Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
meisten an dir liebe, Gina: dass die hässlicheren Seiten des Lebens dich nicht zu berühren vermögen.«
»Und was wird geschehen, wenn wir erst verheiratet sind und ich nicht länger unschuldig bleibe?«, fragte Gina unverblümt.
Sebastian lächelte. »Du wirst immer deine unschuldige Schönheit besitzen. Du hast so etwas Unberührtes und Unberührbares an dir – das Kennzeichen einer durch und durch guten Erziehung.«
»Aber, Sebastian … «, begann Gina, denn einen waghalsigen Moment lang erwog sie, ihren neu entdeckten illegitimen Bruder zur Sprache zu bringen.
Lady Troubridge klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit ihrer Gäste zu erregen. Sebastian wandte sich sofort der Gastgeberin zu.
»Darf ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten!«, rief die Lady mit fröhlicher Stimme. »Mr Gerard hat sich bereit erklärt, am Wochenende eine kleine Darbietung zu inszenieren: ein paar kleine Szenen von Shakespeare. Wer eine Rolle übernehmen will, möge sich bitte bei mir melden!«
Zu Ginas Überraschung zeigte Sebastians Miene erneutes Missfallen. »Gemeinsam mit einem Berufsschauspieler auftreten? Das ist in gröbster Weise unschicklich!«
»Ach, Sebastian«, klagte sie. »Manchmal glaube ich, das ist dein Lieblingswort.«
Er öffnete den Mund, besann sich jedoch eines Besseren. Zu ihrer unbeschreiblichen Erleichterung sah Gina für einen kurzen Moment den früheren Sebastian aufblitzen, der noch nicht so eifrig auf Rang und Titel bedacht gewesen war. »Ich werde zu engstirnig, willst du das damit sagen?«
Dankbar lächelte sie ihn an. »Nur ein bisschen.«
»Mein Vater war ein furchtbar steifer Mann. Gerade letzte Nacht habe ich noch an ihn gedacht. Ich schätze, du hast recht, Gina. Ich werde zu spröde.« Bei der Vorstellung wirkte er ganz entsetzt.
Gina tätschelte seine Hand. Sie wünschte nur, sie könnte ihre Zuneigung deutlicher zeigen, doch das hätte nicht nur Sebastian, sondern auch die übrige Gesellschaft in größte Verlegenheit gebracht.
»Ich habe dich«, sagte er und schaute ihr tief in die Augen.
»Ja, du hast mich«, wiederholte sie betont herzlich.
»Ach, ist das nicht reizend? Wär’s nicht wunderbar, wenn wir alle Gina haben könnten?«, raunte Cam mit seidenweicher Stimme an ihrer Schulter. »Tatsächlich bin ich überzeugt, dass wir beide das gleiche große Glück haben! Ist das nicht außergewöhnlich?«
»Ich bin ein glücklicher Mann«, sagte Sebastian ein wenig zu laut.
»Und ich auch, ich auch.«
»Gina und ich wollten uns gerade melden, um an der Shakespeare-Inszenierung teilzunehmen«, sagte Sebastian und erhob sich so rasch, dass er fast seinen Stuhl umgestoßen hätte. »Wenn Sie uns entschuldigen wollen … «
»Lassen Sie sich durch mich nicht aufhalten. Ich denke, ich werde mich auch beteiligen, und vermutlich wird Lady Rawlings mich nicht abweisen«, sagte Cam. Damit wandte er sich um und winkte Esme zu, die zu Ginas Empörung mit einem so zärtlichen Lächeln antwortete, dass sie nicht umhinkonnte, sich für die Freundin zu schämen. Esme hatte kein Recht, ihren Mann so offen zu umgarnen.
»Komm jetzt, Sebastian!«, befahl sie und schritt auf Lady Troubridge zu, ohne auf Esme zu warten.
Der junge Schauspieler Reginald Gerard war von einer Schar aufgeregter Debütantinnen umgeben, die ihn kichernd bestürmten, die Rolle der Heldin spielen zu dürfen. Doch ihre Hoffnungen wurden von Lady Troubridge rasch zunichtegemacht.
»Tut mir leid, Mädchen«, sagte sie nachdrücklich und scheuchte die jungen Dinger fort, indem sie mit einem farbenfrohen Taschentuch wedelte. »Ihre Mütter und ich haben beschlossen, dass die Teilnahme an einem Schauspiel für unverheiratete Mädchen ein wenig zu gewagt ist. Ich lasse mir meine Hausgesellschaft nicht durch einen Skandal ruinieren!« Heiter ignorierte sie die Tatsache, dass ihre Hausgesellschaften zwangsläufig den Grundstock für jeglichen Klatsch in den ersten beiden Monaten der Saison bildeten. »Nein, Mr Gerard wird sich mit verheirateten Frauen begnügen müssen. Sie werden sich hervorragend eignen!«, rief sie mit einem Blick auf Gina und ihre Gefährten aus.
Reginald Gerard machte ein langes Gesicht. Es war deutlich zu erkennen, dass er seine Nachmittage nicht mit Ehepaaren verbringen wollte. Wahrscheinlich hatte er die Hoffnung gehegt, mit einer reichen Erbin durchbrennen zu können.
»Ich stimme Ihnen zu, Mylady«, sagte Sebastian an Lady Troubridge gewandt. »Dramatische Prosa ist für junge Damen einfach zu
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