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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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die ich will, bleibt mir ansonsten wenig Auswahl oder gar keine. Bei meinen Reisen wurde mir erst so richtig klar, was für eine wirklich
gigantische Menge von hübschen Mädchen es auf der Welt gibt. Was ich bis dahin gekannt hatte, war nur die winzige Spitze eines unermeßlichen Eisbergs. Das stimmt nicht. Falls es einen Eisberg gab, dann war ich es, unter der Oberfläche schwelend, in heißem Wasser treibend ... oder, zweiter Versuch, kopfüber eintauchend, alle Glieder bereit, Frauen und Kinder zuerst ... 0 nein, genau an dieser Stelle stehen sie nicht. Hier funktioniert kein Vergleich.
    Sagen wir einfach, das Schwelen hört in dem Augenblick auf, da ich die Hand auf die Klinke der Hotelzimmertür lege und die Tür öffne. Es ist nie so wie in der Phantasie, so frisch, so reizvoll, so unerreichbar — es ist die alte, alte Geschichte, nichts als Heuchelei und Antiklimax. (Also kommen Sie, wofür halten Sie mich denn?) Dann die Präliminarien, das Verhandeln, das Geldzählen, das Ausziehen — je schwerer für mich, desto einfacher für sie, die Chose erst hoch-, dann rum- und hinter sich zu bringen. Im großen und ganzen war es ganz okay. Es bringt nichts, hier ins Detail zu gehen, nicht ohne Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Und dann? Der geschäftsmäßige Gang ins Bad, das hastige Anziehen, das zum Schafslächeln gewandelte Bocksgrinsen, der letzte höfliche Abschied zwischen nun wieder völlig Fremden. Der größte Spaß, das wissen wir schon lange, liegt in der Erwartung, »größte« allerdings im Sinne von Dauer, nicht von Intensität. Einmal nannte man mich »betäubend«, und ein- oder zweimal habe ich für ein Aufstöhnen gesorgt, aber das ist nichts, worauf ich besonders stolz bin, denn hier werden Verheimlichung und Verstellung eins in der Rücksichtnahme, beinahe hätte ich gesagt, Bettgenossen. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, habe ich dann nach Hause geschrieben — auf Postkarten, die Einkaufszentren zeigten, Kathedralen, Kinderspielplätze, historische Baudenkmäler, alles, was mir gerade in die Finger kam. Ich habe auch Geschenke mitgebracht. Allerdings achtete ich sehr darauf, meiner Frau keinen Tripper mitzubringen (lieber auf Nummer Sicher gehen, als sich dann entschuldigen zu müssen), wobei sie natürlich auch denken könnte, sie hätte sich auf einem Klositz in dem Slum, in dem sie in letzter Zeit Gutes tat, was eingefangen.

    Ich weiß nicht, warum ich so weitermache. Irgendwann war es dann so weit, daß meine Frau mir leid tat. Es würde mir recht geschehen, dachte ich, wenn sie mir untreu wäre. Sicher wußte (weiß) ich nichts. Es hat mich nicht erregt, einer Frau Geld zu geben, die mich dann womöglich »betäubend« nennt. Es muß an dieser Art der Beschäftigung liegen, den meisten anderen gar nicht so unähnlich, die man freudlos nur wegen des Geldes tut, das man dann spart für etwas, was dieses Sparen immer weniger wert ist. Im Hinblick auf meine Kinder, würde es mir etwas ausmachen, daß sie das alles lesen, wenn ich einmal tot und begraben bin? Zu der Zeit werden sie froh sein, trotz meiner Frau, über das Geld, das ich ihnen hinterlassen habe, wobei ihnen vielleicht der Gedanke kommen könnte, daß noch viel mehr davon dasein könnte, wenn ich diese Sachen nicht getrieben hätte. Sie wollen es sich nicht vorstellen — das will man nie, vor allem nicht zwischen den Eltern. Aber wo wären sie ohne es? Es gibt eine Menge, worüber wir nicht nachdenken wollen: die unendliche Zufälligkeit des Ganzen, die sich immer weiter potenziert, das Wunder des Lebens. Das Nachdenken bringt uns nirgendwohin, es ist kein Ende in Sicht, außer beim Kopulieren unserer Eltern; und das ist wohl der Grund, warum wir uns auch sehr schnell über den ganzen Rest keine Gedanken mehr machen, wir wollen uns nicht überlegen, wie das Ganze wohl enden wird, meistens in einem verzweifelten Schrei der Hingabe an Gott — kein Wunder. Die Vorstellung, daß ich in einem Hotelzimmer einer Fremden Geld gebe – wahrscheinlich würden sie genau an diesem Punkt das Interesse verlieren, käme ihnen dann doch auch ein Kontoauszug in den Sinn, von einem Konto, das noch dazu überzogen ist ...
    Kurz gesagt, ich habe es hin und wieder getrieben, und es gibt immer noch eine ganze Menge Frauen, mit denen ich es gern treiben würde, obwohl ich daran nicht denke, wenn ich es gerade getrieben habe, sondern daran, daß das, was ich eben ausgegeben habe, genau dem entspricht, was ich meinen Kindern weniger

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