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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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den anderen einfach nicht zurecht. Die denken alle immer nur an sich. Ich überlege mir, ob ich nicht abbrechen und was ganz anderes machen soll, was Sinnvolles.«
    »Na, was immer Sie entscheiden, ich bin mir sicher ...«
    Der Bus hielt, und wir stiegen ein. Er war bereits ziemlich voll, deshalb fanden wir nur zwei Sitze, die über den Mittelgang hinweg nebeneinanderlagen. Ich war froh, daß ich meinen Satz nicht beendet hatte, denn in bezug auf sie war ich mir absolut keiner Sache sicher.
    »Ich hoffe, Sie finden bald Leute, mit denen Sie das Haus teilen können. Diese anderen Freundinnen von Ihnen kamen mir ziemlich nett vor.«
    »Bis ich ihnen sagte, sie sollen aufhören, am Abend so laute Musik zu spielen. Ich sagte, wir sollten auf unsere Nachbarn Rücksicht nehmen.«
    »Was haben sie darauf gesagt?«
    »>Beschissene Nachbarn. Das ist doch ihr Problem.< Und so weiter. Ich hatte es auch ganz gern, wenn das Haus ein bißchen ordentlich war, kein Müll vor der Tür, bis die Müllmänner kamen. Geschirr waschen. Das Bad putzen. Den Teppich saugen. Solche Sachen. Sie nannten mich die Hundertzwanzigprozentige.«
    »Beschissen, mh? Autsch. Da hat man uns aber gehörig in unsere Schranken verwiesen.«
    »Sie dachten, Sie würden hinter der ganzen Sache stecken. Haben uns reden gesehen. Nannten Sie einen >blöden, alten Quasselsack<.«
    »Glauben Sie wirklich, daß Sie mir das hätten sagen sollen?«
    »Warum denn nicht? Ich halte Sie nicht dafür. Und wen kümmert’s, was die denken?«
    »Bridget, Sie sollten wissen, daß ich kein Professor bin.«
    Nun endlich lächelte sie. »Natürlich nicht. Ich wußte es.«
    »Und die anderen?«
    »Für die waren Sie doch nur eine Witzfigur. Und daß Sie ein Professor sein sollten, machte die ganze Sache nur noch lustiger.«
    Ich schaukelte vor und zurück und dröhnte mit weit offenem Mund: »Ho ho ho ho ho.«

    Nun fing sie an zu kichern, bis die Leute uns anstarrten. Wir verstummten und redeten nichts mehr, bis ich an der Bücherei ausstieg.
    »Viel Glück«, sagte ich. »Ich würde Ihnen raten: Was immer Sie tun, bleiben Sie dabei.«
    Sie ahmte einen militärischen Gruß nach. »Jawohl, Professor.«
    Dann fing ich wieder an, mir Sorgen über mein Herz, mein Leben zu machen.
     
    Das einzige, was es in den Wochen vor dem Millennium sonst noch zu berichten gibt, ist, daß Mrs. Hirst den Jahrtausendwechsel bei ihrem Sohn in Australien verbringen wird. Sie freut sich wirklich sehr darüber. Seine Frau hatte ihr verziehen, oder, besser gesagt, es waren inzwischen Zwillinge da, die man ihr abnehmen sollte, »nur damit da kein falscher Eindruck entsteht«.
    Sie riß die Augen auf, so weit sie konnte. Dann zeigte sie so viele von ihren Zähnen wie möglich. Zusammengenommen bewirkte das, daß ihr bereits stark geschminktes Gesicht noch dunkler wurde.
    »Ich glaube, mit der Zeit werde ich mit ihr schon zurechtkommen.«
    »Wieviel Zeit wird es brauchen, das ist die Frage?«
    »Sagen wir mal, auf jeden Fall mehr als fünf oder zehn Minuten.«
    »Na ja, auf jeden Fall nicht Jahre.«
    »Ich werde einfach bis hundert zählen müssen, nicht? Ich meine, wenn sie auf mich losgeht.«
    Sie musterte mich, als hätte sie etwas Anrüchiges über mich gehört. Erstaunlich, daß ich es nicht schneller kapiert hatte. Während ich auf ihre Frage wartete und mir die ersten zwei oder drei meiner Ausreden zurechtlegte, kam Mr. Fogarty aus dem Haus gegenüber, und Mrs. Hirst winkte ihm zu. Ich wartete auf den Klatsch.
    »Dieser nette Mr. Fogarty«, sagte sie. »Er wird für mich auf meine kostbaren Katzen aufpassen. Er liebt Katzen, sagt er.«
    »Aber Mrs. Hirst, ich hätte doch sehr gern ...«

    Sie riß wieder die Augen auf, aber diesmal nicht so weit. Dann drückte sie meinen Arm.
    »Sie kommen ja soweit ganz gut mit Ihnen aus. Das ist sicher sehr freundlich gemeint. Aber was für ein Gesicht Sie machen, wenn Sie meine kleinen Schätzchen zurückbringen. Sind nicht gerade Ihre allergrößten Lieblinge, nicht, Katzen?«
    »Ach, das würde ich nicht sagen. Ich ...«
    »Na ja, bei seiner Erfahrung als Leiter eines Katzenheims in der Nähe des Leamington Spa, wie er sagte.«
    »Aber sie kennen mich.«
    »Das schon. Aber ich habe noch nie gehört, daß jemand einen Professor bittet, auf seine Katzen aufzupassen.«
    »Ich auch nicht, wenn ich es mir recht überlege.«
    Sie war bereits wieder unterwegs. Die Katzen würden sowieso weiter bei mir ein und aus gehen, sagte ich mir. Und ich würde so nett zu

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