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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Generationen gequasselt.«
    »Mit dem Glück hat sie allerdings recht. Jetzt wünsche ich mir, ich wäre auch auf der Universität gewesen. Das ist eine andere Kluft. Zwischen denen, die wissen, und denen, die es nicht tun.« Ich streckte ihr die Hand entgegen. »Entschuldigung. Wenn ich mich vorstellen darf. Tom Ripple.«
    Sie gab mir schlaff die Hand und sagte nichts.
    Erst als sie sich wieder abgewandt hatte, murmelte sie: »Bridget.«
    »>Bridge Over Troubled Water<. Kennen Sie den Song von Simon & Garfunkel? Manchmal hätte man ja gern so eine Brücke, um diese diversen Klüfte zu überwinden, nicht? Wir haben einfach zu viele davon in unserer Gesellschaft. Dagegen müssen wir etwas tun. Wir sind doch alle nur Menschen, fühlen uns zusammengehörig ...«
    Sie starrte mich an, als käme ich von einem anderen Planeten. Vielleicht lag es nur daran, daß sie für Simon & Garfunkel etwas zu jung war.
    »Das wird schon alles werden«, sagte sie schließlich versöhnlich und öffnete dabei diese Lippen. Die Zähne waren nicht weniger perfekt. »Tut mir leid, ich nehme an, Mrs. Felix ist eine Freundin von Ihnen.«
    Ich lachte schrill und verächtlich auf. »Ach du meine Güte, nein. Mrs. Felix! Macht immer nur viel Lärm um nichts, ehrlich gesagt, wenn Sie mich fragen.«
    Wir hatten unsere Haltestelle schon fast erreicht, und sie stand auf und sagte: »Tut mir leid. Aber ich habe es eilig.« Damit sie nur ja nicht Gefahr lief, neben mir herschleichen zu müssen.
    »Das macht doch nichts«, sagte ich und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Bridget.«
    »War nett, mit Ihnen zu reden«, sagte sie, mit einer Art von Lächeln, als würde sie es beinahe ernst meinen.
    Mein Mund stand offen. Es war zu spät, ihn wieder zu schließen. Sie hat mir gegenüber Freundlichkeit gezeigt, hätte ich denken können, wenn es nicht nacktes Mitleid gewesen wäre. Sie
eilte davon, und das weite Kleid wirkte Wunder für ihren Gang. Meine Bücher hatte sie keines Blicks gewürdigt.
    Eine Woche später traf ich Bridget mit ihren Freundinnen. Sie erwiderte meinen Gruß eher mit einem Grunzen als mit einem »Guten Morgen«. Ich konnte mir vorstellen, daß sie allen und jedem erzählt hatte, ich hätte im Bus versucht sie anzumachen, noch einer dieser langweiligen, alten Knacker, die nicht aufhören können zu gaffen und anderen nur den Spaß verderben. Und dann auch noch eine entsetzliche Quasselstrippe. Jetzt dürfte wohl kaum noch die Chance bestehen, sie besser kennenzulernen. Ist vielleicht auch ganz gut so. Wir Oxford-Absolventen finden es zwangsweise ziemlich schwierig, mit Studenten neumodischer Fächer zu reden, wenn man es sich genau überlegt. Es ist unser überlegenes Wissen.
     
    Heute nachmittag stand ich zufällig neben Mr. Felix an der Kasse des Ladens an der Ecke.
    »Habe gehört, Sie waren im Haus?« fragte er.
    »Wessen ...«, setzte ich an, doch dann fiel es mir wieder ein. »Ach das. Sie waren im Oriel. Denken Sie sich nichts.«
    Er grinste sein unerwachsenes Grinsen. »Ihr wart ja schon immer ein arroganter Haufen. Bei wem haben Sie ...?«
    Ich flüchtete, froh darüber, daß er noch viele Waren auf die Theke zu legen und zu bezahlen hatte.
    Während ich den Hügel hochschnaufte, dachte ich an die Studentin im Bus und daran, daß sie von Mrs. Felix getadelt worden war, auch in meinem Namen. Ich war mir jedoch nicht sicher, auf wessen Seite ich stand. Allerdings hätte ich es gewußt, wenn ich Tür an Tür mit ihnen wohnen würde. Ich hätte dann nicht so überlegen getan in bezug auf leben und leben lassen, vor allem nicht als Absolvent der Oxford University mit gelehrten Büchern, über die ich nachdenken, und Musik der, sagen wir, opernhaften Art, der ich lauschen konnte. Offensichtlich bedeutet überlegenes Wissen nicht immer auch überlegene Moralität. Es könnte sogar sein, daß ein überdurchschnittlicher Anteil der Akademiker Scheißkerle sind.

    Wenn ich Mrs. Felix das nächste Mal treffe, werde ich ihr sagen, daß ich mit einer der Studentinnen gesprochen hätte, und daß ich, um ehrlich zu sein, die Musik, die sie anfangs spielten, eigentlich recht gern mochte. Falls Mr. Felix dabei ist, werde ich noch hinzufügen: »Mein Tutor im Haus spielte in einer Jazzband.« Mich auf die andere Seite schlagen. Was ich natürlich nicht tun werde. Ich weiß noch, wie ich mir vor langer Zeit vorstellte, gemeinsam mit Webb und Hamble auszugehen und mich dabei als in der Mitte zwischen ihnen zu begreifen, mit ein bißchen

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