Ein unerhörtes Angebot
„Sie tun George keinen Gefallen, wenn Sie ihn wie einen Dummkopf dastehen lassen, meine Liebe.“ Plötzlich war er bei ihr, und Helen befand sich in der Falle, gefangen zwischen ihm und der Eibenhecke. „Wenn Sie mir jedoch ein wenig entgegenkommen, verspreche ich Ihnen, dass ich die Schulden Ihres tölpelhaften Bruders vergessen werde.“
„Ich habe Ihnen schon deutlich gemacht, wie ich dazu stehe“, erinnerte Helen ihn kühl. Sie versuchte, sich auf die Rückseite der Bank zu retten, aber die Hecke dahinter ließ ihr nicht genug Platz. „Ich werde niemals Ihre Mätresse. Wenn Sie also keinen vernünftigen Vorschlag machen können, vergeuden Sie meine Zeit.“
„Ich denke ganz im Gegenteil, dass mein Vorschlag sehr vernünftig ist“, wandte Bridgeman, immer noch freundlich, ein. „Und wenn Hunter Ihrer müde ist, werden Sie sich ohnehin nicht mehr so zieren.“ Er grinste, als er ihre erschrockene Miene gewahrte. „Ich weiß, dass er Ihnen die Miete für Westlea House erlassen hat, weil Sie gelegentlich bereit sind, die Nacht in einem netten Häuschen in Chelsea zu verbringen.“
Betroffen biss Helen sich auf die Unterlippe.
„Ah, ich sehe, Sie glaubten, niemand wüsste von Ihrem kleinen Liebesnest.“ Bridgemans Augen blitzten zufrieden auf. „Nun, ich habe es mir angelegen sein lassen, Ihnen zu folgen, als Sie und Hunter den Musikabend bei den Beaumonts verließen. Eine extreme Maßnahme, wie ich gern zugebe, aber das ist Ihre Wirkung auf mich, Mrs. Marlowe. Ich will Sie, und da ich jetzt weiß, dass Sie nicht zu prüde sind, sich kaufen zu lassen, werde ich Sie auch bekommen.“ Er legte nachdenklich den Kopf schräg. „Ich könnte dafür sorgen, dass in den Salons von nichts anderem die Rede ist als davon, wie Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie starren nicht jede Nacht in Chelsea an die Decke, wie ich weiß. Wann immer Hunter die Gesellschaft einer Blonden vorzieht, könnte ich also seinen Platz einnehmen.“ Er lachte amüsiert. „Sehen Sie mich nicht so trübsinnig an, meine Liebe. War Ihnen nicht bekannt, dass Diana Tucker nach wie vor in einem seiner Häuser wohnt?“
Helen spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte, aber sie schaffte es dennoch zu flüstern: „Sie sind ein noch größerer Dummkopf als mein Bruder, wenn Sie glauben, ich höre mir …“
Sie kam nicht weiter, da er sie schon im nächsten Moment mit erstaunlicher Geschicklichkeit und Stärke gegen die Hecke drängte, den Mund hart auf ihren presste und grob ihre Brust betatschte.
„Unterbreche ich ein zärtliches Stelldichein?“
Bridgeman wirbelte keuchend herum, als er die sarkastische Stimme hörte. Er stieß einen unflätigen Fluch aus, doch als er erkannte, um wen es sich bei dem Eindringling handelte, leuchteten seine Augen triumphierend auf. „Ich glaube, das sollten Sie die Dame fragen … oder nach dem urteilen, was Sie mit eigenen Augen gesehen haben, Hunter.“ Er betrachtete schadenfroh Helens entsetztes Gesicht. „Möchten Sie ihm von unserem Tête-à-Tête berichten, meine Liebe, oder soll ich es tun? Er wird es in jedem Fall bald genug erfahren.“
Helen erwachte aus ihrer Betäubung, stieß Bridgeman von sich und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Sie machte einige zögernde Schritte auf Jason zu und sah ihn flehend an. Er lächelte, aber seine Kälte und die Teilnahmslosigkeit in seinen Augen ließen sie bis ins Innerste schaudern. „Es ist nicht so, wie es aussieht“, flüsterte sie. „Ich hoffe, du glaubst nicht, dass ich von ihm geküsst werden wollte.“ Jason erwiderte nichts darauf, und sie erkannte, dass er tatsächlich an ihr zweifelte.
Wut und Kränkung kämpften in ihr um die Oberhand, sodass sie zu keinem klaren Gedanken fähig war. Ein einziger allerdings kehrte immer wieder: Diana Tucker war immer noch Teil von Jasons Leben.
So oft war sie versucht gewesen, Jason nach ihr zu fragen, aber ihr Stolz hatte es ihr verboten. Immerhin hatte sie in ihrer Naivität versprochen, ihn nicht mit ihrer Neugier zu plagen oder Treue von ihm zu verlangen. Sie hatte sich eingeredet, dass sie es wissen würde, wenn er eine andere Frau in sein Bett nahm. Zwar verbrachten sie nicht jede Nacht zusammen, doch Helen war davon überzeugt gewesen, dass die Leidenschaft und die Zuneigung zwischen ihnen etwas Besonderes war. Wenn er sie liebte, tat er es zärtlich und geduldig. Selbst wenn es ihm manchmal sehr schwerfallen musste, sich zurückzuhalten, dachte er immer zuerst an das
Weitere Kostenlose Bücher