Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

indem sie die Sache als nicht so wichtig abtat, gleichzeitig aber mir allein zu verstehen geben würde, daß sie genau das und nichts anderes getan hatte.
    Wie auch immer, ich mußte jetzt eine Vernebelungsaktion starten, so daß ich anschließend aufrichtig sagen konnte, ich hätte den Eindruck gehabt, die Hambles hätten eigentlich keine Lust, mit uns in den Park zu kommen. Schließlich mußte ich mir irgendwann überlegen, warum ich nicht wollte, daß die Hambles mit uns in den Park oder sonstwohin kamen, abgesehen davon, daß ich einfach ein mieser Charakter bin.
    »Sie ist uns jederzeit willkommen«, sagte Mrs. Hamble. »Es ist schön, ein Kind im Haus zu haben, nicht, Alf?«
    Hamble erwiderte nichts. Vielleicht liefen seine Gedanken ebensosehr auf Hochtouren wie die meinen, nur eben auf der Gegenfahrbahn.
    »Na ja, ich muß jetzt wieder zu meiner alten Kiste zurück«, sagte ich. »Wollte eigentlich heute nachmittag in den Park fahren, falls es nicht regnet, aber das verdammte Ding springt mir nicht an. Dabei hatte ich es erst letzte Woche beim Kundendienst.«
    »Autos machen doch immer nur Schwierigkeiten«, sagte Hamble.
    »Wir hatten auch mal eins, nicht, Alf?«
    »Wenn man’s so nennen will«, erwiderte Hamble. Er trat inzwischen von einem Fuß auf den anderen und wischte sich mit der Innenseite des Unterarms übers Gesicht.

    »Er hat ein Händchen für Pflanzen, aber eben nicht für Motoren, mein Alf.«
    »Ich bin da auch nicht besser, könnte mir nicht mal ’nen Socken stopfen, wenn mein Leben davon abhinge«, sagte ich mit demselben Lächeln wie zuvor, jedoch jetzt erweitert, wie ich hoffte, um einen Ausdruck weitreichender Inkompetenz. Anschließend hob ich den Arm zum Gruß und eilte davon, um den Lüfter von meinem Motor zu schrauben. Virginia fand ich dann im Wohnzimmer, wo sie ein Buch über Eskimos las.
    »Das verdammte Auto springt mir nicht an«, sagte ich.
    »Hast du es den Hambles gesagt?«
    »Was soll ich den Hambles gesagt haben?«
    »Daß sie mit uns in den Park kommen können, sobald das Auto wieder funktioniert.«
    »Wir haben vorwiegend über Gemüse gesprochen, über Algen, um genau zu sein.«
    »Aber hast du es ihnen gesagt?«
    »Nicht so direkt.«
    »Aber was hast du ihnen gesagt?«
    »Ich sagte, daß mir das Auto nicht anspringt. Was hätte ich denn deiner Meinung nach sonst noch sagen sollen?«
    »Aber Daddy ...«
    Ich strich ihr über den Kopf, aber sie wich mir aus. »Na komm. Sie haben gesagt, daß du ein sehr nettes Mädchen bist. Es ist schon alles in Ordnung so. Es kommen ja noch andere Tage. Noch viele andere Tage, um ehrlich zu sein. Wie wär’s mit Mittagessen?«
    »Ich habe keinen Hunger. Ich wette, du hast kein Wort darüber verloren, daß sie ein anderes Mal in den Park mitkommen können.«
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, du hast mich eben einen Lügner genannt.«
    Das Ärgerlichste war nun, daß sie nur die Achseln zuckte und sich wieder auf ihr Buch konzentrierte. Es gibt Zeiten, da könnte ich ihr eine reinhauen. Was ich allerdings, wie Sie sich vielleicht vorstellen können, nie getan habe. Statt dessen bekam ich plötzlich Lust, in den Garten hinauszugehen und alles mit meinem Badminton-Schläger zu verwüsten. Das Problem ist, es fällt mir
schwer, meine Tochter unerträglich zu finden, denn wenn ich es könnte, dann könnte ich mich selber nicht mehr ertragen. Ich dachte an die Hambles und ihre liebevollen Blicke, ich stellte mir vor, wie Virginia sehr nett zu ihnen ist und sie dann erfroren oder am Gas erstickt findet und zurückgelaufen kommt und mich anschreit: »Du hast sie umgebracht! Du hast sie umgebracht! Mörder! Mörder! Wir hätten mit ihnen in den Park fahren sollen!«
    An diesem Abend sagte ich über den schmollenden Kopf meiner Tochter hinweg zu meiner Frau: »Wir könnten ja mal mit den Hambles einen Wochenendausflug in den Park machen. Virginia hat mich darauf gebracht.«
    »Eine wunderbare Idee«, sagte sie und schaute Virginia voller Stolz an.
    Virginia grinste, mied aber meinen Blick. Diesmal hatte sie mich wirklich gründlich durchschaut. Später sahen wir uns eine Sendung über Geisteskrankheiten und das staatliche Gesundheitswesen an. Ich versuchte, glaubhaft Interesse zu zeigen, aber einmal verspielten Selbstrespekt kann man nie wiedergewinnen. An diesem Nachmittag hatte ich mir beim Badminton-Spielen einen Muskel gezerrt (in den Club war ich mit dem Bus und dem Motorlüfter in der Tasche gefahren). Ich war mir so