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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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sind
die Leute an der Macht der Feind. Wir fragen nicht, was ist das Beste für jeden. In Polen könnte es passieren, daß das Volk einen Trottel wählt, der ihnen das Paradies verspricht und sagt, alle Mächtigen sind Betrüger und Lügner.«
    »Na ja, in gewisser Weise ...«
    »O nein, nein.« Er hielt inne und entspannte sich plötzlich, und dann lächelte er in seinen Kaffee und trank einen Schluck, als hätte er plötzlich bemerkt, daß der etwas viel Besseres war. »Was macht es jetzt noch aus? Diejenigen von uns, die alt sind, müssen versuchen, in Frieden zu sterben. Alle sind müde. Alle haben Angst. Das ist alles. Kämpft für Frieden und Freiheit, haben wir immer gesagt, und was ist jetzt diese Freiheit? Jetzt ist es meine Frau, die ...«
    Dann stellte er plötzlich seine Tasse ab, schaute auf die Uhr und ging unvermittelt und mit einer leichten Verbeugung. Ein alter Soldat. Vermutete ich. Was hatte er seitdem getan? Seine Hände waren groß und rauh. Früher hatte es sicher Stolz und Eleganz gegeben, aber davon war jetzt nichts mehr übrig außer ein Rest von Manieren, ein Abglanz von Ehre. Er hatte mich mit unendlicher Geduld angeschaut, als könnte ich unmöglich verstehen, ich, der ich es mir in meinen eigenen Vorurteilen so bequem machte. Ich, der ich in so glücklichen Umständen lebte. In sehr glücklichen. Er hatte recht. Wir waren uns gegenseitig mit Mitleid begegnet, und darüber hinaus konnte es kaum eine Verständigung geben.
    Wenige Augenblicke später fing unter mir die Musik an. Ich versuchte, die Zeitung zu lesen, insbesondere einen Artikel über die polnischen Präsidentschaftswahlen, konnte mich aber nicht darauf konzentrieren. Die Musik hämmerte etwas schneller als mein Herz, das sich aber anpaßte, als ich mir einzureden versuchte, daß das harte Zeug genau das war, was sie brauchten zwischen langen Abenden mit Schwanensee , den Maureen mir an jenem denkwürdigen Abend nähergebracht hatte, als seine üppige Süße verführerisch im Hintergrund lockte, bis wir uns durchgemüht hatten zu den trockenen Weiden auf der anderen Seite. Diese Art von Musik. Ich schaute auf die Straße hinunter. Kein Volvo. Garantiert würde ich es Foster sagen. Würde gleich zur Sache kommen. Die Musik
hörte für eine Weile auf, und ich las weiter über Lech Wałęsa, einen Mann auf einem Pferd, so der Artikel, der auf seinem Tier saß wie der Mann in Leacock, als wollte er in alle Richtungen davonreiten. Dann fing die Musik wieder an, noch lauter als zuvor, und ich beschloß, trotz des Winterwetters hinauszugehen. Du darfst es den lieben Dingern nicht verdenken, sagte ich mir und überlegte dabei, wie schwierig es sein würde, einen Waffenschein zu bekommen. Wenn ich zurückkam, wäre der Volvo wieder da, ein Auto, das ich inzwischen lieben lernte. Es würde ein langer Sonntag werden. Aber immerhin konnte ich mich jetzt wieder ordentlich rasieren und deutlich im Spiegel sehen. Wie wunderbar.
     
    Ich fuhr zur Hampstead Heath, die ich seit diesem Familienausflug vor so vielen Jahren nicht mehr besucht hatte. Auch jetzt, mitten im Winter, war der Park völlig unverändert, die gleichen Leute hantierten an den Teichen mit ihrer Angelausrüstung und träumten von großen Fischen, die unter den Enten lauerten, die gleichen schmuddeligen, intellektuell aussehenden Gestalten schlenderten umher und brachten die Welt wieder in Ordnung, dann der lange, gewundene Hügelpfad von den Teichen hoch, zwischen den Bäumen hindurch und vorbei an Flecken alten Schnees, die an Sonnenlicht erinnerten. Eine Weile saß ich auf einer Bank und sah schmerbäuchigen Männern zu, die Fußball spielten, mit tödlichem Ernst und lauten Schreien, und dabei zu etwas wurden, das sie nicht waren. Es hätten dieselben Männer sein können, die ich schon damals vor so vielen Jahren gesehen hatte, als Adrian und Virginia sich gestritten hatten und ihre Mutter sich so große Mühe gegeben hatte, sie zur Vernunft zu bringen, und ich nur geseufzt hatte. Das waren zärtliche Erinnerungen und wurden es immer mehr, aber es war, als hätten wir damals schon gewußt, daß etwas schieflief, als wären wir in unserem Leben vom rechten Weg abgekommen, und das traf für jeden zu, auch auf die Fußballer, die sich zurück in ihre Kindheit kickten.
    Jetzt trieften die kahlen Bäume und standen struppig und ausgefranst da wie riesige, tote Dornbüsche vor der nebligen Feuchtigkeit des Himmels. Waren die Tage, an denen ich mit meiner Familie
hierherkam,

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