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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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schlimmer zugerichtet, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Darauf hatte ich nichts zu sagen, ich strich ihr nur über den Arm und ging. An der Ecke drehte ich mich noch einmal um, und sie warf mir eine Kußhand zu. Über ihren eigenen Ruf hatte sie sich wahrscheinlich noch nie Gedanken gemacht.
     
    Ich traf John Brown wie vereinbart im Connaught. Er trug einen blauen Blazer mit Goldknöpfen, eine Clubkrawatte, eine gutgebügelte Hose und auf Hochglanz polierte Oxford-Schuhe. Sein Hemd war weiß, und die Manschettenknöpfe waren groß und aus Gold und wie Blumen geformt. Er war perfekt frisiert und trug seine dunkle Brille nicht. Seine Augen schienen an Farbe gewonnen zu haben, sie waren jetzt von einem dunkleren Grau.
    »O Mann!« sagte ich. »Wollen Sie sich wirklich sehen lassen mit ...!«
    Er rief das Barmädchen und bestellte mir einen doppelten Whisky mit Soda. Wenn ich allein bin, trinke ich inzwischen nur noch sehr mäßige Mengen Rotwein. Wenn ich mich deswegen wenigstens besser fühlen würde, zusätzlich zu dem, was die Pillen bewirken — nicht nur besser, als ich mich ohne sie fühlen würde. Wieviel besser das ist, kann ich nur raten. Dasselbe gilt, wenn’s darum geht, daß ich mich gern besser fühlen würde, als ich es normalerweise tue. Allerdings vermute ich, daß ich mich dann immer noch fragen würde, um wieviel besser es mir schon einmal ging
oder gehen könnte. In der Gegenwart zu leben ist nicht gut für die Gesundheit. Wie auch immer, ich war zu sehr außer Atem, um statt dessen Wein zu verlangen, und er sah mir zu, wie ich nach Atem rang.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?« fragte er.
    »Alles bestens, hervorragend. Aber schauen Sie sich mal an.«
    »Lastwagenverleih. Transportmanager. Da war ich mal ziemlich gut drin. Großartig ist jetzt allerdings, daß ich merke, daß ich es noch immer bin. Vielleicht sogar noch besser.«
    Während ich an meinem Whisky nippte, erzählte er mir, wie er den Job bekommen hatte. Glückstreffer. Hatte auf eine Anzeige geantwortet. Familienunternehmen. Anzahl der Transporter. Expansion und so weiter. Stolz überreichte er mir seine Karte. Während ich sie mir anschaute, entstand eine Pause.
    »Das ist, na ja, ganz gut«, sagte ich.
    »Es ist verdammt noch mal sehr gut, Tom, wenn man’s genau nimmt.«
    Noch eine Pause. »Und wie geht’s ... ?«
    »Darauf wollte ich eben kommen. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Der Junge kommt demnächst für ein paar Tage zu uns. Ich würde Sie gern zum Abendessen einladen.«
    »Das ist sehr ... Aber wollen Sie nicht lieber ... Ich meine ...«
    »Nein, wissen Sie, wir hätten gern eine Dinnerparty. Das auch nicht gerade. Einen Gast. Nur um zu zeigen ...«
    Ich sagte, ich würde sehr gern kommen. Wir vereinbarten Datum und Uhrzeit, und nachdem er gemerkt hatte, daß ich nichts Neues zu berichten hatte, außer daß Adrian in New York war, erzählte er mir mehr von seinem neuen Job, von den Ideen, die er dafür hatte — irgend etwas mit Computerisierung. Er hatte mir einen zweiten doppelten Whisky bestellt, den zu trinken ich noch zögerte, während er an seinem ersten Campari Soda nippte. Das Barmädchen war ohne ein Wort gekommen und wieder gegangen. Wieder eine Neue. Wieder blond. Auch alles andere wieder genauso, vielleicht sogar noch ein bißchen verstärkt. Kürzerer Rock. Runderer Hintern. Weitere Bluse. Als er aufstand, sah er, daß ich sie anschaute.

    »Bis dann«, sagte er mit einem Blinzeln. »Und danke, Tom. Sie sind ein Kamerad und Gentleman.«
     
    Das Barmädchen kam an meinen Tisch und fragte mich, ob ich noch einen Drink möchte, obwohl mein zweiter noch so gut wie unberührt war. Ich schüttelte den Kopf und wandte mich ab, um auf das langsam dunkler werdende Meer hinauszusehen. Noch immer waren ein paar Leute am Strand. Ein schwarzer Hund sprang am Wasserrand umher. Abfall im dümpelnden Algenstreifen reflektierte das letzte Licht. Die Sonne war eben untergegangen, als ich ankam. Zu der Zeit noch keine Wolken, doch jetzt zogen sich einige ziemlich hoch am Himmel zusammen. Es war ein sehr ruhiger Abend. Das glatte Meer glitt anmutig in die Nacht. Dieses mächtige Leben, das so beruhigend weiterläuft, während wir schlafen. Ich versank eben in Gedanken an die Ewigkeit und andere derartige letzte (vorletzte?) Dinge, über die ich mich bereits ausgelassen habe, als mir bewußt wurde, daß die Kellnerin noch immer da war, sie stand, so wie ich jetzt saß, leicht hinter mir.
    »O Gott«, sagte ich,

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