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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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und unsicher. Nach der ersten Strophe verlor es sich, und ein Mann rief: »Ein glückliches neues Millennium für alle!« Ein Murmeln folgte, und die Leute zerstreuten sich allmählich, viele mit einem letzten Blick auf das Freudenfeuer, als fragten sie sich, ob das schon alles gewesen sei. Hinter mir sagte eine vertraute Mädchenstimme: »Wann ist das Feuerwerk, Daddy?«
     
    Ich kehrte zurück und sah die Felix und die Warmingtons mit Champagnergläsern dicht beieinanderstehen, als würden sie sich gegenseitig bemitleiden.

    »Da sind Sie ja, Tom«, sagte Mr. Felix. »Gerade rechtzeitig.«
    Er gab mir ein Glas und goß mir Champagner ein. Ich hob das Glas.
    »Ein glückliches neues Jahr«, sagte ich.
    Sie erwiderten den Wunsch nur murmelnd. Mrs. Felix hatte die Augen geschlossen und schwankte leicht. Ich hatte offensichtlich abgewürgt, worüber sie eben gesprochen hatten. Über mich? Das fragen wir uns oft. Doch es ist meistens so, daß die Leute viel weniger an uns denken, geschweige denn über uns reden, als wir glauben. Ich hätte sie jetzt am liebsten verlassen, aber ich brauchte eine Mitfahrgelegenheit. Und genau dazu führte das Schweigen. Da nichts mehr über irgendwas zu sagen war, die Vergangenheit oder die Zukunft, die Hoffnungen oder die Reue oder was sonst noch vor einem neuen Jahr, geschweige denn einem neuen Millennium, heraufbeschworen wird, machten wir uns auf den Rückweg zu den Autos. Hinter uns fing man wieder an zu singen, diesmal mit mehr Schwung, doch als wir den Parkplatz erreichten, war der Gesang schon wieder zu Ende, und es fing an zu nieseln.
    Ich fuhr mit den Warmingtons zurück.
    »War irgendwie schon ein ziemlicher Reinfall«, sagte er nach einer Weile.
    »Was hast du denn erwartet?« erwiderte sie. »Ach, ich weiß auch nicht ... man sollte vielleicht Bestandsaufnahme machen, denke ich.«
    »Typisch für dich.«
    Wir fuhren schweigend weiter, denn der große Streit mußte warten. Ich stellte mir vor, wie Richard Bestandsaufnahmen machte, was für ein katastrophales Wortspiel er daraus machen könnte, und hoffte inständig, er würde nicht irgendwann mit einer Polaroidkamera durchs Grünpflanzenlager laufen. Deshalb traf mich unvorbereitet, was Mr. Warmington nun sagte.
    »Entschuldigung, Eric, so war doch dein ...«
    »Tom.«
    Er schüttelte den Kopf, als wäre er nach dem Schwimmen eben aus dem Wasser gestiegen. »Ich war mir sicher, es war Eric Shipley.
Und ich war mir genauso sicher, daß er in Marokko ein blutiges Ende gefunden hatte.«
    »Du hast sicher mit beidem recht. Ich kannte ihn nicht.«
    »Aber ich dachte ...«
    Zum Glück brodelte der bevorstehende Streit bereits jetzt in Mrs. Warmington hoch. »Keine verdammten Erinnerungen mehr an das verdammte Oxford«, sagte sie. »Das wäre doch ein guter Vorsatz für das neue Millennium.«
    Er schien das gar nicht zu hören, offensichtlich war ihm dieser Tonfall noch aus dem alten Millennium allzu vertraut. »Ich könnte schwören, du hast gesagt ...« Er drehte sich zu mir um.
    »Um Himmels willen, paß auf, wo du hinfährst ... Darling«, sagte sie, und die drei Punkte sollten eine Gedankenpause andeuten, die so lange war, daß das Folgende ebensogut der Anfang von etwas völlig anderem hätte sein können, etwas, das für einen entschlossenen Neustart im Leben geeigneter war.
    Eine lange Pause entstand, und ich vermutete, daß sie, oder genauer er, von mir eine Antwort erwarteten. Dann sagte er: »Der arme, alte Simon. Dem standen doch alle Möglichkeiten offen. Sehr gescheit, und nett noch dazu.«
    »Auch arme Sheila.«
    »Natürlich, ich meinte ja nur ...«
    Sie beugte sich zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel. »Ich weiß, was du meinst, Darling. Aber wäre das nicht ein guter Anfang? Zu denken, was uns erspart geblieben ist?«
    Er legte seine Hand auf die ihre, als wir bei den Felix ankamen, die kurz vor uns eingetroffen waren.
    »Hast ja recht, wie immer«, sagte er, als wir ausstiegen. »Eric Shipley. Ich hätte schwören können ...«
    »Fast immer«, erwiderte sie.
    »Noch einen für unterwegs«, rief uns Mrs. Felix von der Tür aus zu. Mr. Felix stand gebückt da und versuchte, den Schlüssel ins Schloß zu schieben. Sie schlug ihm kräftig auf den Rücken und sagte, ohne die Stimme zu senken: »Jetzt mach mal zu, du alter Langweiler.« Dann noch lauter: »Noch eine Flasche im Kühlschrank« — wobei das letzte Wort erraten werden mußte.

    Ich bedankte mich und ließ die vier auf der

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