Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
gern hätte ich ihm gesagt, daß Jane mit mir sehr viel gemeinsam hatte. Ich wollte, daß er glaubte, ich ginge davon aus.
»Aber jetzt ...«
»Na ja, jetzt hört sie eigentlich nur zu. Ich würde sie gern öfter sehen. Solange noch Zeit ist und so. Und dich natürlich auch.«
Dieser nachträgliche Gedanke. »Wann immer du willst. Ich hoffe, du weißt das.«
»Ein großer Teil von mir will einfach allein sein. Ich rede mit Jane. Ich meine, du weißt schon.«
»Ich rede auch mit ihr. Manchmal. Frage mich, was sie wohl über das eine oder das andere denken würde.«
»Wenn wir über dich geredet haben, dann hat das immer irgendwie in Lachen geendet.«
»Na, vielen Dank, alter Sohn.«
»Ach, Dad, um Himmels willen, du weißt schon.«
Für den Augenblick will ich es dabei belassen. Bald werde ich überarbeiten müssen, was ich über meine nächste Begegnung mit John Brown geschrieben habe. Die drei oder vier Male, die ich seit unserer Zufallsbegegnung im Laden an der Ecke das Connaught aufgesucht hatte, war er nicht dagewesen. Ich fragte das Barmädchen nach ihm, und sie sagte, er sei erst kürzlich zweimal gekommen. Darüber hinaus schien sie nicht sonderlich erpicht, die Unterhaltung fortzusetzen. Allerdings lächelte sie mich an, das muß ich ihr zugestehen. Als sie mir dann bei meinem zweiten Besuch meinen Drink brachte, fragte ich sie, wie es in Simbabwe stehe, und sie sagte, ganz okay, aber auf eine Art, an der ich merkte, daß in ihren Augen dort überhaupt nichts okay war. Oder daß das eine ganz besonders dumme Frage war. Die Wahrheit würde ich wohl nie erfahren. Waren ihre Eltern Bauern, die in ständiger Angst vor den ehemaligen Freiheitskämpfern leben mußten? Oder lebten sie sicher und behaglich und glücklich usw.? Deshalb fragte ich sie, wann sie zurückgehe. Das schien mir eine ausreichend neutrale Frage zu sein, aber andere Kunden verlangten ebenfalls ihre Aufmerksamkeit.
»Ist das dann alles, Sir?«
»Ich fürchte, das wird verdammt noch mal alles sein müssen«, antwortete ich nicht, während ich sie davongehen und sich über einen Tisch beugen sah, um ihn abzuwischen. »Das geht Sie nichts
an«, hatte in ihrer Stimme mitgeschwungen. Die Worte kamen zurück ... Ihre Teile und Details, wie sie sich bewegten. Scheiß auf das störende Tuch, murmelte ich.
Sie drehte sich um. »Wie bitte, Sir?«
Mein Blick war noch nicht wieder ganz beim Meer, auf das jetzt Regenschauer prasselten.
Ich räusperte mich. »Wie wär’s denn mit ein paar Erdnüssen?«
Diese brachte sie. »Ich hatte sie nicht vergessen, Sir.«
Ich dankte ihr und schaute wieder aufs Meer hinaus, als wäre sie plötzlich das letzte, was mir durch den Kopf ging. Und das blieb sie auch, das erste und das letzte, bis der Regen nachließ und ich nach Hause gehen konnte.
Als ich das nächste Mal dort war, lächelte sie mich wunderschön auf eine Art an, von der ich wußte, daß sie absolut nichts mit mir zu tun hatte: gute Nachrichten von zu Hause, ein toller, neuer Freund.
»Ihr Freund ist da drüben«, sagte sie.
Ich schaute zu der Nische hinüber, von wo er mir bereits winkte.
KAPITEL SIEBEN
E r deutete auf den Platz gegenüber. »Wo waren Sie denn die ganze Zeit, Fremder? Lange her ... Drink?«
»Habe bereits bestellt, danke. Sie wissen schon, dies und das. Familie.«
»Doch keine Probleme, hoffe ich?«
Ich hatte keine Lust, ihm von Jane zu erzählen. »Nein, nichts in der Richtung.«
»Sie sind ein glücklicher Kerl, wissen Sie das? Und wie verbringen Sie Ihre Tage? Zeit totschlagen, nennt man das. Trifft den Nagel auf den Kopf.«
Er war bester Laune, fast aggressiv. Seine Brillengläser wirkten dunkler, und der Lichteinfall verhinderte, daß ich irgend etwas von seinen Augen sah.
»Bißchen Lesen. Herumwursteln. Fernsehen. Mit dem Bus in die Stadt. Mit den Nachbarn tratschen. Ein Spaziergang. Sie wissen schon.«
»Eigentlich nicht, wenn Sie’s genau wissen wollen.«
Er winkte der Kellnerin und deutete auf sein Glas. Er schien gerade etwas sagen zu wollen, deshalb wartete ich. Doch er blies nur die Lippen auf. Ich war mit Reden dran.
»Habe vergessen, wo Sie gesagt haben, daß Sie wohnen.«
Er starrte mich an. »Nein, haben Sie nicht. Ich habe es Ihnen nie gesagt.« Er deutete zur Promenade hinaus. »Auf der anderen Seite des Pavillons. Ein paar Straßen weiter hinten zwischen den Bungalows.«
Wieder entstand eine Pause. Als ich ihm sagte, wo ich wohnte, meinte er, das mit dem Hügel wäre zu viel für
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