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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Art von Gruß unausweichlich. Überraschenderweise blieb er stehen.
    »Hätte mir nicht gedacht, daß Sie ein Handwerker sind, Professor. Mein Tor ist auch ein bißchen wackelig. Wenn Sie Lust haben, können Sie das ebenfalls richten.«
    Er war offensichtlich gut aufgelegt und hatte es absolut nicht eilig. Er hatte mir etwas zu sagen.
    »Sie scheinen heute ja bester Stimmung zu sein, Mr. Badgecock. Haben Sie Ihre Sammlung der berühmten Kricket-Spieler abgeschlossen?«
    »O nein, die ist schon längst vollständig. Da sind Sie völlig auf der falschen Fährte, Professor.«
    »Lotto? Toto?«
    »Noch viel, viel besser ...« Er beugte sich über das Mäuerchen zu mir. »Wollen Sie es wissen?«
    »Ja.«
    »Hab Ihnen doch erzählt, daß sie mit einem Paketausfahrer durchgebrannt ist, nicht?«
    Ich nickte, obwohl ich im ersten Augenblick keine Ahnung hatte, von wem er sprach.

    »Na, dann hören Sie sich mal das an. Bekam vor ein paar Tagen einen Brief von ihr, in dem sie sagte, sie könne es keinen Augenblick länger aushalten. Er sei ein absoluter Scheißkerl, sei es immer schon gewesen, und jetzt, da die Kinder erwachsen seien, habe sie ihn verlassen. >Ich habe einen großen Fehler gemacht, Bill.< Das hat sie wörtlich geschrieben. War ’ne verdammt gute Nachricht für mich.«
    »Ist das alles nicht schon ziemlich lange her?«
    »O nein, sind nur gut dreiunddreißigeinhalb Jahre. Ich hatte sie damals gewarnt. Kann ja sein, daß ich ein Langweiler bin, sagte ich ihr, aber er ist ein typischer Angeber. Aber sie wollte nicht auf mich hören. Jetzt wünscht sie sich, sie hätte auf mich gehört, o ja.«
    »Wie hat sie Ihre Adresse herausgefunden? Nach der ganzen Zeit?«
    »Das ist ja das Schöne daran. Sie hatte nur herausgefunden, in welcher Stadt ich meinen Ruhestand verbringe. Für den Rest brauchten die Kollegen dann gerade mal zwei Tage.«
    »Haben Sie auf den Brief geantwortet?«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Professor, das habe ich mit Sicherheit nicht, wenn Sie es genau wissen wollen. Sie hat mich fast fünfunddreißig Jahre lang schmoren lassen. Jetzt ist sie an der Reihe.«
    »Aber Leute können sich ändern, nicht? Sie machen Fehler, bedauern sie, wollen eine zweite Chance, solche Sachen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen, Professor. Sehr weise und intellektuell. Aber die Sache hat einen kleinen Haken.«
    »Und der wäre?«
    »In den fast fünfunddreißig Jahren habe ich einen gigantischen Haß auf sie entwickelt. Ich bin also ein Langweiler, mh? Damit mußte ich leben. Diese Frage habe ich mir jeden Morgen vor dem Spiegel gestellt. Jeden einzelnen Morgen. Und das ist nur der Anfang.«
    »Vielleicht findet sie Sie jetzt nicht mehr langweilig?«
    »Ich bin jetzt noch langweiliger als damals. Ist doch wohl klar. Keine Arbeit mehr. Das wird sie nicht rausfinden, das kann ich Ihnen sagen.«

    »Verstehe.«
    »Dachte ich mir, daß Sie das letztendlich einsehen werden«, erwiderte er und ging dann mit forschen Schritten davon.
    Er fing an zu pfeifen: »Wenn du das einzige Mädchen auf der Welt ...« Vielleicht war das früher ihr Lied. Er war ein zufriedener Mann. Vielleicht sollte ich »endlich« hinzufügen. Diese vielen Jahre zerfressen zu werden von einem Unglück, sich einen schneidigen Mann vorzustellen, der in einem roten Lieferwagen herumsaust und Pakete ausliefert und dann zurückkehrt zu einer liebenden Frau und einem gemeinsamen Leben, das alles andere als langweilig war. Tagein, tagaus. Jetzt konnte er aufhören, sich das vorzustellen. Er konnte sich rächen. Saß am längeren Hebel. Seine Phantasie war befreit. Wer gab jetzt den Ton an? Er würde jede Minute davon genießen, für den Rest seines Lebens. Würde sich ausmalen, wie sie litt. Was viel schlimmer war, als sich zu langweilen. So kann das Innenleben eines Mannes, sein gesamtes Leben, völlig verändert werden durch einen kleinen Wink des Schicksals, einen völlig unerwarteten Brief. Ich stellte mir vor, wie er ihn las, wie er dann mit dem Umschlag wedelte und seinem unbekannten Kollegen zurief: »Gut sortiert, alter Knabe.«
     
    Der erste November. Ich traf Bridget mal wieder an der Bushaltestelle, und wir waren gezwungen, ein wenig Zeit miteinander zu verbringen. Sie hatte mir bereits erzählt, daß sie den Sommer bei ihren Eltern in Scarborough verbracht hatte und daß ihre Freundinnen sie verlassen hatten. Wir hatten damals vor ihrem Haus gestanden, als aus dem Haus gegenüber der Mann in der zu kurzen Hose kam. Ich hatte ihn sehr

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