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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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haben, und es ist nichts Heiles an uns ...

KAPITEL NEUN
    A m folgenden Donnerstagmorgen sah ich Mrs. Hirst aus Nummer 27 kommen. Als ich am Spätnachmittag zu meinem Spaziergang aufbrach, fragte sie mich über den Zaun hinweg, ob ich zwei ihrer Katzen gesehen hätte. Sie schliefen auf meinem Bett, und ich sagte, ich fände es schade, sie zu wecken, und würde sie ihr später vorbeibringen, wenn sie sie in der Zwischenzeit nicht allzusehr vermißte. Sie dachte darüber nach, bevor sie erwiderte: »Na gut.« Sie war, wie immer, in gesprächiger Stimmung, und das gab mir Gelegenheit, sie nach den Leuten von Nummer 27 zu fragen. Ich konnte ihr nicht sagen, daß ich am vergangenen Sonntag beim Gottesdienst gewesen war — weil ich mich in keiner Weise rechtfertigen wollte –, und deshalb versuchte ich es mit einem anderen Einstieg.
    »Ihr Hut vom Sonntag hat mir sehr gefallen. Sehr fesch, wenn ich das sagen darf. Solche Hüte sieht man heutzutage ja fast gar nicht mehr. Das gute Stück für die Kirche?«
    Das schien sie verlegen zu machen. »Oh, vielen Dank, Professor. Danke für das Kompliment. Das freut mich wirklich.«
    Eine Pause entstand, in der wir uns beide überlegten, ob wir der nachbarschaftlichen Höflichkeit Genüge getan hatten. Ich ging ein paar Schritte weiter.
    »Habe Sie mit dieser armen Rosie reden sehen«, sagte sie. »Also ehrlich, ich weiß nicht, wie sie das schafft. War mal ein richtig nettes Mädchen.«
    »Ist sie immer noch.«
    »Ich meine, bevor das alles den Bach runterging und so. War schon ein richtiges Scheusal, dieser Kerl.«

    »Wie’s klingt, hat sich daran nicht viel geändert.«
    »Es gibt nichts, was Sie nicht wissen, mh, Professor«, sagte sie mit ehrlicher Anerkennung.
    Die Unterhaltung lief in die falsche Richtung, deshalb startete ich einen zweiten Versuch.
    »Hat sich Ihr kleines Vikar-Problem inzwischen gelöst?«
    »Der. Klein ist der nicht. Über eins achtzig. Letzten Sonntag hatten wir den alten Vikar. Fast schon ein bißchen zu alt dafür, ehrlich gesagt, aber was soll’s?«
    »Die Frau des Organisten ist also in keiner unmittelbaren Gefahr?«
    Sie schnaubte kurz auf. »O nein. Bei ihm nicht. Aus der Richtung würde eher dem Organisten Gefahr drohen, falls überhaupt jemandem.«
    »Verstehe. Und was ist dann mit dem anderen und der Frau des Organisten passiert?«
    »Gute Frage. Sie ist zurück. Er ist noch immer im Heiligen Land. Ob ihm das viel helfen wird?«
    »Das ist aber nicht zufällig die Kirche an der Albemarle Street?«
    Sie schaute mich neugierig an, als könnte ich vielleicht doch ein Gläubiger sein, der sich jetzt in der Nachbarschaft umschaute, um herauszufinden, wo er am ehesten das Heil finden könnte.
    »St. Peter. Genau das ist sie. Waren Sie schon mal dort? Es ist eine wunderbare Kirche. War früher mal schön altmodisch mit der richtigen Bibel und dem richtigen Gebetbuch und so. Haben sie letzten Sonntag wieder vorgeholt. Sie wären uns sehr willkommen, Professor. Sie sollten es mal versuchen. Mal ganz unverbindlich reinschauen. Eine richtig große Orgel gibt es auch.«
    »Und einen glücklichen Organisten obendrein. Es scheint ja auch einige sehr schöne Stimmen in der Gemeinde zu geben, muß ich sagen.«
    Sie wurde noch lebhafter. »Sie hätten wirklich vorbeischauen sollen, Professor. Schadet doch nicht. Sie müssen sich keine Eintrittskarte kaufen, wissen Sie.«
    Das war mein Anknüpfungspunkt. »Geht eigentlich aus unserer Straße sonst noch jemand hin?«

    »Die Tomkins. Sie kommen.« Ihre Stimme verklang, und sie machte eine Pause. Ich wartete, um ihr die Chance zum Weiterreden zu geben. »Sind ja sehr still mit ihren kleinen Steinfiguren, die zwei. Freundlich. Zu viel für meinen Geschmack. Zwei neue Schildkröten, einen Maulwurf und ein Frettchen oder so was. Otter. Aber sie singen mit. Er macht die Kollekte. Das muß ich ihnen zugestehen.«
    »Glauben Sie, es ärgert sie, daß wir anderen ihrem Beispiel nicht folgen: eine Straße aus perfekten, kleinen Gärten?«
    »Sie wollen, daß ihrer was Besonderes ist. Anders. Das wäre doch nichts, wenn die anderen genauso schön wären, oder?«
    »Darüber muß ich erst mal nachdenken.«
    »Aber jetzt machen Sie mal Ihren kleinen Spaziergang. Sie werden doch nicht ewig bei mir herumstehen und über Kirche und Garten reden wollen. Tut mir leid wegen den Katzen. Sind eben richtige Tiere. Aber solange sie Ihnen nicht lästig werden oder sonstwas.«
    »Wer weiß. Vielleicht komme ich einmal. Eines Tages.

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