Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
um nicht die wenigen Schritte den Hang hinunterzurennen und sich in seine Arme zu werfen.
Tuppy hob eine Hand, deshalb winkte sie zurück.
»Ich sehe dich heute Abend«, rief er.
Carola errötete leicht.
»Beim Dinner«, präzisierte er.
»Ja«, sagte sie. »Ist das nicht ein glücklicher Zufall? Lady Troubridge sagte mir heute Morgen, dass sie den lieben Neville auf meine linke Seite gesetzt habe. Meine beiden Lieblings…« – sie machte eine bedeutungsvolle Pause – »…angler werden also beim Essen an meiner Seite sein. Ich freue mich schon sehr darauf!«
Selbst aus der Entfernung sah es so aus, als knirschte er mit den Zähnen. Carola hoffte , dass er es tat. Sie winkte ihm noch einmal fröhlich zu und ging weiter zum Haus.
20
Sollten Ehepaare ein Schlafzimmer teilen oder nicht?
Gina sah Cam erst am frühen Nachmittag wieder. Lady Troubridge hatte einen Klaviervortrag anberaumt, zu dem einige der anwesenden jungen Damen nur allzu bereitwillig ihren Beitrag leisteten. Eben hämmerte Miss Margaret Deventosh ein Stück von Händel mit mehr Begeisterung als Talent in die Tasten, als Cam auftauchte und auf dem freien Stuhl neben ihr Platz nahm.
»Hast du die Aphrodite?«, fragte er.
Gina sah ihn strafend an. »Psst!« Dann lauschte sie wieder Miss Margaret, die die Klaviertastatur nach Kräften misshandelte.
»Das Mädchen hat heute ja noch mehr Pickel als vor drei Tagen«, stellte Cam erstaunt fest.
Nun wurde Gina wütend. »Wirst du wohl still sein!« Sebastian, der auf ihrer anderen Seite saß, erstarrte.
»Hast du die Aphrodite seit dem Einbruch noch einmal gesehen?«, wiederholte Cam seine Frage ein wenig leiser.
Jetzt begriff Gina, was er meinte. Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich bin sicher, dass sie noch da ist«, wisperte sie. »Wer sollte sie schon stehlen wollen?«
»Ich zum Beispiel. Du solltest nämlich wissen, dass diese Aphrodite von dem großen Cellini gefertigt wurde.«
»Ich habe keine Ahnung, wer Cellini ist. Meine Statuette ist eher schludrig gefertigt. Ich habe sie gestern Abend sorgfältig untersucht. Man kann erkennen, dass sie aus mehreren Teilen zusammengesetzt ist.«
»Zusammengesetzt?«
Sebastian tippte ihr mit dem Finger auf den Arm. Gina warf Cam einen mahnenden Blick zu und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den musikalischen Vortrag. Miss Margaret steuerte unter reger Zuhilfenahme der Pedale auf den stürmischen Höhepunkt zu.
»Herr im Himmel, wer hat der bloß das Klavierspielen beigebracht?«, stöhnte Cam in Ginas Ohr. Offensichtlich störte es ihn überhaupt nicht, dass viele Leute im Salon ihm missbilligende Blicke zuwarfen.
Margaret beendete das Stück, indem sie ein letztes Mal wuchtig auf die Pedale trat.
»Gott sei Dank!« Cam zog Gina auf die Beine. »Wir müssen sofort nach deiner Aphrodite sehen.«
»Wie bitte?«
Sebastian blickte Cam missbilligend an, doch der achtete nicht darauf. »Wir müssen uns überzeugen, dass sie nicht gestohlen worden ist.«
Gina winkte Sebastian hilflos einen Abschiedsgruß zu.
»Dein Zimmer war das einzige, das die Diebe durchwühlt haben, obwohl es doch viel sinnvoller gewesen wäre, sich das Zimmer einer älteren Dame vorzunehmen. Jeder weiß doch, dass sie ihren Schmuck herumliegen lassen und mit dem Geld unter der Matratze schlafen. Du hingegen machst den Eindruck, als ob dein Schmuck stets sicher verwahrt wäre.«
»Was meinst du damit: Ich mache den Eindruck?«, wollte Gina wissen.
Cam schnaubte zornig. »Hast du jemals eine Smaragdkette über Nacht herumliegen lassen?«
»Nun, das vielleicht nicht, aber … «
»Bist du je ins Bett gegangen, ohne dir voher das Gesicht gewaschen und eingecremt und Gott weiß welche Schminksachen benutzt zu haben?«
»Ich würde doch im Bett keine Schminke tragen!«, empörte sich Gina.
»Bist du jemals nackt zwischen die Laken geschlüpft? Oder in den jungen Morgen herausgeeilt, ohne dir zuvor die Zähne zu putzen? Hast du jemals barfuß auf dem Rasen getanzt?«
»In vielen deiner Fantasien scheint es wesentlich zu sein, dass man schmutzig oder unbekleidet ist«, sagte Gina würdevoll.
Cam lachte und lenkte seine Schritte Richtung Treppe. »Wenn ich bitten darf, Herzogin?«
»Ich stehe oft in aller Herrgottsfrühe auf. Erst letzte Woche bin ich um drei Uhr ins Gewächshaus gegangen.«
»Weil angeblich ein Meteorschauer zu bestaunen war, ich weiß. War das der Anlass, wegen dem man dich und den armen Mr Wapping außerehelicher Vergnügungen verdächtigt
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