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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Augen wie der gestrige Tag«, las ich laut, und er wartete, daß ich fortfuhr. »Zurück zu den Galaxien und dem allem. Ich fürchte, das geht weit über meinen Horizont.«
    Er drehte sich um und schaute lang zu dem Kreuz über dem Altar hoch. »Wie recht Sie doch haben. Vielleicht dreht sich alles nur um die Teilnahme und daß man sich dem Ganzen bedingungslos
ausliefert. Blinder Glaube. Wie wenn man im Krankenhaus ist und sich vor der Spritze oder der Operation fürchtet. Völlig hilflos in den kundigen und routinemäßig mitleidigen Händen anderer. Unterwerfung. Aber man ist dabei nicht allein. Andere sitzen im selben Boot, oder es geht ihnen noch sehr viel schlechter. Man ist plötzlich nicht mehr für das eigene Leben verantwortlich. Verdammte Ketzerei, nichts anderes ist das. Aber es stimmt. Daß man nicht viel ausrichten kann. Ist vielleicht doch nicht so ketzerisch. Der Unterschied liegt in dem Wieviel.«
    Er stand da und zupfte die welken Blüten der Blumen in einer Vase auf dem Altar ab. Ein paar Blütenblätter schwebten zu Boden. Plötzlich vermißte ich den Colonel wieder. Von seiner Witwe hatte ich nichts mehr gehört, obwohl ich auf ihre Karte geantwortet hatte, vorwiegend in bezug auf Sidney und die Pflanzen, die ich ihn hatte ausgraben sehen, kaum daß sie weg war. Außerdem berichtete ich ihr, daß ich ihn etwas hatte wegtragen sehen, das aussah wie ein Stapel Vorhänge. Und schließlich hatte ich mich nach ihrer Tochter erkundigt. Ich erinnerte mich dann auch sehr lebhaft an sie, an unsere letzte Begegnung, wie sie weit über ihre Trauer hinaus blaß und klein und verzweifelt wirkte. Und plötzlich bestand die Traurigkeit darin, daß man nicht weiß, was mit Leuten geschieht: Hamble, Webb, Hipkin, sogar Plaskett. Oder Nanny Phipps, die inzwischen wahrscheinlich tot ist. Sie alle verschwinden so unauffällig in der Abenddämmerung. Ich mußte nun etwas sagen, denn der Vikar schaute von den welken Blüten in seiner Faust zu mir, als versuchte er, eine Verbindung herzustellen.
    »Daß man sich oft unbedeutend fühlt, meinen Sie? Oder daß man eigentlich die meiste Zeit kaum etwas anderes fühlt?«
    Er ging zum Seitenschiff und suchte eine Stelle, wo er die welken Blüten ablegen konnte. Seine Stimme war laut, und er hatte die Faust erhoben, als wollte er sich in einen Trotz hineinsteigern.
    »Bei Gott, nein. Das kann ich ja wohl nicht gemeint haben. Habe die Leichen aufgereiht gesehen, eine tote Seele neben der anderen, auf dem großen Förderband der Zeit. Kommen Sie, Schwester,
und schauen Sie sich das mal an. Das sind jetzt bereits vier Eitelkeiten an einem Vormittag. Kein Mittagessen für die Völlerei da drüben. Und was die Faulheit angeht, die schicken Sie morgen nach Hause. Wir brauchen die Betten.«
    Ich lachte laut darüber, und er ließ grinsend die Faust sinken. Offensichtlich hatte er sich mehrere dieser Suaden ausgedacht, hatte aber außer mir niemanden, an dem er sie ausprobieren konnte.
    »Was meinen Sie, welche Behandlung bekommt die Wollust?«
    Er schlug mit der Faust auf ein paar Tasten ganz links auf dem Orgelmanual.
    »Wenn man das nur wüßte! Zur Not gibt’s ja die Aversionstherapie, ich glaube, so heißt das.«
    »Furchterregendes Vögeln mit der Heimleiterin, meinen Sie?«
    Er ignorierte das und öffnete langsam die Hand, um die Blütenblätter fallen zu lassen, die jetzt nur noch Staubkrümel waren. Dann schlug er einen wohltönenden Akkord an und sagte mürrisch: »Ich bin mir sicher, daß er es nicht absichtlich macht. Wenn ich allein hier bin und mein Kopf nicht voll ist von den Worten und der Musik, dann treibt da oben die schrecklichste Respektlosigkeit ihr Unwesen.«
    Er klopfte sich kräftig auf den Kopf. »Es heißt ja, das ist der Teufel. Aber anscheinend habe ich die korrekte Haltung zu diesem Thema vergessen. Was meinen Sie dazu?«
    »Es deutet alles darauf hin, daß Satan oder wer immer die meiste Zeit in unserem Hirn ziemlich freie Hand hat. Und daß er sich von Worten oder Musik oder sonstwas in der Richtung kaum stören läßt.«
    »Oder kleinen Kruzifixen, die hier und dort herumhängen, meinen Sie.«
    Er schlug noch einen Akkord an und wirkte plötzlich sehr wütend.
    »Ich fürchte, davon habe ich keine Ahnung«, sagte ich.
    »Gibt ja auch keinen Grund dafür. Die Sache ist nur die, wenn ich mir meine Gemeinden anschaue und dann irgendwas daherfasele von den verschiedenen Arten des schwierigen Gutseins, dann wünsche ich mir manchmal, ich wäre ein

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