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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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aber vielleicht tat ich es genau deshalb. Ich drehte mich nicht um, bis ich den Laden erreicht hatte, und dann waren sie bereits verschwunden.
    Man hatte sie natürlich gewarnt. Nichts Persönliches, da bin ich mir sicher, aber zu der Zeit wurden Geschichten von unglaublicher Widerlichkeit erzählt, werden es übrigens immer noch, über Kindesmißbrauch, und die Moral davon ist, daß man niemandem trauen kann, nicht einmal Mum und Dad, vor allem Dad nicht. Das war der Ausdruck auf dem Gesicht der Mutter gewesen, Häßlichkeit gegen Häßlichkeit, und auf keinen Fall wollte sie mir gegenüber
unvoreingenommen sein, und wahrscheinlich auch völlig zu Recht. Ach, Mr. Webb, Sie und Ihresgleichen, was haben Sie uns anderen angetan, die sich beherrschen können? So schrieb ich es ziemlich verzweifelt in meine Notizen an diesem Abend.
     
    Ungefähr eine Woche später fand ich, als ich nach Hause kam, auf meiner Schwelle ein Marmeladenglas und darin einen Strauß blühenden Unkrauts mit zwei schon etwas welken Kletterrosen. Diesmal sahen sie nicht so aus, als würden sie aus meinem Garten stammen. Auf einem Zettel stand gekritzelt: »Liber Herr, filen Dank für Fernsen und so und Cola.« Kein Wort über die Jaffa-Kekse. O ja, es waren ja wirklich sehr hübsche Kinder.
    Danach gab es, soweit ich mich erinnern kann, noch ein wenig Winken aus der Entfernung, wenn sie alle zusammen waren. Für einen Außenstehenden hätte es wohl sehr nachbarschaftlich ausgesehen. Ich tröstete mich, so wie es aussieht, folgendermaßen: »Wir hatten ja keinen Streit. Ich frage mich nur, was ihnen so durch den Kopf geht. Wie können die guten Dinge im Leben so unerklärlich zu einem Ende gebracht werden? >Traue keinem Fremden. < >Warum nicht, Mummy, warum nicht?< >Weil man nie weiß.< >Was nie weiß?< >Manchmal machen sie schlimme Sachen mit dir.< >Was für Sachen? Uns den Appetit verderben?< >Nein, andere Sachen.< >Was für andere Sachen?< >Manchmal stehlen sie Kinder oder zwingen sie, Sachen zu tun, die sie nicht wollen.‹›Was für Sachen, was für Sachen?< Danach herrscht Schweigen. Ich suche ein Bild der Gefahr, der Sache, die sie fürchten sollten. Heute abend habe ich mich lang und ausführlich im Badezimmerspiegel angeschaut und hinter der ganzen schlaffen Neutralität und Mattigkeit gesehen, was diese Sache sein könnte, etwas, das kein Grinsen und kein Zwinkern vertreiben kann. Webb grinste mich aus dem Spiegel an. Ich war ganz und gar nicht so wie Hamble. Ich schaute weder wohlwollend noch völlig harmlos aus, obwohl ich täglich mehr so werde, hoffe ich zumindest. Aber die Wahrheit ist, auch wenn ich sie nie anrührte, so wollte ich es doch ... ein nackter Arm, eine Wange, ein nacktes Bein, sie mir aufs Knie setzen ... Mehr gibt es nicht, was ich mir noch eingestehen könnte. Ihre
Mutter hatte recht. Es war Webbs Gesicht, das ich sah, etwas zwischen Schuldbewußtsein und Lust. Ich muß mit meinem Selbstmitleid aufhören ... Meine Freude lag darin, sie bei mir zu haben, nicht in der Freude, die ich ihnen schenkte. Eine Berührung ist Anfang und Ende der Zuneigung ... Wir haben nicht die Freiheit, uns selbst Freude zu bereiten durch die verschiedenen Arten, wie wir anderen Freude bereiten, vor allem bei Kindern, denn wenn es nicht die perfekte Liebe ist, können wir unmöglich wissen, wo das Verstehen aufhört und die Schädigung beginnt. Genau dort liegt unser Unwissen, an der Grenze zwischen Scham und Egoismus. Es ist besser, wenn wir einander Fremde bleiben ... Werden wie kleine Kinder? Zum Teufel damit ...«
     
    So vertröpfeln sich meine Notizen aus Suffolk. Während ich mir diese Wohnung hier suchte, übernachtete ich ein paarmal bei meinem Sohn. Seine Frau Jane ist der netteste Mensch, den ich kenne, und das nicht nur wegen ihrer Liebe zu ihm. Sie ist ein unscheinbares Mädchen, wie die Leute sagen würden, mit Pony und Brille, zu schwer und zu kurz, um viel Figur zu haben, und sie trägt farblose Kleidung und lächelt nur, wenn sie sich übers Leben freut, nicht oft, aber unerwartet, bedingungslos. Zum Beispiel, und jetzt sage ich wirklich einmal die Wahrheit, scheinen meine gräßlichen Witze sie wirklich zu amüsieren. Sein Stöhnen darüber ist ebenfalls echt.
    Jane ist Finanzanalystin und arbeitet wie mein Sohn in der City. Er ist eher der Praktiker und hat inzwischen eine gute Position in einer führenden Steuerberatungskanzlei. Sie ist intelligenter als er, aber das merkt man kaum. Ich bezweifle, ob sie sich

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