Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
ihm sofort eine Nachricht, dann können wir beim Frühstück damit anfangen.« Carola wirkte ein winziges bisschen fröhlicher.
Esme küsste sie auf die Wange. »Mmm, du duftest nach Pfirsich.« Sie wandte sich zur Tür.
»Danke!«
»Nichts zu danken«, rief sie zurück und trat in den Korridor.
Dort stieß sie mit einem hochgewachsenen Mann zusammen.
»Verzeihung«, sagte eine stahlharte Stimme gerade oberhalb ihres Kopfes.
Esme stützte sich an der Wand ab. Dann richtete sie sich wieder auf und sank in einen Knicks. »Sie müssen sich doch nicht entschuldigen, Mylord. Ich hätte besser aufpassen sollen.« Schließlich konnte sie sich nicht länger beherrschen und sah zu ihm auf.
Warum musste er nur so schöne Augen haben? Kobaltblau. Viel zu schön für einen Mann.
»Wessen Zimmer ist das?!«, fauchte er. »War es sehr vergnüglich?«
Esme verfügte über einen eisigen Blick, der ihr in den vergangenen Jahren schon oft geholfen hatte. »Es war überaus vergnüglich.« Sie ließ ein wenig Freundlichkeit in ihre Stimme einfließen. »Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie eines Tages solches Glück erfahren.« Sie versuchte, sich an seiner mächtigen Gestalt vorbeizudrücken, doch sein ausgestreckter Arm hinderte sie daran.
»Lord Bonnington?« Esme hatte die Kunst des vernichtenden Blicks zur Perfektion gebracht und ließ den Marquis dessen volle Wirkung spüren.
Aber Sebastian hatte sich von ihr noch nie einschüchtern lassen. »Sie sollten damit aufhören, Männer in ihren Zimmern zu besuchen. Was wäre, wenn jemand anders als ich Sie dabei ertappt hätte? Ihr guter Ruf hängt bereits an einem seidenen Faden.«
Zorn schnürte Esme die Kehle zu. Doch es widersprach ihren Grundsätzen, einem Mann gegenüber Wut – oder ein anderes ehrliches Gefühl – offen zu zeigen. So begnügte sie sich mit einem unschuldigen Augenaufschlag. »Mann oder Frau?«, gurrte sie.
»Wie bitte?«
»Bin ich von einem Mann oder einer Frau ertappt worden?«
Er knirschte sichtlich mit den Zähnen. »Von einem Mann!«
Schweigend blickte sie ihn an, während sie im Geiste bis vierzig zählte. Dann rückte sie mit einer leichten, trägen Bewegung ihrer Schultern ihr Mieder zurecht, wodurch es nur noch tiefer rutschte und ihre Brustspitzen eben noch bedeckte.
»Bemühen Sie sich nicht zu antworten«, sagte Sebastian mit schneidender Stimme. »Ich habe wohl verstanden, auf welche Weise Sie sich aus der Affäre zu ziehen gedenken. Der fragliche Gentleman hat wirklich großes Glück.«
Esme lächelte ihn verführerisch an. »Ich bezahle meine Schulden stets.« In ihrem Magen brodelte es, aber auf ihrem Gesicht war keine Spur ihres Zorns zu erkennen. Sie lächelte Sebastian hingebungsvoll an und überlegte sich die nächste provokative Bemerkung. Da streckte er die Hand aus und berührte ihr Gesicht, ganz kurz nur.
»Tun Sie das nicht!«
Für einen Moment herrschte vollkommene Stille im Korridor.
»Was?«
»Tun Sie das nicht! Es ist nicht nötig.«
Esmes verführerische Pose glitt von ihr ab wie ein schwerer Mantel. »Sie haben Ihre Gefühle nun deutlich zum Ausdruck gebracht, Mylord. Sie brauchen nicht zu fürchten, dass ich Sie verführen will.«
Verdammt sollten sie sein, diese blauen Augen! Jetzt nahmen sie einen flehenden Ausdruck an, wollten ihren Zorn besänftigen.
Dann streckte der Marquis die Arme aus, fasste ihre Schultern und zog sie ganz, ganz langsam an sich. Währenddessen blickte er ihr unverwandt in die Augen. Und Esme ließ sich ziehen, ja, der Himmel mochte ihr beistehen, sie taumelte auf ihn zu wie ein Kaninchen, das vom Blick der Schlange hypnotisiert wurde!
Seine Lippen waren sanft. Sie öffnete den Mund, und ihre Zungen fanden einander, und dann war es mit der Sanftheit vorbei. Erst geraume Zeit später merkte Esme, dass seine Hände auf ihren Brüsten lagen und dass sie soeben in seinen Mund gestöhnt hatte und am ganzen Leibe zitterte …
Schließlich gewann ihre Vernunft wieder die Oberhand. Sie riss sich so hastig von ihm los, dass ihr Kopf gegen die Wand schlug. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen … «
Das Leuchten in Sebastians Augen erlosch. »Ich sollte Sie um Verzeihung ersuchen.«
Sie wartete.
»Weil ich Sie aufgehalten habe«, sagte er.
Einen Herzschlag lang flackerte der Zorn erneut auf. »Darf ich das so verstehen, dass meine Schuld beglichen ist, Mylord?«
Esme knickste tief, wobei sie darauf achtete, dass ihre Brüste gut zu sehen waren. Nur sie selbst wusste, wie sehr ihre
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