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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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unglücklich sind. Wir können nicht jeden Augenblick, ob glücklich oder unglücklich, wissen, wann wir sterben werden, und wir können auch nicht wissen, ob wir am Ende denken werden, daß wir ein glückliches Leben geführt
haben. Wir werden es einfach akzeptieren müssen. Es dreht sich im Kreis. Ich habe keine Ahnung, wie akzeptabel der Tod für mich ist. Wo passe ich in das eben Gesagte hinein? Ich hatte meine glücklichen Augenblicke, zweifellos mehr, als mir zustanden, aber ich habe nichts erreicht. Das muß ich ebenso akzeptieren wie den Tod selbst. Vielleicht ist es am besten, über Glück und Tod überhaupt nicht nachzudenken, zumindest nicht im selben Atemzug, außer es ist der letzte. Natürlich zerbrechen sich diejenigen, die an ein Leben nach dem Tode glauben, über das alles nicht den Kopf: Der Tod ist nur ein Übergang usw. Wie glücklich muß sie das machen, sich nicht über Glück den Kopf zerbrechen zu müssen, da es doch noch so viel von einer noch so viel besseren Art gibt, und das währt dann auch noch ewig. Aber wie akzeptabel wäre das dann, diese Frage muß ich mir stellen. Man kann schon fast hören, wie die Engelsstimmen anfangen zu murren: »Ich halte dieses ganze Glück nicht mehr aus — das nimmt ja kein Ende.«
     
    Um zu meinem philosophischen Arzt zurückzukehren. Ich habe keinen Grund, nicht so lange wie möglich leben zu wollen, aber ich will es aus keinem speziellen Grund. Im Gegensatz zu John Brown, der es mit Sicherheit will — so lange wie möglich nach seiner Frau. Wenn ich ihn nur aus meinen Gedanken verbannen könnte. Ich würde gern entscheiden können, ob er mir unsympathisch genug ist, um ihm die Hand der Freundschaft nicht anzubieten. Das tun wir nicht, oder? Unannehmlichkeiten auf uns nehmen. Außer unser Arzt befiehlt uns, zwanzig Minuten täglich spazierenzugehen, damit wir ohne ein spezielles Ziel länger leben. Wenn wir gehen, um fit zu bleiben, oder eine lange Zeit mit jemandem verbringen, für den wir wenig Zeit haben, dann wären wir lieber woanders, normalerweise zu Hause, um nichts zu tun, nur zu denken oder zu lesen oder herumzuwursteln, kurz gesagt, um ziellos zu sein. Dafür leben wir. Sinnlosigkeit scheint der Sinn des Ganzen zu sein — für Leute wie mich, die keine Professoren sind oder gelernt haben, ernsthaft oder kreativ zu denken, und die deshalb nicht wissen, wie sie ihre Zeit sinnvoll verwenden können, das heißt, nicht nur über sich selber nachzudenken.

    Es gibt natürlich Hobbys wie Golf oder Segeln und Aquarelle malen oder Züge beobachten oder Modellschiffe bauen. Es gibt auch, oder gab, Zigarettenbildchen. Mr. Badgecock und ich könnten dann tauschen. Es würde unserer Nachbarschaftlichkeit eine neue Dimension geben. Ich weiß nicht, warum ich mir kein Hobby zulege. Ich könnte es, wenn ich mich damit befassen würde. Vor all diesen Jahren war ich eigentlich nicht schlecht beim Golfen — ich war entsetzlich. Ich hatte das höchst zulässige Handicap neben der Tatsache, daß ich einfach ein gräßlicher Spieler war. Wenn ich mir ein Hobby zulegen würde, würde ich mich wahrscheinlich fragen, ob ich meine Zeit nicht besser und sinnvoller verbringen könnte. Ich kann mir vorstellen, daß es John Brown Vergnügen bereitet, sich vorzustellen, was er mit seiner Freiheit gern tun würde oder eines Tages vielleicht in der Lage sein wird zu tun, einfach so ziellos, nur er ganz allein. Es kann sein, daß für ihn die Freiheit, ein Hobby haben zu können, zum einzigen Ziel seines Lebens geworden ist: Alles wäre ihm recht als Feier seiner Freiheit. Ich habe diese Freiheit bereits, aber nichts zu feiern, und nichts würde mir lange genügen.
    So kam ich zu dem Schluß, daß ich eine anständige Zeitspanne verstreichen lassen konnte, bis ich mich wieder bei ihm meldete.
    »Konnte«, nicht »sollte«, wie Sie vielleicht bemerkt haben. Eine anständige Zeitspanne wären ein paar Tage gewesen. Ich ließ Wochen, Monate verstreichen. Er rief mich nicht an, wohl weil er sich vorstellte, daß ich nicht den Wunsch hatte, ihn oder sie oder sie beide wiederzusehen. Und damit hatte er in immer stärkerem Maße recht. Was für eine Schande war es doch, daß wir kein gemeinsames Hobby hatten wie Golf oder Schach oder Briefmarken sammeln, das uns von Zeit zu Zeit aus anderen Gründen zusammenbringen würde als um der gegenseitigen Gesellschaft willen. Oder war es nur gut, daß wir kein gemeinsames Hobby hatten usw.... Sie merken, wie sehr John Brown mich

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