Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
auf Gina, die ungerührt Kuchen aß und sich eindeutig nur als Zuschauerin betrachtete.
»Oh nein!«, rief sie erschrocken und stellte den Kuchenteller ab. »Das kann doch nicht euer Ernst sein!«
»Wieso nicht?«, fragte Esme. »Tuppy mag dich, weil du so viel von Forellen verstehst.«
»Ich kann aber nicht! Ich bin schon … «
»Schon was?«
»Ich will das nicht«, schaltete sich nun auch Carola ein. »Tuppy mag Gina viel zu sehr. Im Grunde gefällt mir dein ganzer Plan nicht, Esme. Ich will nicht zuschauen, wie eine von euch mit meinem Mann flirtet. Ihr seid alle viel hübscher und größer als ich. Ich werde das nicht zulassen!«
Drei groß gewachsene Frauen betrachteten die Freundin liebevoll. Wie ein Heiligenschein schimmerten ihre goldenen Locken im Sonnenlicht. Carola sah so anbetungswürdig aus wie ein frisch geschlüpftes Küken. »Du bist ja solch eine Närrin«, sagte Esme zärtlich. »Aber wenn du nicht willst, dass Tuppy verführt wird, dann lassen wir es eben.«
»Warum legt sich nicht einfach Carola zu später Stunde in Tuppys Bett?«, schlug Gina vor. »Er würde das nicht erwarten, und es wäre doch eine nette Überraschung. Das heißt, wenn du wirklich glaubst, dass Carola zu derart drastischen Maßnahmen greifen sollte.«
»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Esme. »Tuppy ist vor einem großen Teil der Gesellschaft bloßgestellt worden. Er ist ein Mann und verabscheut daher jede Art von Demütigung. Wäre ich an Tuppys Stelle, so würde ich mich tunlichst von Carola fernhalten, und wenn ich noch so vernarrt in sie wäre. Denn er ist vernarrt in dich, meine Liebe«, sagte sie an Carola gewandt.
»Ganz so vernarrt kann er nicht sein, wenn du glaubst, er würde jede von uns in sein Bett einladen.«
»Das liegt daran, dass wir keine dummen jungen Dinger mehr sind«, erklärte Esme. »Jede von uns könnte einen Mann in ihr Bett locken, ohne sich dafür übermäßig anstrengen zu müssen. Und das schließt dich mit ein«, sagte sie mit einem strengen Blick auf Helene.
»Was soll ich denn nur sagen, wenn er das Zimmer betritt? Ach, ich kann das nicht!«, rief Carola aus. »Es gibt ja auch noch seinen Diener.«
»Den bestechen wir einfach«, beschloss Esme. »Ohne Diener wird er sich selber entkleiden müssen. Die Gästezimmer von Lady Troubridge sehen einander alle mehr oder weniger ähnlich.« Sie nickte zu den Vorhängen, die den Blick auf Carolas Bett versperrten. »Er wird nicht einmal merken, dass du da bist, bevor er ausgezogen im Bett liegt.«
»Aber was soll ich dann nur zu ihm sagen?«
»Nichts«, schlug Gina vor.
»Nichts?« Carola machte große Augen.
Gina lächelte durchtrieben. »Überhaupt nichts.«
Esme sah die Freundin voller Bewunderung an. »Ich sehe dich plötzlich mit ganz anderen Augen, Ambrogina Serrard. Was ist nur aus der herzöglichen Fassade geworden?«
»Eine Herzogin weiß eben zu schweigen, wenn die Umstände es erfordern.«
»Wer hätte das gedacht«, sagte Esme und zwinkerte.
»Nun gut!« Carola beugte sich den Umständen. »Ich tue es.«
»Gut. Ich sage meiner Zofe, sie soll seinen Kammerdiener bestechen. Und dann werden wir « – Esme warf einen Blick auf Gina und Helene – »Lord Perwinkle bis zum richtigen Augenblick im Ballsaal aufhalten.«
»Wann ist der richtige Augenblick?«, wollte Carola wissen.
»Elf Uhr. Vorher lassen wir ihn nicht gehen, Carola. Bis elf musst du also gemütlich in seinem Bett liegen.«
»Ich muss euch jetzt bitten, mich zu entschuldigen«, sagte Gina, die einen hastigen Blick auf die Kaminuhr geworfen hatte und sich nun erhob.
»Warum das?«, fragte Helene. »Ich hatte gehofft, du würdest mit mir ausreiten.«
»Ich habe Cam versprochen, ihn heute Nachmittag in der Bibliothek zu treffen.« Gina klang ein wenig verlegen.
»Aha!« Esme kicherte. »Der schöne Ehemann.«
»Er ist nicht mein Mann!«, gab Gina zurück. »Nun gut, er ist es, aber nicht mehr lange. Ich habe versprochen, ihm Bicksfiddles Briefe zu erklären. Cam will die Verwaltung des Anwesens selbst übernehmen.«
»Na, wenn das kein Fortschritt ist!«, staunte Esme. »Vielleicht legt er nun endlich dieses kindische Verhalten ab.«
»Das ist nicht fair!«, protestierte Gina. »Cam lebt immerhin in Griechenland. Er hatte keine Ahnung, wie viel Arbeit mit dem Gut verbunden ist.«
Helene berührte leicht Ginas Hand und sagte mit ihrer leisen, klaren Stimme: »Aber es ist doch nett, dass er dir die Arbeit abnehmen will, seit er es erkannt
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