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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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aus — wenn man bedenkt, daß die Menschen früher einmal Kathedralen bauten. Und dann ist noch die Frage, was dieser Millennium Dome kostet. Vielleicht geht’s genau darum: die alberne Extravaganz herauszustellen, zu der die Menschheit fähig ist. Nun ja, sicherlich werde ich, wenn die Stunde schlägt, irgendwo nicht allein mein Glas erheben. Es wird die altbekannte Illusion in der Luft liegen, nur um ein Vielfaches verstärkt, die Illusion fester Entschlüsse und dauerhafter Veränderungen — und als Ausgleich dazu die übliche Mischung aus Angst und Reue, Versagen und Enttäuschung usw., das Ganze aufgeschäumt zu etwas, das sich bedeutend, anders, hoffnungsvoll anfühlt, für ein oder zwei Sekunden. Eine Zeit des Erkennens. Aber schon nach wenigen
Monaten im Jahr 2000 wird die einzig erkennbare Veränderung die der Ziffern oben auf der Seite sein. Wir werden noch immer im selben alten Körper herumlatschen, und unsere Zonen der Erfahrung werden allzu menschlich, allzu vertraut sein ...
     
    Das war letzte Woche. Neben mir liegt jetzt die Mappe mit allem, was ich seit dem Auszug aus meiner Wohnung geschrieben habe. Ich stieß darauf, als ich nach Prospekten für Herde suchte, da meiner angefangen hat, sich an- und abzuschalten, als hätte er ein Eigenleben. Beim Durchblättern dieser Prospekte — die alle eine Bandbreite von Extras anbieten, die ich gar nicht brauche — wandten meine Gedanken sich wieder dem Millennium zu ... Vielleicht nur ein x-beliebiger Tag im Kalender, aber überall im Land werden auf Hügeln Leuchtfeuer entzündet werden, Gebäude fertiggestellt, Parks verschönert, Gemeindesäle renoviert, wird alles mögliche getan werden, um zu feiern und zu erneuern. Gibt es eine bessere Gelegenheit, um sich dessen zu erinnern, was nicht erneuert werden kann und keine Feier verdient? Das Erheben der Gläser auf jene, die von uns gegangen sind ... Wie hieß der Kerl gleich wieder? War ja irgendwie ziemlich nichtssagend ... Meistens eher bedrückt, aber kicherte bisweilen ohne erkennbaren Grund. Geschreibsel, das mit dem Müll hinausgeworfen werden soll von dem, der als nächstes hier wohnt: Gedanken, Erinnerungen, Ereignisse, alles bunt durcheinandergeworfen, formlos, überflüssig, sehr lebensnah. Schlag Mitternacht, erhebt eure Gläser. Jetzt liegen zweitausend Jahre Christentum hinter uns. Wohin hat es uns gebracht? Was kommt als nächstes? Küsse, Gelächter, Alkohol, lustige Hütchen und in den Schatten am Rand die unveränderte Traurigkeit, die Durchforschung der privaten, kleinen Millennia nach etwas, das nicht da ist, bevor der nächste Tag anbricht, der Boden gewischt wird und die Flaschen unter dem Sofa hervorkullern ... Mein Entschluß deshalb um so fester, mir noch einmal anzusehen, was in dieser Mappe ist ...
     
    Ein anderer Tag. Wo war ich? Es war Mrs. Felix, die mich im Laden an der Ecke auf das Millennium brachte.

    »Und was planen Sie für das Millennium, wenn ich Sie fragen darf, Mr. Ripple? Veranstalten Sie eine kleine Feier, hm? Rückschau halten? Die Pros und Contras? Dürfen wir hoffen, daß Sie uns beim Leuchtfeuer helfen? Mr. F. und ich, wir sind ja beide der Ansicht, daß wir sehr froh sein dürfen, das noch zu erleben. Sollten Sie auch sein. Aber das sind Sie ja, nicht? Werden Sie diesen Millennium Dome besichtigen? Ich würde ja gern wissen, was Sie davon halten. Die größte Geldverschwendung oder der größte Spaß? Und was ist mit diesem Rad-Dingsda?«
    So redet sie immer. Sie ist eine pensionierte Lehrerin und stellt eine ganze Kette von Fragen, ohne dazwischen innezuhalten, obwohl sie alle ziemlich unterschiedliche Antworten verlangen.
    Ich setzte eine barsche oder leicht hochmütige Miene auf. »Ach ja, dieses Millennium, das gerade in aller Munde ist. Irgendwie finde ich da keinen so rechten Bezug dazu.«
    Sie zupfte an meinem Ärmel, und ihr rosiges, aber verwelkendes Gesicht kam näher, und seine Nervenenden schickten Botschaften von einer Seite zur anderen.
    »Das können Sie ja auch gar nicht«, sagte sie fröhlich. »Es ist ja nur ein Datum. Zu einem Datum kann man keinen Bezug haben.«
    Ich seufzte und murmelte: »Ach ja. Das weiß ich nur zu gut. Ist leider viel zu oft viel zu wahr ...«
    Sie hörte das nicht, da sie gerade einen Snickers-Riegel kaufte und ihn mir gab. »Schauen Sie mal, ob Sie dazu auch keinen Bezug finden können, Mr. Ripple.«
    Ich steckte den Riegel ein und sagte: »Oh, danke«, während sie in ihrer Handtasche wühlte.
    Dann hob

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