöhnten sie, ohne sich einen Zentimeter zu bewegen.
    Ich hatte nicht bemerkt, daß sie mir ins Haus gefolgt war, und jetzt stürmte sie an mir vorbei, schaltete den Fernseher aus und zerrte die beiden in die Höhe, so daß etwa ein Zentimeter aus jedem Glas Cola auf den kleinen waschbaren Pseudoperser aus dem Sonderangebot schwappte, den ich erst neulich gekauft hatte. (Erst später entdeckte ich die Krümel von mindestens einer halben Packung Jaffa-Kekse, die den größeren Teil des Teppichs verklebten.) Sie murrten kurz, verstummten aber, als sie ihre Gläser nahm und auf den Fernseher stellte, dann das Mädchen am Handgelenk packte und die Finger aufbog, so daß nun die Reste eines Jaffa-Kekses zu sehen waren oder, genauer, ein großer, mit Krümeln übersäter Schokoladenfleck, der fast die ganze Handfläche bedeckte.
    »Ihr wißt doch, daß ihr euch nicht den Appetit verderben sollt. Wie oft muß ich euch das noch sagen?« murmelte sie, während sie beide am Oberarm packte und hinausbugsierte.
    Ich trat beiseite und erhaschte dabei einen Blick auf das Gesicht des Mädchens, auf dem ein Entsetzen zu lesen war, das in keinem Verhältnis zum Ernst der Situation stand.
    »Tut mir leid, Mummy«, sagte der Junge in einem hohen Flüsterton.
    »Du tust mir weh«, jammerte das Mädchen.
    Als sie an der Haustür waren, rief ich: »Tschüs, Kinder. Bis bald.«
    Aber es war die Mutter, die sich umdrehte. Die Andeutung einer Entschuldigung in ihrem Lächeln hätte ebensogut ein warnendes Zähnefletschen sein können. Das Blut war ihr aus dem Gesicht gewichen, und sofort kam mir mein Garten gar nicht mehr so häßlich vor.
    »Sagt danke zu Mr. Ripple«, sagte sie und schüttelte sie, und das hatten die beiden wohl auch gemurmelt, als ihre Mutter sie losließ und sie sofort den Gartenpfad hinunterrannten.
    Ich stand in der Tür und hatte die Hand zu einem Winken erhoben,
aber das war nicht mehr nötig. Ich erinnerte mich an meine Kinder in diesem Alter und dachte mir, um wie viel besser sie doch erzogen waren, auch wenn eine solche Situation in unserem Haus nie hätte entstehen können. Ich meine, sie irgendwelchen Blödsinn im Fernsehen anschauen zu lassen, anstatt sie dazu anzuhalten, aktiv etwas zu lernen oder sich ansonsten etwas Gutes zu tun. Dann dachte ich an Webb, und plötzlich ergab dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht einen Sinn und paßte auch zu dem, was zu der Zeit die Nachrichten beherrschte: Die Andeutung war eine des Abscheus, nicht der Entschuldigung. In erster Linie jedoch dachte ich daran, was für eine Dreistigkeit es gewesen war, in einem fremden Haus den Fernseher auszuschalten, vielleicht sogar zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit.
     
    Nach diesem Vorfall kamen sie nicht wieder, und ich sah sie nur von weitem. Einmal spielten sie auf dem Bowlingplatz mit einem Wurfring, und ich winkte, aber sie taten so, als würden sie mich nicht bemerken. Ich schlenderte auf sie zu, doch sie wichen zurück, deshalb blieb ich stehen und rief: »Heh, ich bin’s doch nur, Onkel Tom, der Jaffa-Kekse-Mann.«
    Sie erstarrten, und der Wurfring fiel zwischen ihnen auf den Rasen. Das Mädchen hob sehr zögerlich die Hand, und ich wußte, wenn ich auch nur einen Schritt weiter auf sie zuging, würden sie davonlaufen. Also bog ich, mit noch einem Winken, seitlich ab und warf ihnen dann, dumm, wie ich war, eine Kußhand zu. Es war durchaus möglich, daß ich von ihrem Haus aus zu sehen war,

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