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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Flaschen Schampus.«
    Sie stiegen vorn ein, ich setzte mich auf die Rückbank. »Alberne Frau«, murmelte Mr. Irgendwas.
    Eine Weile fuhren wir schweigend. Schließlich sagte sie: »Interessant, was Sie alles über Teppiche wissen. Dann sind Sie wohl Anthropologe?« Die Frage war einfach nur höflich gewesen. Es war ihnen völlig gleichgültig, was ich getan hatte, wer ich war.
    »Nun ja, in gewisser Weise. Teppiche sind so eine Art Hobby. Und Sie?«
    Zuerst antworteten sie gar nicht. Dann sagte er: »Hobbys? Mit dem Hund spazierengehen. Der Garten. Fernsehen.«
    Wir hielten hinter einer ganzen Reihe von Autos am Anfang des Pfads zur Hügelkuppe. Kerzen und Fackeln warfen einen flackernden Schein auf einen großen, schwarzen Holzstoß. Gelächter und Gesprächsfetzen drangen zu uns. Als ich ausstieg, hörte ich die beiden flüstern, und dann sagte sie: »Wir haben es uns anders überlegt, wir kommen doch nicht mit.«
    »Oh, tut mir leid«, sagte ich albernerweise.
    »>Auld Lang Syne< und das alles. Hat uns sehr gefreut. Viel Glück mit den Teppichen.«
    Ich beugte mich zu ihnen hinunter, und sie drehten sich beide zu mir um. Es war, als hätten sie vergessen, wer ich war. Ein Bild blitzte vor mir auf von zwei Toten, die nebeneinander über eine
Wiese gehen mit einem Hund, der vor ihnen herläuft. Sie hatten sich nichts zu sagen. Es war bereits alles gesagt.
    Der Mann hob die Hand. »Ich halte das nicht aus. Tut mir leid.«
    Sie fuhren davon. Ich hatte ihnen nicht einmal für die Beförderung gedankt. Vielleicht werde ich nie mehr über sie erfahren. Vor allem, was ihr Kummer war, warum ihr Leben schon vor langer Zeit zu Ende gegangen war. Die Felix werde ich nicht fragen. Ich will es gar nicht wissen. Der Verlust eines Kindes dürfte das Wahrscheinlichste sein.
    Und so sollte das Millennium enden: Ich winkte einem Auto hinterher mit einem Mr. und einer Mrs. Irgendwas darin, denen irgendwas das Leben ausgepreßt hatte. Sie sind überall. Was können wir schon voneinander wissen? Wie können wir wissen, wie sie gewesen wären, wenn für sie alles gut gelaufen wäre? Da sind Spaziergänge im Wald. Da ist oft ein Garten.

KAPITEL ZWÖLF
    E twa fünfzig Leute waren auf der Hügelkuppe versammelt. Im flackernden Licht der Taschenlampen ging ich zwischen ihnen umher und sah Menschen der unterschiedlichsten Art, einige stumm und mit einem ehrfürchtigen oder gelangweilten Gesichtsausdruck, andere leise sprechend oder etwas lauter, wenn sie sich an ihre Kinder wandten. Ein Mann in Anorak und Gummistiefeln machte sich am Sockel des Holzstoßes zu schaffen. Ich hatte eine große Eisenwanne voller Scheite erwartet, aber es war nur ein Stapel aus altem Bauholz und Möbeltrümmern. Stuhl- und Tischbeine ragten heraus, und obendrauf lag etwas, das aussah wie eine ganze Garderobe.
    »Warum können wir kein Feuerwerk haben?« quengelte ein Mädchen. »Weil es gefährlich ist«, sagte ihr Vater. »Ich will aber ein Feuerwerk«, erwiderte das Mädchen. »Warum denn nicht, Mummy?« Etwa zehn Meter weiter hinten sagte ein Mann mit einem Glas in der Hand: »Im Fernsehen könnten wir sehen, wie auf der ganzen Welt das neue Millennium anbricht.« Die Frau neben ihm erwiderte: »Feuerwerke, Feuerwerke und noch mehr Feuerwerke. Die reinste Geldverschwendung, wenn du mich fragst. Ich meine, die sind doch überall gleich, oder? Ein kurzes Aufleuchten, und dann nichts mehr.« Der Mann stöhnte. »Das sagst du immer wieder. Aber sag mal, wo ist denn eigentlich diese verdammte Flasche hingekommen?«
    Aus der Dunkelheit war auch anderes Murmeln zu hören, und die Wörter »historisch« und »erinnern« wurden mehr als einmal benutzt. Vorwiegend waren die Leute aber stumm, vielleicht weil sie annahmen, daß man diesen Anlaß mit seinen Mitmenschen in
feierlichem Schweigen begehen sollte. »So was kommt ja nicht jeden Tag vor, oder?« sagte hinter mir die Stimme einer alten Frau. Ein Stückchen weiter vorn stand eine große Frau mit einem sehr langen Fransenschal und einem schwarzen Filzhut. Sie stand ein wenig abseits, und als sie nun, jedes Wort überdeutlich artikulierend, sprach, war es an alle und an niemanden im besonderen gerichtet. »Dieses Palaver um den Dome und die ganze Prominenz. Das kann es doch nicht sein. Es sollte für normale Leute wie uns sein. Die Nachbarschaft.« Vor ihr drückte ein Mann mit Kahlkopf und Bart den Kopf einer Frau an seine Brust. »Denk dir nichts, Liebling«, sagte er. »Morgen bringen sie die Höhepunkte noch

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