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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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schließlich ein klarer, blauer Tag entwickelte.

KAPITEL DREI
    N och mehr Zeit ist vergangen. Der Krieg ist fast vorüber, und die Selbstmordrate wird bald wieder normal sein. Sonst ist nicht viel passiert. Ich arbeite jetzt zwei Nachmittage pro Woche im Waschsalon. Außerdem mache ich die Buchhaltung für das Restaurant nebenan, das denselben Leuten gehört. Es sind natürlich Asiaten, aber so richtig kennengelernt habe ich sie noch nicht. Sie haben einen ungesunden Respekt vor mir wegen der Art, wie ich ihre Buchhaltung mache, die allerdings fehlerlos ist (meine Mutter, die mir über die Schulter schaut, die alte Angst, bei einem Fehler ertappt zu werden). Zahlen mit schmutziger Wäsche und Mengen von Essen in Verbindung zu setzen, ist zwar nicht gerade das, was man Ripple in Hochform nennen könnte, aber so ist es eben. Virginias Mann hat wieder Arbeit gefunden, im Bereich Bürobedarf, und sie sagt mir, daß ihm der Job gefällt, auch wenn die Bezahlung nicht so gut ist. Das Baby wächst und gedeiht. Adrian und Jane geht es auch gut. Über Kuweit hängt eine schwarze Rauchwolke. Saddam Hussein ist genau dort, wo er vor dem Krieg war.
    Die Polen habe ich nicht wiedergesehen, allerdings sehe ich oft junge Leute kommen und gehen, auch Mädchen, erstaunlich und auf sehr unterschiedliche Weise hübsch, da Sie es ja unbedingt wissen wollten. Ich grüße ein paar von ihnen, und sie reagieren mit einem so offenen und freundlichen Lächeln. Ich habe gelernt, »Dzién dobry« zu sagen, was immer das heißen mag, und ihre Gesichter scheinen sich wirklich zu erhellen, wenn ich es sage. Ich habe mir aus der örtlichen Bücherei mehrere Bücher über Polen geholt, und ich trauere und freue mich gleichzeitig mit ihnen.

     
    Ab und zu laufen mir die Ballerinen über den Weg. Kein Lächeln aus dieser Richtung, eher eine Art bleicher Wachsamkeit, was auch kein Wunder ist, da sie jeden Augenblick von einer Bö hoch über die Dächer gewirbelt werden könnten. Foster hat mich wieder in seine Wohnung eingeladen. Keine Spur einer weiblichen Mitbewohnerin. Zweimal ist er spätnachts mit Frauen nach Hause gekommen, vielleicht auch derselben Frau, mit üppigen Haaren und vollen, dunklen Lippen. Er erzählte mir mehr über seine Vergangenheit in Afrika. Ich verstehe nicht, wieso, da ich weiß, daß er nicht den Wunsch hat, mich zu beeindrucken. Seine Stimme leierte, und seine toten Augen starrten zum Fenster hinaus. Ich wünschte mir, er würde mir sagen, welche der kleinen Schüsseln und Schalen, falls überhaupt eine, ein Aschenbecher ist.
    »O ja«, begann er, als würde er fortfahren, wo er aufgehört hatte. »Langweilig war es nie. In der Wildnis kampieren mit riesigen Holzfeuern vor dem Zelt, und die Träger quasseln die ganze Nacht durch. Das war vielleicht ein Leben. Eines Abends holte mich der Häuptling, sagte, ein Löwe würde zwischen seinen Rindern herumschleichen. Und dann hatte ich ihn vor mir, mit funkelnden Augen. War eine seiner verdammten Kühe. Hätte sie beinahe erschossen. Eines Nachts hatte ich eine Schlange unter meinem Moskitonetz. Konnte spüren, wie sie mir über die Eier auf den Bauch glitt. Meine Frau konnte Schlangen nicht ausstehen. Kam auf solche Touren nie mit. Wenn Sie’s wissen wollen, ich hab mich oft gefragt, ob sie es in meiner Abwesenheit mit Dickenson trieb. Na ja, aber ich muß gerecht sein, es gab ja auch bei mir das eine oder das andere. Nicht, daß sie auf den Gedanken gekommen wäre, und wenn, dann war er schnell wieder weg. Hab sie nie gefragt. Und sie hat mich auch nie gefragt, wobei sie allerdings bei Eingeborenenschicksen eine Grenze gezogen hätte. Hab ich auch, bis zu einem gewissen Grad. Man nannte sie damals nicht Schwarze, wissen Sie. Penicillin war da ein großer Segen, ich meine, daß man wußte, es würde helfen. Die waren ja regelrecht verseucht damit. Sie war viel krank, aber nichts, worauf man den Finger legen könnte, wie Dickenson sagte, und er wurde rot dabei, beide wurden es. Und ich sag Ihnen, ich hab mir auch wegen
unserem Boy so meine Gedanken gemacht, wurde letztendlich dann Häuptling. Dickenson hat sich umgebracht, der arme Trottel. Im Oktober, wann sonst. Hat sich erschossen. Will nicht ins Detail gehen, aber er hat noch einen Tag gelebt, das meiste davon hinten auf der holpernden Rückbank meines Landrover auf dem Weg ins Krankenhaus. Kein Mensch hatte die geringste Ahnung, warum. Attraktiver Kerl. War gut in seinem Job, kein Zweifel. Dem lagen seine Patienten

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